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Michel bringt die Welt in Ordnung

Michel bringt die Welt in Ordnung

Titel: Michel bringt die Welt in Ordnung
Autoren: Astrid Lindgren
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der Auktion heimkommen zu sehen. Ihre Augen wurden groß, als sie die stattliche Karawane draußen auf dem Weg sah. Zuerst den Milchwagen mit Michels Papa und Alfred und Lina und der Sau und Hinke-Lotta, die vor Freude über ein frisch gelegtes Ei laut gackerte, dann sieben Kühe in einer langen
     

     
    Reihe und schließlich, auf Lukas reitend, Michel, der mit dem Brotschieber dafür sorgte, dass keine Kuh vom Weg abkam.
    Michels Mama rannte hinaus, Klein-Ida auf den Fersen.
    » Sieben Kühe!«, schrie sie Michels Papa zu. »Wer ist hier verrückt geworden, du oder ich?«
    »Nä, de Koh«, murmelte Michels Papa in reinstem Småländisch. Aber es war noch mehr Gemurmel nötig, bevor Michels Mama endlich begriffen hatte, wie alles zusammenhing. Da sah sie Michel liebevoll an.
    »Gott segne dich, Michel! Aber wie um alles in der Welt konntest du wissen, dass mein Brotschieber vorhin kaputtgegangen ist, als ich die Brotlaibe in den Ofen schieben wollte?«
    Dann schrie sie auf, denn jetzt bemerkte sie Alfreds Nase, und die war doppelt so groß wie sonst.
    »Um Himmels willen, wo bist du mit der Nase gewesen?«, fragte Michels Mama.
    »Auf der Auktion auf Backhorva«, sagte Alfred. »Und nächsten Samstag geht’s mit ihr nach Knashult.«
    Lina kletterte düster und verdrossen vom Milchwagen. Was sie anging, so war es vorbei mit all dem Gekicher und Geschäker.
    »Wie sauer du aussiehst«, sagte Michels Mama. »Was ist los mit dir?«
    »Zahnschmerzen«, sagte Lina kurz. Der Krakstorper hatte ihr ununterbrochen Bonbons angeboten, und deshalb tat jetzt ihr kaputter Backenzahn so weh, dass ihr fast der Schädel platzte.
    Aber Zahnschmerzen oder nicht, sie musste auf die Weide und das sofort, um die Katthultkühe zu melken, denn es war schon lange über die Melkzeit hinaus.
    Lange über die Melkzeit hinaus war es auch für Rölla und die anderen Auktionskühe und sie muhten laut, um daran zu erinnern.
    »Ich kann doch nichts dafür, dass der Bastefaller nicht hier ist, um seine alten Kühe zu melken«, sagte Michel und machte sich daran, sie selbst zu melken. Zuerst Rölla und danach die sechs anderen Kühe. Dreißig Liter Milch bekam er zusammen, die seine Mama in den Keller stellte. Bei Gelegenheit wollte sie Käse daraus machen. Es wurde ein großer prächtiger Käse für Michel und er hatte lange seine Freude daran. Das Ei aber, das Hinke-Lotta auf der Heimfahrt gelegt hatte, kochte er sofort und stellte es seinem Papa hin, der etwas mürrisch am Küchentisch saß und auf sein Abendbrot wartete.
    »Das ist von Hinke-Lotta«, sagte Michel.
    Dann stellte er noch ein Glas frisch gemolkene Milch vor seinen Papa. »Die ist von Rölla«, sagte er.
    Sein Papa aß und trank schweigend, während seine Mama alle ihre Brotlaibe in den Ofen schob.
    Lina aber drückte eine glühheiße Kartoffel gegen den schmerzenden Zahn, und da schmerzte er siebenmal schlimmer, genau wie es sein sollte.
    »Ja, fühl das nur«, sagte Lina zu dem Zahn. »Wenn du gemein bist, dann kann ich auch gemein sein.«
    Alfred lachte.
    »War doch nett vom Krakstorper, dir Bonbons zu spendieren«, sagte er. »Den solltest du heiraten, Lina!«
    Da schnaufte Lina wütend.
    »Den Wackelgreis! Er ist fünfzig Jahre alt und ich bin erst fünfundzwanzig! Glaubst du, ich will einen Mann haben, der doppelt so alt ist wie ich?«
    »Das macht doch nichts«, sagte Michel eifrig. »Kein bisschen macht das aus!«
    »Ja, das meinst du«, sagte Lina. »Jetzt geht es ja noch, aber stell dir vor, wenn ich fünfzig bin, dann ist er hundert. Ujujuj, da hätte ich vielleicht Arbeit mit ihm!«
    »Du rechnest, wie du Verstand hast, Lina«, sagte Michels Mama und schlug die Ofentür hinter dem letzten Brotlaib zu. »Dies ist wirklich ein großartiger Brotschieber, Michel«, sagte sie dann noch.
    Als Michels Papa das Ei aufgegessen und die Milch ausgetrunken hatte, sagte Michel: »Ja, und nun der Tischlerschuppen! «
    Michels Papa murmelte etwas, dass Michel – alles in allem – an diesem Tag kaum was angestellt habe, weshalb er im Tischlerschuppen sitzen müsste. Aber da sagte Michel:
    »Nein, nein, gesagt ist gesagt!« Und er ging allein, still und würdevoll, hinaus zum Tischlerschuppen und setzte sich hin, um sein einhundertneunundzwanzigstes Holzmännchen zu schnitzen.
    Währenddessen saß Hinke-Lotta schon auf der Stange im Hühnerhaus und Rölla lief zufrieden mit den Katthultkühen auf der Wiese herum. Der Bastefaller war inzwischen gekommen, um seine sechs Tiere zu holen.
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