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Militärmusik - Roman

Militärmusik - Roman

Titel: Militärmusik - Roman
Autoren: Stollfuß
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zumindestens geplant. Ich hatte sogar einen Sprachführer aus dem Jahr 1956 von meiner Mutter geschenkt bekommen. »Bringen Sie mich sofort zur sowjetischen Botschaft«, stand dort als Erstes. Aber ich las lieber in meinen anderen Büchern weiter:
    Solschenizyn stellte fest, dass er doch noch lebte, nur seine Haare waren über Nacht an einem Brett festgefroren, das er als Kopfkissen benutzt hatte. Schnell riss er das Brett von seinen Haaren los und eilte zur Arbeit nach draußen. Seine Schicht begann in wenigen Minuten, und wer zu spät kam, wurde auf der Stelle erschossen.
    Immer mehr Menschen wurden auf der Welt vermisst, obwohl die private Nutzung der KK-Stationen bis auf weiteres eingestellt war. Die Menschen verschwanden trotzdem einer nach dem anderen. Beim Frühstück, beim Tennisspielen, im Schlaf. Die Polizei war völlig machtlos, sie verschwand auch langsam. Dem Wissenschaftler gelang es, der Sache auf den Grund zu gehen. Er stellte fest, dass die Kommunikationskabinen gar nichts transportierten. Ein Mensch wurde in der Kabine bis auf die Atome auseinandergenommen und in der anderen Kabine sodann im Maßstab 1:1 neu erstellt. Das bedeutete: Es gab auf der Erde keine richtigen Menschen mehr, nur Kopien von Kopien nicht mehr vorhandener Originale liefen noch herum. Nach einer bestimmten Anzahl von Kopien veränderte sich die molekulare Struktur und die Doppelgänger der Doppelgänger lösten sich einfach auf.
    Solschenizyn beschrieb, wie es mit dem Sex im Archipel GULAG war. Die Frauen waren von den Männer durch einen Stacheldraht-Zaun getrennt. In diesen Zaun machten die Inhaftierten kleine Löcher. Die Frau stellte sich mit dem Hintern zum Zaun und bückte sich nach vorne, als würde sie den Boden wischen. Der Mann konnte dann durch das Loch im Zaun mit der Frau Sex haben, wenn er vorsichtig, mutig und clever genug war.
    Unter mir lief eine echt internationale Konferenz. Mischa beschimpfte die Sowjetmacht und zeigte all seine Körperverletzungen, die sie ihm zugefügt hatte. Der Amerikaner fand die sowjetische Macht klasse, auf jeden Fall besser als den amerikanischen Kapitalismus. Der Deutsche behauptete, die russischen Frauen seien etwas Einmaliges. Mischa meinte dazu, auch die Frauen seien in Russland Scheiße, wie alles dort. Sie hätten keine Ahnung von Sex und würden nur Geschlechtskrankheiten verbreiten. Der Amerikaner erwiderte, in Amerika seien die Frauen zwar sehr gut in Sachen Sex ausgebildet, aber trotzdem langweilig. Außerdem hätten sie viel zu dicke Ärsche.
    Der zweite Sciencefictionroman ähnelte dem ersten. Dort fand ein neugieriger Junge eine Plastikkiste auf dem Dachboden eines verlassenen Hauses. Er schraubte sie auseinander und stellte fest, dass die Kiste ein clever konstruiertes mechanisches Gerät war. Nur den Sinn und Zweck des Gerätes konnte der Junge nicht herausfinden. Er versuchte es immer wieder, bis er endlich auf Seite 71 zur einer Erkenntnis kam. Der Junge bemerkte, dass jede flache Ebene, auf der die Kiste einmal gestanden hatte, sich auf wunderbare Weise vom Staub befreite. Die Kiste erwies sich als ein mechanischer Wunderstaubsauger. Nur ein Haken war dabei: Der Staub sammelte sich nicht in der Kiste an, er verschwand einfach gänzlich.
    Der clevere Junge zeigte das Wundergerät seinen Freunden. Zusammen bastelten sie noch ein paar Räder dazu und stellten dann eine Massenproduktion auf die Beine. Der neue Staubsauger wurde in kürzeste Zeit bei der Bevölkerung sehr populär. Die Jungs wurden schwerreich, Millionäre. Besonderes attraktiv war für viele Käufer die Tatsache, dass der Staub für immer verschwand. Die Wissenschaftler meinten irgendwann, das Geheimnis der Kiste geklärt zu haben: Der Staub wurde darin in seine Atome und Elektronen zerlegt oder so ähnlich. So genau wollte es eigentlich keiner wissen. Außer einem Wissenschaftler, der die Welt vor dem neuen Staubsauger warnte und eine große Katastrophe voraussagte. Inzwischen waren Millionen von diesen Geräten im Umlauf, die Menschen auf der ganzen Welt saugten Staub damit und waren glücklich. Bis eines Tages die Warnung des verrückten Wissenschaftlers, der selbst schon auf der Seite 138 bei einem mysteriösen Autounfall ums Leben gekommen war, Realität wurde. Die Plastikkisten auf der ganzen Welt gaben gleichzeitig den Staub zurück, den sie in vierzig Jahren aufgesaugt hatten. Die Erde verschwand in einer Staubwolke, viele starben, es ereignete sich eine ökologische Katastrophe. Der alte
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