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Michel in der Suppenschüssel

Michel in der Suppenschüssel

Titel: Michel in der Suppenschüssel
Autoren: Astrid Lindgren
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ihn ins Kittchen zu bringen.
    »Ja, du bist ein tüchtiger kleiner Kerl«, sagte die Dame mit dem Vollbart. »Deshalb darfst du auch völlig umsonst meinen Bart ansehen, sooft du willst.«
    Aber Michel war müde. Er wollte keinen Bart mehr sehen und kein lustiges Leben mehr führen oder sonst etwas. Er wollte nur schlafen. Denn jetzt wurde es Abend über der Festwiese von Hultsfred. Da war nun der ganze lange Tag dahingegangen – und er hatte Alfred nicht gefunden!
    Michels Papa und Michels Mama und Lina waren auch müde. Sie hatten nach Michel gesucht und gesucht, jetzt war keiner von ihnen mehr im Stande noch länger zu suchen.
     

     
    »Oh, meine Füße«, sagte Michels Mama und Michels Papa nickte grimmig.
    »Ja, es ist schon spaßig mit solchen Festen«, sagte 
     

     
    er. »Kommt, wir fahren heim nach Katthult. Etwas anderes bleibt uns nicht übrig.«
    Und sie schleppten sich zum Waldrand, um das Pferd anzuspannen und loszukommen.
    Da sahen sie Julia am selben Baum wie Markus stehen und an ihrem Heu kauen.
    Michels Mama fing an zu weinen. »Ach, wo ist mein kleiner Michel?«, sagte sie. Aber Lina warf den Kopf zurück.
    »Er macht nie was anderes als Unfug, dieser Bengel. Er ist ein richtiger Lausejunge!«, sagte Lina. Da hörten sie, wie jemand angerannt kam, jemand, der ziemlich atemlos war. Es war Alfred.
    »Wo ist Michel?«, fragte er. »Ich hab ihn den ganzen Tag gesucht.«
    »Ist mir egal, wo er ist«, sagte Lina. Dann stieg sie auf den Wagen, um nach Hause zu fahren. Und stell dir vor, da trat sie auf Michel!
    Es war noch etwas Heu im Wagen übrig und in diesem Heu lag Michel und schlief. Aber er wurde wach, als Lina auf ihn trat. Und er sah, wer neben dem Wagen stand, in blauer Uniform und außer Atem. Da hob Michel einen Arm und legte ihn Alfred um den Hals.
    »Da bist du ja, Alfred«, sagte er. Dann schlief er wieder ein.
    Und die Katthulter fuhren heim nach Katthult.
    Markus musste ziehen und hinten, an den Wagen gebunden, zuckelte Julia hinterher. Manchmal
     

     
    wachte Michel auf und sah den dunklen Wald und den hellen Sommerhimmel und er spürte den Geruch von Heu und Pferden und Nacht und hörte die Hufe klappern und die Wagenräder knirschen. Sonst aber schlief er den Weg über und träumte, dass Alfred bald heimkommen würde. Nach Katthult und zu Michel. Und das würde er ja auch. 
     
    Das also war der 8. Juli, an dem Michel auf der Festwiese von Hultsfred ein lustiges Leben führte. Was meinst du, ob es noch jemanden gab, der an diesem Tag nach Michel gesucht hatte? Frag Krösa-Maja! Nein, tu es lieber nicht, denn sonst bekommt Krösa-Maja wieder rote Flecken an den Armen, die den ganzen Tag nicht weggehen. Nun hast du gehört, was Michel am 7. März und am 22. Mai und am 10. Juni und am 8. Juli getan hat, aber es gibt noch viele andere Tage im Kalender für einen, der Unfug machen will, und das wollte Michel. Beinahe jeden Tag, das ganze Jahr hindurch, machte er Unfug, besonders aber am 19. August, am 11. Oktober und am 3. November.
    Hohoho, ich muss lachen, wenn ich daran denke, was er am 3. November angestellt hat. Aber das erzähle ich nicht, das habe ich Michels Mama versprochen. Obgleich danach die große Sammlung stattfand, die die Leute von Lönneberga unter sich veranstalteten. Die Svenssons auf Katthult mit ihrem Lausejungen von Bengel taten ihnen Leid. Deshalb legten sie zusammen und gaben jeder fünfzig Öre. Mit dem Geld in einem kleinen Bündel kamen sie zu Michels Mama.
     

     
    »Vielleicht reicht das, damit ihr Michel nach Amerika schicken könnt«, sagten sie.
    Ja, das wäre schön gewesen! Michel nach Amerika zu schicken … Wer weiß, wen sie dann zum Ge-
     

     
    meinderatspräsidenten bekommen hätten? Ich meine: später, als es mit ihm so weit war.
    Zum Glück ging Michels Mama nicht auf derartig dumme Vorschläge ein. Sie wurde wütend und schleuderte das Bündel von sich, sodass das Geld über ganz Lönneberga flog.
    »Michel ist ein netter kleiner Junge«, sagte sie. »Und wir haben ihn lieb, so wie er ist!«
    Trotzdem machte sie sich wohl Sorgen um ihren Michel. Mütter tun das, wenn sich andere Menschen über ihre Kinder beklagen.
    Und am Abend, als Michel mit seiner Müsse und seiner Büsse im Bett lag, setzte sie sich ein Weilchen zu ihm.
    »Michel«, sagte sie, »bald bist du groß und kommst in die Schule. Wie soll das werden, wenn du so ein Lausejunge bist und so viel Unfug machst?«
    Michel lag im Bett und sah aus wie ein kleiner Engel mit seinen
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