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Mischpoche

Titel: Mischpoche
Autoren: Gmeiner-Verlag
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werden, wie’s gekocht wird. Wenn sich der Starhemberg jetzt nicht dersteßt, dann halt ein anderes Mal. Irgendwann sind sie alle Geschichte. Die Politiker kommen und gehen, die Beamtenschaft bleibt bestehen.«
    »Ich liebe deinen Optimismus, David.«
     
     
     
     
     
     
     

Anhang
    Historische Erläuterungen:
     
    1933:
    Am 4. März 1933 kam es zur so genannten »Selbstausschaltung« des österreichischen Parlaments. Real handelte es sich um eine Geschäftsordnungskrise, da die Geschäftsordnung des österreichischen Nationalrates für den Fall des Rücktritts aller drei Präsidenten keine Maßnahmen vorgesehen hatte. Bundeskanzler Dollfuß nutzte den Eintritt dieses Falls dazu, ab diesem Zeitpunkt autoritär zu regieren.
    Im Zuge einer impulsiven Debatte über die kurz zuvor wegen der Hirtenberger Waffenaffäre (siehe 1932) durchgeführten Streiks der Eisenbahner gelang es der Opposition, die aus Großdeutschen und Sozialdemokraten bestand, die christlich-soziale Regierung zu überstimmen. Die Regierungsparteien bestanden jedoch darauf, die Abstimmung für ungültig zu erklären, da der sozialdemokratische Abgeordnete Scheibein irrtümlich mit einem falschen Stimmzettel (nämlich einem seines Fraktionskollegen Abram) abgestimmt hatte, und trat für eine Wiederholung der Abstimmung ein. Da bei Abstimmungen der Präsident nicht mitstimmen durfte, trat der sozialdemokratische Erste Präsident des Nationalrates, Karl Renner, von seinem Amt zurück, um seiner Fraktion im Falle der Wiederholung des Votums eine zusätzliche Stimme zu garantieren. Die Christlich-Sozialen durchschauten diesen Trick, ihr Vertreter im Präsidium schloss sich daher Renners Vorgehen an, und auch der Dritte Präsident aus den Reihen der Großdeutschen legte seine Funktion nieder. Dadurch konnte die Sitzung nicht ordnungsgemäß zu Ende gebracht werden.
    Die Regierung Dollfuß beeilte sich, allgemein zu behaupten, das Parlament habe sich »selbst ausgeschaltet«, weshalb die Regierung nun angesichts eines drohenden Staatsnotstandes berechtigt sei, ohne Hinzuziehung der Volksvertretung ihres Amtes zu walten. Der Versuch der Opposition, das Parlament wieder handlungsfähig zu machen, wurde am 15. März 1933 unter Aufbietung nennenswerter Polizeikontingente de facto unterdrückt. Elf Monate später mündete die Herrschaft von Engelbert Dollfuß in der austrofaschistischen Diktatur auf der Basis einer neuen, ›ständestaatlichen‹ Verfassung.
    Historische Persönlichkeiten: Engelbert Dollfuß (1892 – 1934), 1932 – 1934 Bundeskanzler von Österreich. Fiel einem nationalsozialistischen Putschversuch zum Opfer (siehe Roman »Tacheles«, Wien 2008); Franz Brandl (1875 – 1953), 1932/33 Wiener Polizeipräsident; Otto Steinhäusl (1879 – 1940), 1938 – 1940 Wiener Polizeipräsident; Ignaz Pamer (1866 – 1957), 1945/46 Wiener Polizeipräsident; Karl Seitz (1869 – 1950), 1918 – 1920 Staatspräsident, 1923 – 1934 Wiener Bürgermeister; August Forstner (1876 – 1941), 1907 – 1934 Parlamentsabgeordneter; Gabriele Proft (1879 – 1971), 1919 – 1934 und 1945 – 1953 Abgeordnete zum Nationalrat.
    Quellen: Kleines Blatt, 5.3.1933, 10.3.1933, 11.3.1933, 15.3.1933, 16.3.1933; Wiener Zeitung, 7.3.1933, 16.3.1933; Reichspost, 5.3.1933, 16.3.1933; Neue Freie Presse, 6.3.1933, 16.3.1933; Andreas Pittler: Die Bürgermeister Wiens. Wien 2003, S. 79 f.; Emmerich Talos (Hg.): »Austrofaschismus«. Münster 2005, Adolf Schärf: Erinnerungen. Wien 1963, S. 117 f.
     
    1919:
    Nach der Ausrufung der Republik im November 1918 herrschte in Österreich, ähnlich wie im Deutschen Reich, eine nachhaltig revolutionäre Stimmung. Arbeiter- und Soldatenräte spielten eine bestimmende Rolle in der Tagespolitik, jedoch unterblieb in Österreich de facto die Spaltung der Arbeiterbewegung in mehrere Parteien. Die bereits am 3. November 1918 gegründete Kommunistische Partei fiel politisch kaum ins Gewicht, versuchte aber dessen ungeachtet, durch politische Aktionen den Gang der Ereignisse zu beeinflussen. Dies umso mehr nach der Ausrufung der Räterepubliken in Bayern und in Ungarn. Schon im April 1919 hatte die KP sich an den Aufmärschen von Arbeitslosen beteiligt, die jedoch von der sozialdemokratischen Staatsspitze zusammengeschossen wurden. Ob die KP im Juni 1919 tatsächlich versuchte, durch einen Putsch doch noch die ›Österreichische Räterepublik‹ auszurufen, ist unter Historikern umstritten. Unumstritten ist jedoch das harte Vorgehen der Polizei
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