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Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Mirad 01 - Das gespiegelte Herz

Titel: Mirad 01 - Das gespiegelte Herz
Autoren: Ralf Isau
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spät gekommen, aber jetzt verwöhnte er die Insel im Schollenmeer umso mehr. Auf den Wiesen blühten bunte Blumen. Für die Insekten war es die geschäftigste Zeit. Summend wechselten sie von einer Blüte zur anderen. Einige Bergbauern hatten von einer schillernden Mädchengestalt berichtet, schwirrend wie eine Libelle, aber deutlich größer, die sich unter die Bienen und Hummeln mischte und fröhlich singend bunte Blätter sammelte. In der Stadt Sooderburg hielt man solches Gerede für ein Ammenmärchen.
    Das Schloss war mit der bunten Pracht aus der Natur reich geschmückt. In allen Höfen und Häusern duftete es nach Blumen. Ein großes Fest sollte an diesem Tag stattfinden. Das größte seit der Zeit, als man die Geburt der Prinzen von Soodland gefeiert hatte. Auch diesmal waren Torlunds Erben der Anlass für die Lustbarkeiten. Nach dem Willen der Königsbrüder sollte es nicht nur ein Freudentag für die gekrönten Häupter sein, die aus den Ländern des Sechserbundes angereist waren, sondern auch für die einfachen Leute im ganzen Reich.
    Am Mittag fand die Krönung der Prinzen statt. Inzwischen wusste jeder in Soodland, dass er in Zukunft von Sirilimzwillingen regiert werden würde. Manchem Untertan hatte diese Vorstellung missfallen. Zu lange waren den Menschen Lügen über das Volk der Weisen erzählt worden. Aber Ergil und Twikus übten sich in der Zuversicht, durch eine gerechte und friedliche Regentschaft einmal alle Vorurteile auszuräumen.
     
    Immerhin konnten sie sich auf den klugen Rat treuer Gefährten stützen, die sich in der Not bewährt hatten. Falgon erhielt sein altes Amt als Waffenmeister von Soodland zurück und wurde zudem von den Königen zu deren Erstem Ratgeber ernannt. Múrias Weisheiten sollten den Zwillingen auch erhalten bleiben, denn sie hatte versprochen, ihren »Ritter« nie wieder zu verlassen – damit war Falgon gemeint. Am Abend gab Ergil offiziell die Verlobung der beiden bekannt.
    Das erste einer ganzen Reihe von Geschenken, die das Paar daraufhin von ihm erhielt, war ein atemberaubendes Feuerwerk. Múrias alter Freund Gonther, der ihr bei der Seeigelwarte viele Jahre treu z ur Seite gestanden hatte, war eigens zu dem Fest nach Soodland gekommen. Im Gepäck brachte er eine weitere Überraschung mit. Kavitha, die feurige Stute der Heilerin, war trächtig. In ungefähr drei Monaten würde sie ihr Fohlen bekommen. Der stolze Vater war Feuerwind.
    Bei der Erwähnung der vierbeinigen Gefährten dürfen auch nicht die Krodibos vergessen werden, die auf dem Festland zurückgeblieben waren. Sie wurden wieder eingefangen, um ihrem rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben zu werden. Aber als der Herzog von Bolk zur Krönungsfeier eintraf, machte er die wertvollen Tiere den beiden Königen zum Geschenk. Überschwänglich erzählte er davon, wie mitten in den zweiten Aufmarsch der Waggs ein merkwürdiger, geradezu übernatürlicher Klagelaut gefahren war, der die Ungeraden ein für alle Mal die Flucht ergreifen ließ. Noch viele Jahre sollten sich die Gelehrten darüber streiten, wie dieses Geräusch zustande gekommen war. Stammte es von dem Wächter, den Ergil aus der Halle des schlafenden Glanzes vertrieben hatte, von dem ins Schollenmeer stürzenden Schwert Schmerz oder von einem ganz anderen, dem Wikander wohl mehr als nur die  schwarze Kristallklinge verdankte? Nur Múria dachte an ihrem  Freudentag über diese Frage nach.
    Immerhin war Zijjajim wiedergefunden worden, und zwar von denselben freundlichen Wesen, die Tusan vor dem Ertrinken gerettet hatten: den Nixen. Ja, diese überaus zurückhaltenden, fischschwänzigen Meeresbewohner, die in anderen Welten völlig zu Unrecht den Ruf unberechenbarer Wassergeister besaßen, waren auf Mirad aus Fleisch und Blut. Plitsch und Platsch hatten nämlich ihr Versprechen gehalten und ihre Verwandten in den drei Meeren um Unterstützung für die Sache der Prinzen gebeten.
    So gelangte die Kunde von Ergil und Twikus bis ins Schollenmeer. Als Tusan nahe daran war, sich lachend in die eiskalte See zu stürzen, überwanden die Nixen ihre Scheu, griffen beherzt zu und schoben die Eisscholle samt dem vor Heiterkeit grölenden Rotbart bis nach Soodland. Leider hatte der lautstarke Frohmut des Fährtensuchers eine Patrouille der königlichen Leibgarde angelockt, die ihn umgehend in Gewahrsam nahm und in den Palast brachte. Erst auf dem Weg dorthin erlangte Tusan seinen Verstand zurück, womit die Ereignisse so ihren Lauf nahmen, wie wir sie
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