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Mischpoche

Titel: Mischpoche
Autoren: Gmeiner-Verlag
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und stark erotisierten ›Sado-Show‹, für die bis zu 300.000 Kronen (was etwa dem Wochenlohn eines Bediensteten entsprach) entrichtet werden mussten. Zu den ›Kunden‹ der Kadivec zählten zahlreiche Vertreter der sogenannten feinen Gesellschaft, die jedoch, nachdem die Sache aufgeflogen war, im Gegensatz zur Kadivec allesamt unbehelligt blieben. Ruchbar wurden die Machinationen der Kadivec schließlich, weil sich eines der gepeinigten Mädchen einer Jugendfürsorgerin anvertraute, welche umgehend die Polizei einschaltete. Angeklagt wegen Schändung, Verführung zur Unzucht sowie ›Unzucht wider die Natur‹ (worunter das Strafgesetzbuch lesbische und homosexuelle Liebe verstand), wurde Kadivec am 1. März 1924 zu sieben Jahren Haft verurteilt. In der Haft schrieb Kadivec ein fragwürdiges Bekenntnisbuch mit dem Titel ›Unter der Peitsche der Leidenschaft‹, welches 1931 in Deutschland veröffentlicht wurde. Ihr weiteres Leben widmete Kadivec ihrer Rehabilitation, die jedoch unterblieb. Kadivec endete schließlich in der Irrenanstalt am Wiener Steinhof.
    Quellen: Ilse Reiter: Gustav Harpner. Wien 2008; Anna Lindner, Thomas Gassner: Wiener Kriminalschauplätze, Wien 2009, S. 24 f.;
     
    1924:
    Im Gefolge des nationalsozialistischen Putschversuchs im November 1923 musste sich Adolf Hitler Anfang 1924 vor Gericht verantworten. Durch die Verurteilung wegen Hochverrats wurde die Frage seiner Abschiebung aus Deutschland virulent, da Hitler, wiewohl seit 1913 in München lebend, keine deutsche Staatsbürgerschaft besaß. Paragraph 9 Absatz 2 des Reichsgesetzes zum Schutz der Republik schrieb die Abschiebung verurteilter Hochverräter zwingend vor, und so erging an die Linzer Polizeidirektion eine diesbezügliche Anfrage, die von oberösterreichischer Seite nicht negativ beantwortet wurde. Doch die Wiener Behörden konterkarierten diesen Wunsch mit dem Hinweis auf die Fragwürdigkeit von Hitlers österreichischer Staatsbürgerschaft. Schließlich vermochte Bundeskanzler Ignaz Seipel nach entsprechender Beratung durch Beamte des Innenministeriums darauf zu verweisen, dass Hitler durch seinen Dienst im Deutschen Heer Deutscher geworden sei, jedenfalls aber die österreichische Staatsbürgerschaft durch sein Eintreten in ein fremdes Heer verwirkt habe. Die Abschiebung nach Österreich unterblieb daher.
    Quellen: Walter Ziegler: Die Ausweisung Adolf Hitlers aus Bayern. In: Historisches Lexikon Bayerns. ( www.historisches-lexikon-bayerns.de , 5.5.2009); Othmar Plöckinger: Geschichte eines Buches. München 2006, S. 56 ff.; Donald Watt: Die bayrischen Bemühungen um eine Ausweisung Hitlers 1924. In: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte Nr. 6, S. 270-280.
     
    1925:
    Hugo Bettauer (1872 – 1925) war in den ersten Jahren der Republik einer der bekanntesten und erfolgreichsten Schriftsteller Österreichs. Sämtliche seiner Romane wurden Bestseller mit Verkaufszahlen weit jenseits der 100.000 Stück. Die meisten wurden promt verfilmt, wobei ›Die Stadt ohne Juden‹ (1924) und ›Die freudlose Gasse‹ (1925) insofern herausragten, als in ersterem Hans Moser, in letzterem Greta Garbo auf der Leinwand debüttierten. Ab 1924 gab Bettauer zudem die Wochenschrift ›Er und Sie‹ heraus, welche die höchste Auflage unter den damaligen Wochenzeitungen in Österreich erreichte. Vor allem mit seinem Programm einer sexuell aufgeschlossenen Lebensführung erregte Bettauer den Hass reaktionärer Kreise, die gegen ihn wüste Kampagnen führten. Es fehlte nicht an Morddrohungen und offenen Aufrufen, Bettauer zum Schweigen zu bringen, und am 10. März 1925 wurde er von dem Nationalsozialisten Otto Rothstock in den Redaktionsräumen der Zeitschrift niedergeschossen, woran Bettauer am 26. März 1925 starb. Rothstocks Anwalt, der Anführer der österreichischen NSDAP, erwirkte im Prozess die Einweisung Rothstocks in eine psychiatrische Klinik – sei er doch zum Tatzeitpunkt temporär unzurechnungsfähig gewesen –, die Rothstock 18 Monate später als freier Mann verlassen konnte.
    Quellen: Murray Hall: Der Fall Bettauer. Wien 1978; Neues Acht Uhr Blatt, 11.3.1925; Wiener Bilder, 15.3.1925; Wiener Zeitung, 11.3.1925.
     
    1926:
    Julius Moransky eröffnete 1926 einen Juwelierladen in der Praterstraße im 2. Wiener Gemeindebezirk, der rasch Verdacht erregte ob der extrem billigen Preise, die Moransky für seine Waren verlangte. Genährt wurde dieser Verdacht durch Hinweise, die direkt aus der Unterwelt kamen, sodass die Wiener Polizei zu
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