Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Michel in der Suppenschüssel

Michel in der Suppenschüssel

Titel: Michel in der Suppenschüssel
Autoren: Astrid Lindgren
Vom Netzwerk:
hinein und der Doktor lachte nicht über ihn. Er sagte nur:
    »Guten Tag, guten Tag! Was machst du denn da drinnen?«
    Michel konnte den Doktor zwar nicht sehen, aber begrüßen musste er ihn jedenfalls. Deshalb verbeugte er sich, so tief er konnte – mitsamt der Suppenschüssel natürlich. Da krachte es. Peng! machte es und da lag die Suppenschüssel und war in zwei Teile zersprungen. Denn so hart hatte Michel den Kopf auf den Schreibtisch des Doktors geschlagen.
    »Da sind vier Kronen in Scherben gegangen«, sagte Michels Papa leise zu Michels Mama. Doch der Doktor hörte es.
    »Ja, aber Sie haben trotzdem eine Krone verdient«, sagte er. »Denn ich pflege fünf Kronen zu nehmen, wenn ich kleine Jungen aus Suppenschüsseln heraushole. Und nun hat er die Sache ja selbst erledigt.«
     

     
    Da wurde Michels Papa froh und er war Michel dankbar, der die Schüssel zerschlagen und eine Krone verdient hatte. Schnell nahm er die Schüsselhälften und Michel und Michels Mama und ging.
     

     
    Aber als sie auf die Straße kamen, sagte Michels Mama: »Wie schön, jetzt haben wir wieder eine Krone verdient! Was wollen wir dafür kaufen?«
    »Hier wird nichts gekauft«, sagte Michels Papa. »Die Krone werden wir sparen. Aber es ist nicht mehr als recht und billig, wenn Michel fünf Öre bekommt, die darf er zu Hause in sein Sparschwein stecken.«
    Und er nahm sofort ein Fünf-Öre-Stück aus seiner Geldbörse und gab es Michel. Rat mal, ob Michel da wohl glücklich war!
    Und dann machten sie sich auf den Heimweg nach Lönneberga. Michel saß vergnügt auf der hinteren Sitzbank mit dem Fünf-Öre-Stück in der 
     

     
    Faust und seiner Müsse auf dem Kopf und sah auf alle Kinder und Hunde und Pferde und Kühe und Schweine herab, an denen sie vorbeifuhren.
    Wäre Michel nun ein gewöhnlicher Junge gewesen, so wäre an diesem Tag nichts mehr passiert.
    Aber Michel war kein gewöhnlicher Junge. Rat mal, was er tat! Vergnügt, wie er so dasaß, steckte er das Fünf-Öre-Stück in den Mund, und gerade als sie am Schweinehof vorbeifuhren, hörte man vom hinteren Sitz ein kleines »Plopp«. Das war, als Michel das Fünf-Öre-Stück verschluckte.
    »Oh«, sagte Michel, »das ging aber fix!« Nun gab es neuen Jammer für Michels Mama.
    »Lieber Himmel, wie sollen wir die fünf Öre aus dem Jungen herausbekommen? Wir müssen zum Doktor zurückfahren.«
    »So, du kannst aber fein rechnen«, sagte Michels Papa. »Sollen wir dem Doktor fünf Kronen bezahlen, um ein Fünf-Öre-Stück zurückzubekommen? Was hattest du eigentlich im Rechnen, als du zur Schule gingst?«
    Michel aber nahm die Sache ruhig. Er klopfte sich auf den Bauch und sagte:
    »Ich kann mein eigenes Sparschwein sein und meine fünf Öre genauso gut im Bauch haben wie im Sparschwein zu Hause. Denn dort bekommt man auch nichts heraus. Ich hab es mit einem Küchenmesser versucht, ich weiß das also.«
     

     
    Aber Michels Mama gab nicht nach. Sie wollte zurück zum Doktor nach Mariannelund.
    »Ich habe damals nichts gesagt, als er alle Hosenknöpfe verschluckt hat«, erinnerte sie Michels Papa. »Aber ein Fünf-Öre-Stück ist schwerer verdaulich, das kann böse ausgehen, glaub mir!« Und sie schaffte es, Michels Papa solche Angst zu machen, dass er das Pferd wendete und nach Mariannelund zurückfuhr. Denn Michels Papa hatte wahrlich auch Angst um seinen Jungen.
    Außer Atem kamen sie zum Arzt hinein.
    »Habt ihr etwas vergessen?«, fragte der Arzt.
    »Nein, Herr Doktor, es ist nur … der Michel hat ein Fünf-Öre-Stück verschluckt«, sagte Michels Papa.
     

     
    »Also wenn Sie ihn ein wenig operieren würden … für vier Kronen oder so … Das Fünf-Öre-Stück könnten Sie ja auch behalten … « Aber da zupfte Michel seinen Papa an der Jacke und flüsterte:
    »Versuch das nur nicht! Es ist mein Fünf-Öre-Stück.«
    Der Doktor dachte nicht daran, Michel sein Fünf-
     

     
    Öre-Stück wegzunehmen. Eine Operation wäre nicht nötig, sagte er, das Fünf-Öre-Stück würde auch so in einigen Tagen wieder erscheinen.
    »Aber du könntest vielleicht fünf Rosinenbrötchen essen«, sagte der Doktor, »dann hat dein FünfÖre-Stück etwas Gesellschaft und kann dich nicht im Magen kratzen.«
    Was für ein wunderbarer Doktor! Und bezahlen ließ er sich diesmal auch nicht. Michels Papa war so zufrieden, dass er nur so strahlte, als sie alle drei wieder auf der Straße standen.
    Jetzt wollte Michels Mama aber sofort in die kleine Bäckerei der beiden Fräulein Andersson
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher