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Michel in der Suppenschüssel

Michel in der Suppenschüssel

Titel: Michel in der Suppenschüssel
Autoren: Astrid Lindgren
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Alfred mitten in der Ernte loszuwerden, denn dann hatte man Eile auf Katthult. Aber nicht Michels Papa bestimmte, wann die Knechte aus Lönneberga nach Hultsfred fahren sollten, um Soldaten zu werden, sondern der König und seine Generäle. Außerdem durfte Alfred ja wieder nach Hause kommen, wenn er fertig ausgebildet war, und das dauerte nicht lange. Also eigentlich brauchte Michel gar nicht zu weinen, aber er weinte trotzdem, und das tat Lina auch. Denn es war nicht nur Michel, der Alfred mochte. Alfred weinte nicht. Er sagte, in Hultsfred könne man ein lustiges Leben führen und es überhaupt sehr schön haben. Und als der Wagen mit ihm davonfuhr und alle traurig dastanden und zum Abschied winkten, stand Alfred auf und sang und juchzte, damit sie sich keine Sorgen mehr machten.
    Das war das Lied, das er sang:
     
»Auf der Festwiese von Ränne in Eksjöstadt
    Da tanzt man die Polka so leicht und so glatt, 
    So wie sich auf der Hultsfred-Wiese jedes Mädchen wiegt, 
    Glaubt mir, auch dort gibts eine, die sich an dich schmiegt.
    Halli hallo, halli dallido, 
    Halli hallo, halli dallido!«
     

     

     
    Und dann hörten sie nichts mehr von Alfred, denn Lina begann zu heulen, so laut sie konnte, und bald verschwand der Wagen mit Alfred hinten an der Wegbiegung. Michels Mama versuchte Lina zu trösten. »Sei doch nicht so traurig, Lina«, sagte sie. »Gedulde dich bis zum 8. Juli, dann ist das Fest auf der Wiese von Hultsfred und dann fahren wir dorthin und besuchen Alfred.«
    »Ich will auch nach Hultsfred fahren und ein lustiges Leben führen und Alfred besuchen«, sagte Michel.
    »Ich auch«, sagte die kleine Ida.
    Aber Michels Mama schüttelte den Kopf.
    »Solche Feste sind nichts für kleine Kinder«, sagte sie. »Die gehen dort nur in dem Gedränge verloren.«
    »Ich finde, es ist lustig, im Gedränge verloren zu gehen«, sagte Michel, aber das half nichts. 
     
    Am Morgen des 8. Juli fuhren die Eltern und Lina zum Fest nach Hultsfred und ließen Michel und Klein-Ida zu Hause bei Krösa-Maja, die auf sie aufpassen sollte. Krösa-Maja war ein altes Weiblein, das ab und zu nach Katthult kam und hier und dort ein wenig half.
     

     
    Klein-Ida war ein braves Kind. Sie setzte sich sofort auf Krösa-Majas Schoß und bat sie, eine ihrer unheimlichsten Spukgeschichten zu erzählen, und damit war Ida zufrieden und glücklich.
    Mit Michel war das anders. Er ging hinaus zum Stall mit seiner Büchse in der Faust, so wütend, dass es um ihn herum knisterte.
    »Darauf lasse ich mich nicht ein«, sagte Michel. »Ich will nach Hultsfred und ein lustiges Leben führen, genau wie die anderen, und jetzt ist es beschlossen. Hast du das verstanden, Julia?«
    Das Letzte sagte er zu der alten Mähre, die da auf der Weide hinterm Stall graste. Sie hatten auch ein Jungpferd auf Katthult, das Markus hieß. Aber gerade jetzt war Markus unterwegs nach Hultsfred mit Michels Papa und Michels Mama und Lina. Jaja, einige konnten wegfahren und lustig sein!
    »Aber ich weiß zwei, die ihnen nachsetzen, dass es ihnen nur so um die Ohren pfeift«, sagte Michel. »Und das sind wir, Julia, du und ich!«
    Und so geschah es. Michel halfterte die alte Mähre und führte sie von der Weide.
    »Du brauchst keine Angst zu haben«, sagte er zu Julia. »Alfred wird sich freuen, wenn ich komme, und du kannst sicher eine nette andere Mähre finden, mit der du zusammensitzen und wiehern kannst, falls du auch noch ein bisschen Freude am lustigen Leben hast.«
    Er schob Julia zur Pforte, denn er brauchte etwas zum Hinaufklettern, wenn er auf den Pferderücken wollte. Ja, er war pfiffig, dieser Junge!
    »Nun geht’s los«, sagte Michel. »Halli hallo, halli dallido! Auf Wiedersehen sagen wir Krösa-Maja, wenn wir zurückkommen.«
     

     
    Und so trabte Julia mit Michel los, die Hügel hinunter, und Michel saß da, aufrecht und kühn mit seinem Gewehr vor sich. Ja, das Gewehr musste mit nach Hultsfred, denn wenn Alfred nun Soldat war, so wollte Michel es auch sein. Alfred hatte sein Gewehr, Michel hatte seine Büchse, es war fast das Gleiche, Soldaten alle beide, und so sollte es sein, fand Michel.
    Julia war alt, es ging nicht schnell, wie sie so den Weg entlangzuckelte und damit sie nicht die Lust verlor, sang Michel ihr etwas vor:
     
»Mein’ Mähre läuft nicht wie der Wind, 
    weil ihre Bein’ so klapprig sind.
    Was macht das?
    Sie trägt mich doch in guter Hut, 
    und traben tut sie auch noch gut –
    auf geraden Wegen.«
     
    Und wie Julia auch
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