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Michel bringt die Welt in Ordnung

Michel bringt die Welt in Ordnung

Titel: Michel bringt die Welt in Ordnung
Autoren: Astrid Lindgren
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herumgegangen und hatte eine Kuh für sich ausgesucht, als Lina außer Atem angerannt kam.
    »Bauer, Bauer, Michel ist hier und kauft noch und noch Feuerspritzen! Darf er das?«
    Dass Michel eigenes Geld hatte, wusste sein Papa ja nicht. Er glaubte, er selbst müsse das, wofür Michel geboten hatte, bezahlen und deshalb war es nicht verwunderlich, dass er blass wurde und am ganzen Körper zitterte, als er von Feuerspritzen hörte.
    »Lass mich los! Ich bezahle selbst!«, schrie Michel. Schließlich gelang es ihm, seinem Papa zu erklären, wie er zu seinem großen Reichtum gekommen war – nur, weil er daheim in Katthult das Gatter geöffnet hatte. Michels Papa musste zugeben, dass Michel sehr tüchtig gewesen war, aber er fand es sehr viel weniger tüchtig, dass er das Geld nun für eine alte Feuerspritze weggeworfen hatte.
    »Von solchen Wahnsinnsgeschäften will ich trotzdem nichts wissen«, sagte er streng. Er verlangte nun alles zu sehen, was Michel bisher ersteigert hatte, und es traf ihn hart, als er es sah: ein altes Samtkästchen, das man zu nichts gebrauchen konnte, einen Brotschieber, wo sie doch zu Hause auf Katthult bereits einen prächtigen hatten – alles zusammen Wahnsinnsgeschäfte! Am schlimmsten war natürlich die Feuerspritze.
    »Merk dir, was ich sage! Man soll nur kaufen, was absolut nötig ist«, sagte Michels Papa.
    Damit hatte er ja sicherlich Recht, aber wie soll man wissen, was nötig ist? Ist Limonade zum Beispiel nötig? Michel glaubte es jedenfalls. Er schlenderte etwas düster
     

     
    herum, nachdem sein Papa ihn dermaßen runtergeputzt hatte, und wie es so geht, fand er in einer Fliederlaube einen Stand, an dem Bier und Limonade verkauft wurde. Die Backhorver, die schon immer ein bisschen unternehmungslustig waren, hatten von der Brauerei in Vimmerby volle Kisten mitgebracht, um an die durstigen Menschen auf der Auktion Erfrischungen zu verkaufen.
    Michel hatte erst einmal in seinem Leben Limonade getrunken und er war selig, als ihm aufging, dass es hier Limonade gab und er selbst die Tasche voller Geld hatte. Stell dir vor, dass zwei so glückliche Umstände gleichsam zusammenstoßen konnten!
    Michel bestellte und trank schnell hintereinander drei Limonaden. Aber da schlug der Blitz von neuem ein. Sein Papa war plötzlich wieder da. Er packte Michel am Kragen und schüttelte ihn so, dass Michel die Limonade in die Nase schoss.
    »Lümmel, du, wenn du schon mal etwas Geld verdient hast, stehst du hier und trinkst Limonade!«
    Aber da wurde Michel rasend und legte los. »Nein, jetzt werde ich wütend!«, schrie er. »Wenn ich kein Geld habe, dann kann ich keine Limonade trinken, und wenn ich Geld habe, dann darf ich keine Limonade trinken! Wann zum Himmeldonnerwetter noch mal soll ich denn dann Limonade trinken?«
    Michels Papa sah Michel streng an.
    »Jetzt bist du wieder reif für den Tischlerschuppen!«
    Mehr sagte er nicht, dann verschwand er zu den Stallungen. Und Michel stand verloren da und schämte sich. Er wusste selbst, wie schrecklich er war. Nicht genug damit, dass er gegen seinen Papa aufsässig gewesen war, das Allerschlimmste war, dass er »zum Himmeldonnerwetter noch mal« gesagt hatte, und das war beinahe ein Fluch. Fluchen aber durfte man auf Katthult nicht. Michels Papa war ja Kirchenältester und was weiß ich alles. Michel schämte sich mehrere Minuten, aber dann kaufte er noch eine Limonade, die er Alfred brachte. Sie saßen zusammen an der Wand vom Backhorver Holzschuppen und unterhielten sich, während Alfred die Limonade trank. Etwas Besseres hätte er in seinem ganzen Leben nicht getrunken, sagte er.
    »Hast du Lina gesehen?«, fragte Michel.
    Alfred zeigte mit dem Daumen, wo Lina war. Sie saß im grünen Gras, an einen Zaun gelehnt, und neben ihr saß der Krakstorp-Bauer, der mit seiner Peitsche nach Michel geschlagen hatte. Man merkte deutlich, dass Lina die Ermahnungen, die sie von zu Hause mitbekommen hatte, vergessen haben musste, denn sie alberte und kicherte herum, wie sie es immer tat, wenn sie unter Leute kam. Man konnte aber auch sehen, dass 
     

     
    dem Krakstorper Linas Alberei gefiel, und als Michel das sah, freute er sich.
    »Stell dir vor, Alfred, wenn wir Lina mit dem Krakstorper verheiraten könnten«, sagte er voller Hoffnung. »Dann könntest du sie vielleicht loswerden!«
    Es war ja so, dass Lina Alfred zum Bräutigam auserkoren hatte, und sie wollte ihn auch heiraten; obwohl Alfred sich noch immer mit Händen und Füßen dagegen
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