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Miranda

Miranda

Titel: Miranda
Autoren: Linda Lael Miller
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straffte die Schultern. Mr. Kildare - Landry - würde alles mitbringen, wenn er nach Hause kam.
    Miranda klopfte ihrem Sohn, der jetzt kräftig zu brüllen begann, den stämmigen kleinen Rücken und ging auf die Suche nach einer Ecke, Kammer oder Nische, die möglicherweise für sie bestimmt war.
    Das erste Zimmer, das sie betrat, gehörte eindeutig Landry. Sein Bett, das mit einer herrlichen Patchworkdecke bedeckt war, war handgeschnitzt und groß und zeigte Adler und Pferde im Kopfteil. Unter dem Fenster standen seine Stiefel, und seine Kleider hingen sauber aufgereiht an Wandhaken.
    Miranda empfand plötzlich etwas, das sie nur zu gut kannte, und gin g schnell wieder aus dem Zimmer.
    Das nächste Zimmer, das so unordentlich war wie Landrys aufgeräumt, gehörte eindeutig den Jungen. Zwei Betten, beide ungemacht, standen darin, und kleine Hosen und Hemden lagen auf dem Fußboden verstreut.
    Miranda schloss die Tür und ging zur letzten Tür. Dahinter verbarg sich ein Zimmer mit einer gekalkten Decke, in dem ein schmales Bett und ein bequemer Lehnstuhl, eine Kommode sowie ein Nähkorb standen. Das war ohne Zweifel Carolines Zuflucht gewesen, wo sie ihre Babys hatte wiegen und Sachen flicken können, träumen und nachdenken. Miranda empfand plötzlich so etwas wie Neid auf die unbekannte Frau. Obwohl sie nun schon seit einigen Jahren nicht mehr hier war - Junebug hatte erzählt, dass sich ihr Grab in der Nähe unter einer Gruppe von Bäumen befand -, war Mrs. Landry Kildare in diesem Haus noch immer präsent.
    Resigniert legte Miranda ihr brüllendes Baby aufs Bett und suchte aus einer Schublade ein paar Tücher hervor - große blaue Quadrate aus weichem Stoff, der wahrscheinlich für eine Decke gedacht waren. Da sie keine andere Wahl ha tte, benutzte sie eines der Tüc her als Windel, und danach setzte sie sich in den Schaukelstuhl, um das Baby zu stillen, als sie hörte, wie die Haustür aufging und wieder geschlossen wurde.
    Ehe sie noch weiter über ihre unziemliche Erscheinung nachdenken konnte, stand Landry schon in der Tür. Seine Haltung war locker und entspannt, aber seine Fingerknöchel wurden weiß, als er den Türrahmen hart umfasste und seine Augen einen Moment zu lange auf ihrer Brust ruhen ließ, ehe er ihr ins Gesicht sah.
    »Ich habe dir deine Sachen vom Wagen mit reingebracht«, sagte er schließlich.
    Die schmatzenden Geräusche des saugenden Babys schienen von den Wänden widerzuha l len. Miranda war verlegen, obwohl es natürlich völlig normal war, dass sie ihrem Baby die Brust gab. Am liebsten hätte sie ihr brennendes Gesicht bedeckt, von ihrer nackten Brust ganz zu schweigen, aber das hätte sie - ohne das Baby zu stören - nur geschafft, wenn sie sich die Röcke über den Kopf gezogen hätte, was natürlich nicht die Lösung war. Sie wusste, dass Landry ihr Unbehagen erriet, und sagte steif: »Danke.«
    Landry sah sie noch einen Moment länger an und trat dann ins Zimmer. Er ging zur Kommode, suchte ein wenig darin herum und zog dann ein spitzenbesetztes Tuch hervor, das er so sanft um sie und das Baby legte, dass es Miranda eng um die Kehle wurde. Es war nur eine kleine spontane Geste, aus der sie keine Bedeutung ziehen durfte, und doch war sie tief berührt. Solche Art von Zärtlichkeit hatte bisher in ihrem Leben gefehlt.
    Miranda erwartete, dass Landry nun gehen würde, aber er setzte sich stattdessen auf die Bettkante, und die Bettfedem quietschten unter seinem Gewicht.
    Dann sah er sich um, als ob er seit Jahren nicht in dem kleinen Zimmer gewesen wäre. Und vielleicht war er das ja auch nicht, auch wenn es genauso sauber war wie der Rest des Hauses.
    »Caroline hat hier immer genäht«, erklärte er mit einem Seufzer, der eher amüsiert als traurig klang, aber gerade dadurch das Gefühl von Verlust deutlich machte. »Sie hat immer gesagt, dass sie sich wie die Hausherrin einer Villa vorkam, weil sie ein Zimmer ganz für sich alleine hatte, wenn sie Ruhe haben wollte.«
    Miranda lächelte, weil auch er lächelte, aber tief innerlich hätte sie am liebsten geweint. »Ich denke, ich hätte sie sehr gemocht«, sagte sie wahrheitsgemäß, auch wenn sie insgeheim wünschte, es hätte die andere Frau nie gegeben. Wie schön wäre es gewesen, die erste in seinem Leben zu sein - nicht ein Nachschub, der als Ersatz dienen musste.
    Landry lachte leise auf eine A r t, die Miranda bald als ganz typisch für ihn entdecken sollte.
    »Sag Bescheid, wenn du irgendetwas brauchst«, sagte er dann und
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