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Miranda

Miranda

Titel: Miranda
Autoren: Linda Lael Miller
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Tacob auf seinen Stock gestützt hereingehumpelt kam. Er war groß, aber sein ehemals kräftiger Körper hatte seit einem Herzanfall alle Spannkraft verloren. Das Leuchten aus seinen Augen war verschwunden, und er predigte nicht mehr so oft sonntagmorgens wie früher. Aber der nächste Friedensrichter saß in Choteau, und Jacob war im Umkreis der einzige echte Priester.
    Junebug holte rasch Savannah als zweite Trauzeugin hinzu, und als diese strahlend vor Freude über die bevorstehende Hochzeit erschien, stellten Miranda und Landry sich verlegen vor Jacob auf. E rn st lauschten sie seinen Worten, um seine Fragen zu beantworten, wenn sie an der Reihe waren.
    Und so heiratete Miranda Leebrok und wurde Miranda Kildare. Sie trug ihr bestes Kleid aus blauer Baumwolle; und das Brot, das Junebug zum Mittag gebacken hatte, diente als Hochzeitstorte.
    Es gab kein Fest und keinen Tanz wie bei der Feier von Savannah und ihrem Arzt, aber Miranda war das egal. Sie und der kleine Jesaiah-oder-Ezekiel hatten jetzt eine Familie und ein Zuhause. Und vor ihr lag ein Leben ohne Schande. Niemand würde mehr mit dem Finger auf sie und ihr Baby zeigen.
    Mirandas Herz sang, als Lan d ry ihr in die abgenutzte Kutsche half und dann beiseite trat, damit Junebug ihr das Baby reichen konnte, das friedlich und schwer in einem Bündel hing. Dann saß Landry neben ihr, sein rechter Schenkel berührte ihren, und seine starken Hände ergriffen die Zügel. Erlöste die Bremse geübt mit dem linken Fuß, und schon waren sie unterwegs.
    Landry winkte mit dem Hut zu der kleinen Versammlung von Gratulanten, die sich vor der Postkutschenstation getroffen hatten, aber ohne jenes Lächeln, das Mirandas Herz erzittern ließ; und dann trieb er die beiden Maultiere mit einem rauen Zuruf an.
    Er sah Miranda nicht an und hielt seinen Blick auf den Weg vor sich gerichtet. Die Umrisse des Ortes Springwater nahmen langsam Gestalt an, Rot und Braun und Rost und ein dunkles Grün. Der Himmel war von einem klaren Blau, und Miranda kam es so vor, als vibrierte die Luft von einem Gefühl des Neuanfangs. Sie drückte ihren kleinen Sohn an sich, als er unruhig wurde, und saß stolz neben ihrem Ehemann.
    Ihr Ehemann. Miranda ließ ihre Gedanken zu dem Tag zurückwande rn , als Savannah und der Arzt geheiratet hatten. Damals hatte es ein Fest mit Tanz zu Geigenmusik gegeben, und sie war bei einem Ländler Landrys Partnerin gewesen. Als der Tanz durch den Saal der Postkutschenstation geendet hatte, war Miranda eine andere Frau geworden. Von da an hatte sie den Duft Landry Kildares geliebt wie seinen Anblick und seine Stimme.
    Jetzt, da sie offiziell seine Frau war, hätte Miranda am liebsten vor Glück laut gelacht, aber sie wusste, dass sie damit das Baby und auch Landry erschreckt hätte, vielleicht sogar die Maultiere. Also nahm sie sich zusammen und hielt die Luft an wie ein Taucher unter Wasser. Insgeheim stellte sie sich das Leben vor, das vor ihr lag - Landrys Söhne würden sie lieben wie eine zweite Mutter, dafür würde sie schon sorgen. Sie würde für jedes Fenster im Haus Vorhänge nähen und das Haus so sauber halten, dass es im ganzen Umkreis das Gesprächsthema wäre. Sie konnte nicht besonders gut kochen - irgendetwas misslang ihr meistens -, aber sie hatte bei Miss Junebug in der Springwater-Station ein wenig gelernt, als sie ih r in der Küche geholfen hatte, und es würde schon gehen. Mit etwas Übung, nahm sie an, würde sie bald Kekse backen, die so locker waren wie die aller anderen Frauen.
    Ja, versicherte sie sich, sie würde schon dafür sorgen, dass alles klappte. Landry Kildare sollte nie bedauern, dass er sie geheiratet hatte. Vielleicht würde er sie eines Tages sogar lieben, wenn sie sich nur genug Mühe gab. Ihr Herz klo pfte bei der Vorstellung, Land ry könne sie eines Tages so ansehen wie Trey seine Rachel oder der Arzt Savannah.
    Die Fahrt nach Hause - Wunder über Wunder, jetzt ihr Zuhause und das des Babys - war kurz im Vergleich zu einer Fahrt nach Wainwright oder Choteau ... oder Ohio.
    Der Gedanke an ihre heimatliche Farm in Ohio und das Grab ihrer Mutter nahm dem Tag etwas von seinem magischen Glanz. Doch Miranda zwang sich, die Erinnerungen zu verdrängen. Es machte keinen Sinn, zurück zu gu cken und sich nach Orten und Menschen zu sehnen, die sie verloren hatte. Nein. Miranda Lee brok Kildare hatte vor, von jetzt an strikt nach vo rn e zu sehen.
     
    Miranda ist eigentlich ein hübsches kleines Ding, dachte Landry schuldbewusst,
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