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Michel in der Suppenschüssel

Michel in der Suppenschüssel

Titel: Michel in der Suppenschüssel
Autoren: Astrid Lindgren
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trabte und stampfte und zuckelte, schließlich kamen sie doch nach Hultsfred, sie und Michel.
    »Hoi«, schrie Michel, »jetzt beginnt das lustige Leben!«
     

     
    Aber dann schwieg er und riss die Augen auf. Natürlich wusste er, dass es viele Menschen auf der Welt gab, aber dass sich dieser ganze Haufen ausgerechnet auf der großen Festwiese von Hultsfred versammelt hatte, das hatte er nicht gewusst. Nie zuvor hatte er so viele Menschen gesehen, zu Tausenden standen sie um die große Wiese herum und auf einem Fleck in der Mitte standen die Soldaten und schleuderten ihre Gewehre auf die Schultern und übten rechtsum und linksum und all das, was Soldaten so tun. Ein kleiner, dicker, böser Alter ritt auf einem Pferd herum und randa-
     

     
    lierte und schrie den Soldaten zu, was sie machen sollten. Und sie ließen ihn gewähren und taten, was er wollte. Das fand Michel komisch.
    »Bestimmt hier nicht Alfred?«, fragte er einige Bauernjungen, die in der Nähe standen. Die aber sahen auf die Soldaten und antworteten ihm nicht. Michel fand es ganz lustig, wie die Soldaten ihre 
     

     
    Gewehre auf die Schultern warfen, wenn auch nicht sehr lange, und nun wollte er endlich Alfred sehen, deshalb war er ja schließlich hierher gekommen. Aber alle Soldaten hatten blaue Uniformen an und sahen so gleich aus. Alfred aus diesem Haufen herauszufinden würde nicht leicht sein.
    »Oho, warte nur, bis Alfred mich sieht«, sagte Michel zu Julia. »Dann kommt er angerast und dann kann dieser böse Alte selber mit dem Gewehr herumschleudern, wenn er will.«
    Und damit Alfred ihn sehen konnte, ritt Michel an allen Soldaten vorbei und schrie so laut wie möglich:
    »Wo bist du, Alfred? Komm her, dann wollen wir ein lustiges Leben führen! Siehst du nicht, dass ich es bin?«
    Ja, natürlich sah Alfred, dass Michel gekommen war, Michel mit seiner Müsse und seiner Büsse 
     

     
    und seiner alten Mähre. Aber Alfred stand mitten in dem Soldatenhaufen und traute sich nicht raus wegen dieses dicken, bösen Alten, der die ganze Zeit schrie und kommandierte.
    Stattdessen ritt der kleine, dicke, böse Alte zu Michel heran und sagte richtig freundlich:
    »Was ist passiert, mein Junge? Bist du deinen Eltern weggekommen?«
    Das war das Dümmste, was Michel seit langem gehört hatte.
    »Ich bin doch wohl nicht weggekommen«, sagte er. »Ich bin doch hier! Wenn jemand weg ist, dann sind das Papa und Mama.«
    Und damit hatte er Recht. Kleine Kinder könnten auf der großen Festwiese von Hultsfred verloren gehen, hatte seine Mutter gesagt, aber nun stand sie wahrhaftig selbst, zusammen mit Michels Papa und Lina, mitten im ärgsten Menschengedränge und sie fühlten sich alle drei ganz verloren, denn keiner von ihnen konnte sich vom Fleck rühren.
    Aber Michel sahen sie, wirklich! Sie sahen ihn, als er dort ankam mit seiner Müsse und seiner Büsse und seiner alten Mähre und Michels Papa sagte: »Jetzt braut es sich für Michel zusammen – zu einem neuen Holzmännchen.«
    »Das tut es«, sagte Michels Mama. »Aber wie kriegen wir ihn?«
    Ja, das war es! Wenn du jemals auf so einem Fest wie auf der Wiese von Hultsfred gewesen bist, dann verstehst du, was für ein Trubel dort herrschte.
    Sobald die Soldaten mit Üben aufgehört hatten und abmarschierten, wurde die ganze große Wiese auf einmal von Menschen überschwemmt. Es war ein solches Gefühl, dass man sich kaum selbst finden konnte, viel weniger Michel.
    Nicht nur Michels Eltern suchten Michel, sondern auch Alfred. Denn er hatte jetzt frei und brauchte nicht mehr zu üben. Nun wollte er mit Michel
     

     
    zusammen sein und feiern. Aber es war einfach nicht möglich, in diesem Haufen Leute jemanden auf der Hultsfred-Wiese zu finden. Beinahe alle, die dort waren, liefen herum und suchten jemanden. Alfred suchte Michel und Michel suchte Alfred, Michels Mama suchte Michel, Lina suchte Alfred und Michels Papa suchte Michels Mama. Ja, sie war eine Zeit lang richtig verloren gegangen und Michels Papa musste zwei Stunden suchen, bis er sie endlich fand – verzweifelt und zwischen zwei breiten, riesigen Männern aus Vimmerby eingeklemmt.
    Aber Michel fand niemanden und niemand fand Michel. Da begriff er, dass er allein mit dem lustigen Leben anfangen musste, wenn noch was draus werden sollte.
     

     
    Doch bevor er beginnen konnte, musste er dafür sorgen, dass Julia irgendeine alte Mähre fand, mit der sie inzwischen wiehern konnte, das hatte er ihr ja versprochen.
    Michel fand keine alte
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