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Mindfuck: Warum wir uns selbst sabotieren und was wir dagegen tun können (German Edition)

Mindfuck: Warum wir uns selbst sabotieren und was wir dagegen tun können (German Edition)

Titel: Mindfuck: Warum wir uns selbst sabotieren und was wir dagegen tun können (German Edition)
Autoren: Petra Bock
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Diktatur.
    Die depressive und die aggressive Variante
     
    Ich sammelte weiter Indizien für den Inneren Wächter und seine Aussagen: So gab es zum Beispiel bei meinen Klienten immer wieder auftauchende Argumentationsmuster und mit ihnen verbundene Stimmungen und Gefühle. Man kann sie grob in zwei Richtungen einteilen: auf der einen Seite eine depressive, jammernde, sich selbst und alle Möglichkeiten niederredende Stimme und auf der anderen eine aggressive, antreibende, kritisierende oder übermotivierende Art, sich mental einen »Tritt in den Hintern« zu geben. Der Wächter am Tor unserer Möglichkeiten kennt also zwei Tonlagen: eine depressive und eine aggressive. Beide aber schwächen uns und stören uns dabei, unser volles Potenzial zu leben. Ob wir uns peitschen oder hängenlassen – in beiden Fällen sind wir nicht in unserer Kraft und können vor allem keine nachhaltig guten Ergebnisse erreichen. Denn auch die Macht der Peitsche ist nur von kurzer Dauer und richtet langfristig mehr Schaden an, als sie nutzt.
    Angst, Scham, Schuld und Euphorie
     
    Sabotierende Denkmuster führen zu einer ganz speziellen Stimmung in unserem Dasein. Jeder gewohnheitsmäßig betriebene
MINDFUCK
macht also etwas mit uns und unserem Lebensgefühl. Er erzeugt in unserer Innenwelt Gefühle wie Angst, Scham, Schuld oder eine Art Euphorie bis hin zum Größenwahn. Er führt zu falschen Dominanz- oder Unterordnungstendenzen in unserem Leben. Der Körper verkrampft, wir werden eng und klein. Wir machen uns entweder herunter oder spielen uns aggressiv auf. Beides sind Haltungen, die uns weit wegtreiben von dem Leistungs- und Genusspotenzial, das wir eigentlich haben. Genau wie im Sport schlagen wir dann daneben, geben uns frühzeitig auf oder foulen, bis wir vom Platz gestellt werden.
    Angst vor Kontrollverlust
     
    Wenn ich meine Gesprächspartner fragte, was passieren würde, wenn sie ihre störenden Gedanken nicht ernst nehmen würden, antworteten die meisten etwas wie »Dann verliere ich Sicherheit«. Oder: »Dann verliere ich die Kontrolle über mein Leben oder meinen Beruf.« Es waren also zumeist Ängste vor Sicherheits- und Kontrollverlust, die sie davon überzeugten, dem
Mindfuck
eher zu glauben als ihrem klaren Verstand.
    MINDFUCK erzeugt Stress
     
    Ich konnte diesen Mechanismus auch in Details beobachten. Meine Klienten änderten ihren emotionalen Zustand und meist auch ihre Sprechweise, wenn sie in den
MINDFUCK
-Modus wechselten. Ihr Atem wurde schneller, die Tonlage entweder deutlich höher oder tiefer. Auch ihre Körperhaltung wurde anders: Entweder sie richteten sich wie zu einer Verteidigungs- oder sogar Angriffshaltung auf, oder sie sanken in sich zusammen. Ihr Energieniveau wurde entweder niedriger oder schoss über eine für sie angenehme Grenze merklich hinaus. All diese Beobachtungen sind körperliche Symptome von Stress. Und Stress treibt Menschen zu Strategien wie Flucht, Angriff, sich tot oder hilflos zu stellen und um Unterstützung zu werben.
    In meinen Coachings merkte ich, dass sich für die Klienten der Stress erhöhte, je länger ich mich mit ihrer inneren Grenze beschäftigte. Er ließ dann nach, wenn ich das Fragen unterbrach, das Thema wechselte oder den
MINDFUCK
als »vernünftige Meinung« anerkannte. Das Muster war dasselbe, das meine Klienten in anderen Lebenssituationen erlebten. Wenn die sabotierenden Gedanken kamen, mit denen der Wächter aktiv wurde, hatten sie erst wieder Ruhe, wenn sie klein beigaben und ihren eigenen
MINDFUCK
-Anweisungen folgten. Der Wächter schweigt also offenbar erst dann, wenn wir die innere Grenze nicht mehr antasten.
    MINDFUCK
,
so mein erstes Fazit, wirkt damit wie ein Stressor und stört nicht nur unser Potenzial, sondern kann unsere Lebensqualität und Gesundheit dauerhaft beeinträchtigen – vor allem, wenn das sich selbst blockierende Denken sich zu einer Gewohnheit, ja sogar einem Lebensgefühl entwickelt hat.
    Wie wir uns selbst konditionieren
     
    Mentale Selbstsabotage hat damit eine ähnliche Wirkung wie Selbstkonditionierung. Das Phänomen der Konditionierung kennen wir aus der Verhaltensforschung mit Tieren: Flöhe, die in einer Glasbox leben, hüpfen nach kurzer Zeit nur noch so hoch, wie die Glasdecke es ihnen erlaubt. Haben sie sich daran gewöhnt, ändert sich das nicht, selbst wenn die Glasdecke wieder verschwindet. Ähnlich wie die Flöhe in einem Forschungslabor können auch wir uns und andere über Schmerz, Angst, Scham und Schuldgefühle
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