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Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Titel: Mirad 01 - Das gespiegelte Herz
Autoren: Ralf Isau
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r- tu t - was - ihm - gefällt sei gepriesen! Dein Verstand kehrt zurück. Das ist – auch wenn die nächsten Jahre wohl ziemlich anstrengend werden dürften – mehr Glück, als ich erwarten durfte, nachdem… nachdem du krank geworden warst.«
    » D u meinst… ich bin das Glück, nach dem du gesucht hast?«
    »Nun ja… äh… Es war vielleicht nicht das, wofür ich mich auf den Weg gemacht hatte, aber heute bin ich froh, dass ich euch… ich wollte sagen, dich gefunden habe.«
    »Bist du mein Vater, Falgon?«
    Ein ti e fer Schmerz verdunkelte das Gesicht des Alten. »Nein, Ergil. Aber glaube mir, ich wäre stolz, wenn ich Söhne hätte wie… dich.« Inzwischen hatten sie das Haus erreicht und Falgon öffnete die Tür. Sie war nur angelehnt. Er deutete ins dämmerige Innere. »Tri t t ein. Falls du dich nicht erinnern solltest: Das ist dein Zuhause.«
    Ergil schlich mehr ins Innere der Waldhütte als dass er ging. Ein großer Raum tat sich vor ihm auf, offenbar der einzige im
    ganzen Haus. Die Wände waren unverputzt, nur rohe Baumstämme. Allerlei Zeug hing da herum, ebenso wie auch an der Decke: Pfannen, Töpfe und hölzerne Gefäße, Tierfallen, mehrere Schwerter und Speere, ein Langbogen, eine große Säge, zwei Äxte, Kräuterbündel und getrocknetes Fleisch. Am Boden lagen Bohlen. In der Mitte befand sich eine mit Steinen ausgelegte Feuerstelle. Ein Schornstein war nicht zu sehen, der Rauch musste also durch die Ritzen im Dach abziehen. Schränke gab es auch keine, nur drei große Truhen. Auf einer lag ein dickes Buch. Die Einrichtung wurde vervol l ständigt durch eine Bank an der rechten Wand, einen Tisch, zwei Stühle und zwei dem Eingang gegenüber aufgestellte Betten.
    »Richtige Betten«, murmelte Ergil. Ihm war, als staune er nicht zum ersten Mal über diese für einen Waldläufer und Fallensteller geradezu luxuriösen Schlafmöbel.
    Falgon deutete auf das linke. »Da schläfst du.«
    Der Junge lief auf leisen Sohlen zu dem Bett. Es war aus rotem Holz gefertigt, mit seidigem Lack überzogen und besaß am Kopfende eine Intarsie. Die ungemein feine Einlegearbeit z e igte ein Tier, das die Kraft eines edlen Pferdes sowie die Anmut und Grazie eines Berghirsches besaß.   
    »Das ist ein Krodibo«, kam Falgon der Frage des Jungen zuvor.
    Ergils Finger strichen über das kurze, mehrfach verästelte
    Geweih. »Es ist wunderschön.«
    »D i e Krodibos sind mehr als das. Ihre Ausdauer ist legendär. Sie sind zudem klug und können sich mit ihrem Gehörn selbst gefährliche Gegner vom Leibe halten. Die Sirilim konnten auf ihnen tagelang reiten, ohne ein einziges Mal anzuhalten.«
    Als der Name des Alten Volkes fiel, ruckte Ergils Kopf herum.
    »Die Sirilim…«, hob Falgon an, um der Wissbegier seines
    Schützlings zuvorzukommen, aber diesmal unnötigerweise.
    »Ich weiß, wer die Schönen sind«, unterbrach ihn Ergil. »Ich sehe sie nachts in meinen Träumen.«

2
DE R GROTAN
     
     
    Die Morgenbrise zupfte sich ein totes Blatt vom Baum. Sie wirbelte ihr braungoldenes Spielzeug übermütig herum, ließ es über das hohe Dach des Großen Alten aufsteigen, es wieder herabtaumeln, um es gleich darauf in eine neue Richtung zu blasen. Das ging eine ganze Weile so und kein Beobachter hätte wohl ernsthaft behauptet, die Flugbahn des Blattes folge einem festgelegten Kurs, doch als der Wind seines Spieles überdrüssig wurde und sich einem anderen Zeitvertreib zuwandte, landete das freigelassene Blatt mitten im Gesicht des schlafenden Jungen. Die Nase des Knaben kräuselte sich, er holte tief Luft und nieste laut.
    In seiner Nähe raschelte es. Offensichtlich hatte sich da jemand erschreckt.
    Der Junge öffnete die Augen und sah sich um. Er lag auf einem Bett aus Laub. Über ihm ragten rotbraune Baumstämme wie himmelhohe Säulen auf. Weit oben trugen sie das grüne Dach des Waldes. Der kühle Wind ließ die Wipfel sich wiegen. Es war ein durchaus friedliches Bild, das der Junge in sich aufsog wie ein trockener Schwamm das Wasser. Nie zuvor schien er etwas so Schönes gesehen zu haben. Aber schon im nächsten Moment regte sich etwas in dem Knaben. Er spürte eine Gefahr.
    Mit der Gewandtheit einer Katze drehte er sich um und ging in die Hocke. Sein Kopf wandte sich weit nach links, bis sein Blick auf einem Dickicht liegen blieb, das mit den Augen nicht zu durchdringen war. Die Bedrohung ging von dieser Stelle
    aus, der Junge wusste es instinktiv. Am Waldboden hocken zu bleiben würde ihn nicht schützen, auch
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