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Michel in der Suppenschüssel

Michel in der Suppenschüssel

Titel: Michel in der Suppenschüssel
Autoren: Astrid Lindgren
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sich um. Katthult war schön, wie es so dalag im Sonnenschein zwischen Apfelbäumen und Flieder. Oh, es war alles so festlich und die Fahne war gehisst. Ja, sie war gehisst, das sah Frau Petrell, wenn sie auch etwas kurzsichtig war. Die Fahne? Plötzlich blieb Frau Petrell ganz verwirrt stehen. Was in aller Welt dachten sich Svenssons auf Katthult? Das musste man sich wirklich fragen.
    Michels Papa kam gerade aus dem Stall und Frau Petrell rief ihm zu:
    »Bester Anton, was soll das hier bedeuten? Warum habt ihr den Danebrog gehisst?«
    Michel stand neben ihr. Er wusste nicht, was der Danebrog war. Er hatte keine Ahnung, dass das der Name für die rot-weiße Flagge war, die sie in Dänemark haben, wo die Dänen wohnen. Aber so viel wusste er, dass das Rote und Weiße an der Spitze seiner Fahnenstange kein Danebrog war.
    »Hihi«, sagte Michel, »das ist nur Klein-Ida!«
    Und die kleine Ida hoch oben lachte auch.
    »Hihi, ich bin es nur!«, schrie sie. »Ich kann ganz Lönneberga sehen.«
     

     

     
    Michels Papa lachte nicht. Er beeilte sich Kleinida herunterzulassen und da sagte Ida:
    »So viel Spaß hab ich nicht mehr gehabt, seit Michel mich damals in das Preiselbeermus getaucht hat.«
    Sie meinte den Tag, als sie Indianer gespielt hatten und als Michel sie in den großen Preiselbeerbottich gestopft hatte, damit sie am ganzen Körper rot wurde wie ein Indianer.
    Ja, Michel sorgte schon dafür, dass Ida Spaß hatte. Aber niemand dankte es ihm. Im Gegenteil! Jetzt packte ihn sein Papa hart am Arm und schüttelte ihn.
    »Was hab ich gesagt«, sagte Lina, als sie die beiden zum Tischlerschuppen gehen sah. Das war der Platz, wo Michel immer sitzen musste, wenn er Unfug gemacht hatte.
    Michel schrie und weinte. »Sie wollte doch Marianne-lu-und sehen«, schluchzte er. Michel fand seinen Papa ziemlich ungerecht. Keiner hatte ihm jemals gesagt, dass er der kleinen Ida nicht Mariannelund zeigen dürfe. Und es war nicht seine Schuld, dass sie nicht mehr sehen konnte als Lönneberga!
    Michel hörte nicht auf zu weinen. Aber nur, bis sein Papa die Tür abgeschlossen hatte und gegan-



gen war. Dann hörte er auf. Eigentlich war es gemütlich im Tischlerschuppen. Da gab es so viele Holzstücke und Bretterreste, aus denen man etwas machen konnte. Michel schnitzte sich jedes Mal, wenn er nach irgendeinem Unfug im Tischlerschuppen saß, ein lustiges Männchen. Er hatte schon vierundfünfzig Stück und es sah ganz so aus, als könnten es mehr werden.
    »Ich pfeif auf ihr altes Festessen«, sagte Michel. »Papa kann die Flagge selbst hissen, wenn er will. Ich werde mir einen neuen Holzmann schnitzen und die ganze Zeit böse und schrecklich sein.« Michel wusste, dass man ihn bald herauslassen würde. Er brauchte nie lange im Tischlerschuppen zu sitzen.
    »Nur bis du ordentlich über deinen Unfug nachgedacht hast«, sagte sein Papa immer, »damit du es nicht noch einmal tust.«
    Und Michel war insoweit folgsam, als er selten denselben Unfug ein zweites Mal machte, sondern immer etwas Neues erfand.
    Nun saß er da und schnitzte an seinem hölzernen Männchen und dachte über den Unfug mit Ida nach. Das war bald geschafft, denn sehr viel dachte er nicht, und er schnitzte schnell und geübt.
    Danach wollte Michel hinaus. Aber sie mussten ihn über all dem Festessen vergessen haben. Er wartete und wartete, aber niemand kam. Also begann Michel zu überlegen, wie er sich selbst befreien könnte.
    Durch das Fenster vielleicht! Das kann doch nicht so schwer sein, dachte Michel. Es war zwar hoch oben, aber er konnte gut auf den Bretterstapel klettern, der so bequem ganz dicht an der Wand lag.
    Michel öffnete das Fenster und wollte hinausspringen. Aber da sah er all die grässlichen Brennnesseln, die dort unten wuchsen. Es ist abscheulich, mitten in einen Haufen Brennnesseln zu springen.
     

     
    Michel hatte das einmal gemacht nur um auszuprobieren, wie sich das anfühlte. Nun wusste er es und wollte es nicht noch einmal tun.
    »Ich bin doch nicht verrückt«, sagte Michel. »Sicher fällt mir was Besseres ein.«
    Wenn du jemals auf so einem Hof wie Katthult gewesen bist, dann weißt du, dass sich dort ganz schön viele Häuser drängeln. Man kriegt Lust, Verstecken zu spielen, sobald man dorthin kommt. Auf Katthult gab es nicht nur eine Scheune und einen Stall für die Pferde und die Kühe und einen Schweinestall und einen Hühnerstall und einen für die Schafe, sondern auch noch eine Menge anderer kleiner Häuser und Schuppen. Es gab
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