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Michel in der Suppenschüssel

Michel in der Suppenschüssel

Titel: Michel in der Suppenschüssel
Autoren: Astrid Lindgren
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die Fleischklöße genau richtig«, sagte Michels Mama. »Genau richtig groß, genau richtig rund und genau richtig braun.«
    Und das stimmte. Außerdem machte sie Rippchen und Kalbsrouladen und Heringssalat und eingelegten Hering und Apfelkuchen und Aal in Gelee 
     

     
    und Geschmortes und Pudding und zwei riesige Käsekuchen und dann eine besondere Art Wurst, die so gut war, dass viele Leute gern lange Wege fuhren, sogar von Vimmerby und Hultsfred her, nur um sie essen zu können.
    Auch Michel mochte diese Wurst sehr gern.
    Nun war dieser Tag wirklich dazu geschaffen, ein Fest zu feiern. Die Sonne schien, die Apfelbäume und der Flieder blühten. Die Luft war voll Vogelgesang, ganz Katthult war so schön wie ein Traum, wie es da auf seiner Anhöhe lag. Der Hof war frisch geharkt, das Haus an allen Ecken und 



 

     
    Kanten gescheuert, das Essen war fertig, es fehlte nichts mehr. Doch, etwas fehlte.
    »Oh, wir haben ja vergessen, die Flagge zu hissen«, sagte Michels Mama.
    Das brachte Michels Papa in Trab. Er sauste hinaus zur Fahnenstange und dicht hinter ihm her rannten Michel und Klein-Ida. Sie wollten sehen, wie die Flagge hochgezogen wurde.
    »Ich glaube, das wird diesmal ein lustiges und gemütliches Essen«, sagte Michels Mama zu Lina, als sie allein in der Küche waren.
    »Ja, aber wäre es nicht sicherer, den Michel einzusperren wie das letzte Mal?«, fragte Lina.
    Michels Mama sah sie vorwurfsvoll an, sagte aber nichts.
    Da warf Lina den Kopf in den Nacken und murmelte: »Na ja, meinetwegen! Wir werden ja sehen, was passiert.«
    »Michel ist ein netter kleiner Junge«, sagte seine Mama sehr bestimmt. Durch das Küchenfenster konnte sie sehen, wie der nette Junge herumlief und 
     

     
    mit seiner kleinen Schwester spielte. Alle beide waren sie so schön wie zwei kleine Engel, fand Michels Mama, Michel in seinem gestreiften Sonntagsanzug und mit der Schirmmütze auf dem wolligen Kopf, Ida in dem neuen roten Kleid und mit der weißen Schärpe um den rundlichen Bauch. Michels Mama schmunzelte. Aber dann schaute sie unruhig den Weg hinunter und sagte:
    »Wenn doch Anton endlich die Flagge hissen würde, denn unsere Gäste können jeden Augenblick hier sein.«
    Es sah aus, als müsste alles gut gehen. Aber wie ärgerlich – gerade als Michels Papa mit der Flagge beschäftigt war, kam Alfred vom Stall her gelaufen und rief: »Die Kuh kalbt, die Kuh kalbt!«
    Das war natürlich Broka – so eine unvernünftige Kuh, ausgerechnet jetzt musste sie kalben, wo es so eilig war mit allem anderen und die Flagge gerade hochsteigen sollte!
    Michels Papa musste alles liegen lassen und zum Stall rennen. Aber Michel und Ida standen noch bei der Fahnenstange.
    Ida legte den Kopf nach hinten, so weit sie konnte, und sah empor zu der Goldkugel an der Spitze der Stange.
    »Wie hoch sie ist«, sagte sie. »Von dort oben kann man bestimmt bis nach Mariannelund sehen!«
     

     
    Michel dachte nach, aber nicht lange.
    »Das können wir schnell ausprobieren«, sagte er.
    »Willst du, dass ich dich hochziehe?«
    Klein-Ida lachte. Oh, wie nett doch Michel war und was für lustige Ideen er immer hatte!
    »Ja, ich möchte Mariannelund sehen«, sagte Klein-Ida. »Das sollst du haben«, sagte Michel freundlich. Er nahm den Haken, der dazu da war die Flagge einzuhaken, und hakte ihn in Idas Schärpe. Dann nahm er die Flaggenleine fest in beide Hände. »Jetzt gehts los«, sagte Michel. »Hihi«, lachte Klein-Ida.
    Und hoch ging es mit der kleinen Ida – bis hinauf zur Spitze der Fahnenstange. Dann band Michel die Leine fest, genauso, wie Papa es immer machte, denn er wollte nicht, dass Ida herunterfiel und sich wehtat. Und da oben hing sie nun, so fest und ordentlich wie nie zuvor.
    »Siehst du Mariannelund?«, schrie Michel.
    »Nein«, schrie die kleine Ida, »nur Lönneberga.«
    »Ach, nur Lönneberga … Du willst also wieder runter?«, schrie Michel.
    »Nein, noch nicht«, schrie Ida. »Es macht doch auch Spaß, Lönneberga zu sehen – aber – oh, jetzt kommt der Besuch! Jetzt kommen sie alle!«
    Und sie kamen wahrhaftig. Der Hofplatz war be-



 

     
    reits voll mit Wagen und Pferden und bald strömten die Gäste durch die Pforte und gingen langsam auf das Haus zu.
    Voran ging die feine Frau Petrell. Sie war sogar mit der Kutsche von Vimmerby gekommen, um von Mutter Almas Wurst zu essen. Sie war eine sehr feine Frau mit Straußenfedern auf dem Hut und prächtig von vorn und von hinten. Zufrieden sah 
     

     
    sie
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