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Miranda

Miranda

Titel: Miranda
Autoren: Linda Lael Miller
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überlagert wurde.
    Miranda drückte das Baby an sich und murmelte ihm etwas zu, obwohl es sich nicht geregt oder gemuckst hatte. Dabei lag ihr Blick auf dem Haus mit Scheune, Weiden, Bäumen und Ställen. Allerdings hatte Landry den Eindruck, dass ihr Blick ganz woanders hin in die Feme gerichtet war.
    »Nun, das ist ein Grund wie jeder andere«, sagte sie schließlich niedergeschlagen. Sie richtete sich auf und hob das Kinn. »Du hättest dir natürlich auch eine Frau kommen lassen können, aber das braucht wohl seine Zeit.«
    Landry spürte kurz Mitleid mit ihr, denn er konnte ihren Stolz verstehen, von dem er selber reichlich besaß, aber er zeigte ihr seine Gefühle nicht. Sie waren jetzt fast am Tor, und er hielt an, um es zu öffnen. Doch etwas in ihrem Blick bewog ihn, noch auf dem Lederbock sitzen zu bleiben.
    »Es macht dir wirklich nichts aus?«, fragte sie leise. »Mit dem Baby, meine ich?«
    Er hatte natürlich gut über das Baby nachgedacht und schon lange beschlossen, dass die Sünden des Vaters - oder der Mutter - nicht an dem Kind ausgelassen werden sollten.
    »Du bist jetzt meine Frau«, sagte er ruhig, »und ich erwarte, dass du mir treu bist. Was vor dem heutigen Tag passiert ist, ist allein deine Sache. Wir fangen von heute neu an.«
    Miranda lächelte ihn zittrig an, was etwas in ihm weckte, das lange Zeit brachgelegen hatte. »Du bist ein außergewöhnlicher Mann, Lan d ry Kildare«, sagte sie. In ihren Augen stand ein Funkeln voll scheuer Bewunderung.
    Landry grinste, nicht aus Verlegenheit, sondern weil er amüsiert war. Dann stieg er ab, um das Gespann durch das Tor zu führen, schloss es wieder und stieg wieder auf.
    »Ich versorge die Tiere und bringe den Wagen weg, ehe ich aufs Feld gehe«, sagte er. »Du und das Baby geht ins Haus und gewöhnt euch ein. Nachher komme ich und sehe nach euch.«
    Miranda nickte, etwas zurückhaltend, wie er meinte, und sah auf den Kopf des Babys hinunter, das im Laken versteckt war. Er fragte sich, ob das Kind genug Luft bekam, wenn es so eingemummelt war, brachte es aber nicht über sich, Miranda danach zu fragen. Er hielt den Wagen an, stieg ab und hob Miranda herunter.
    Sie war leicht, aber fest und stark wie ein kleiner Otter. Sie klammerte sich an das Baby, als ob sie damit rechnete, dass er es ihr jeden Moment aus den Armen reißen würde, um es in den Brunnen zu werfen. Als sie vor ihm stand, streckte er die Arme steif von sich wie eine Vogelscheuche und lüftete den Hut.
    »Da ist das Haus«, sagte er, als ob sie das nicht schon längst wüsste. Es war noch da, wo er es zurückgelassen hatte. »Du kannst jetzt hineingehen.«
    Jede andere Frau hätt e gelacht oder vielleicht gelä chelt angesichts seiner Unbeholfenheit, die er nicht überspielen konnte, aber Miranda nicht. Sie stand einfach nur da, der Wind sp ielte mit einigen kastanienfar benen Haarsträhnen, die sich aus ihrem Knoten gelöst hatten, und Mirandas dunkle Augen waren so voller Verlangen, dass es Landry fast umbrachte, sie nur anzusehen.
    Rücksichtsvoll wandte er den Blick ab. »Ich komme dann später«, wiederholte er und griff nach den Zügeln, um die Tiere zum Stall zu führen.
     
    Miranda stand in der Tür des Hauses und staunte darüber, wie ordentlich alles war. Mit den spiegelnden Bodenbrette rn und dem makellosen Steinkamin sah es nicht aus wie ein Männerhaushalt. Vorhänge hingen an den Fenstern, die noch neu genug waren, um nicht schäbig auszusehen, und Teppiche in freundlichen Farben verliehen dem Raum Wärme. Auf dem Tisch lag ein rot-weiß kariertes Tischtuch, und jemand hatte eine Hand voll Astern und späte Tigerlilien gepflückt und sie in einem Marmeladenglas aufs Fensterbrett gestellt.
    Es sah aus, als hätte die verstorbene Caroline Kildare erst gerade den Raum verlassen. Miranda meinte, noch ihr Parfüm im Zimmer riechen zu können, zart und einfach, aber dennoch ihr Parfüm.
    Miranda seufzte und schloss leise die Tür hinter sich, um ihr schlafendes Kind aus seinen vielen Tüchern zu wickeln. Sie war etwas überbehütend mit Jesaiah-oder-Ezekiel, aber sie konnte nichts dagegen machen. Die Welt war ein gefährlicher und unvorhersehbarer Ort, und sie hatte schon viele Babys sterben sehen, seit sie darauf geachtet hatte. Es war wichtig, die Kleinen warm zu halten.
    Das Baby begann jetzt ein wenig zu zappeln, weil es wohl genug davon hatte, gehalten zu werden. Wahrscheinlich brauchte es auch neue Windeln und Essen, aber Mirandas Sachen waren noch im Wagen. Miranda
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