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Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Titel: Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)
Autoren: Günter Krieger
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stand Paulus und grinste spöttisch.
    „Ich wollte mich nur davon überzeugen, dass Ihr noch unter uns weilt, Dorfherr.“
    Mathäus schluckte verärgert. „Und warum sollte ich nicht mehr hier weilen?“
    „Vielleicht weil Ihr nicht zugeben wollt, bei der Aufklärung des Mordfalles versagt zu haben. Jedenfalls habt Ihr mir seit Tagen keinen Bericht erstattet. Was soll man bloß davon halten?“ Er seufzte gezwungen. „Nun werden die Schöffen für Euch denken müssen.“
    „Inzwischen kenne ich den wahren Täter“, blaffte Mathäus gereizt.
    „Ach ja? Und würdet Ihr auch die unendliche Güte besitzen, mir zu verraten, wer das wohl sein soll?“
    „Jetzt nicht. Morgen werde ich ihn vor aller Augen entlarven.“
    „Was soll diese Posse?“
    „Keine Posse! Es gibt gute Gründe, so zu handeln.“
    „Da bin ich aber sehr gespannt.“ Paulus bedachte ihn mit einem finsteren Blick. „Übrigens brauchen wir nur noch einender Täter zu henken. Tobias Hompesch hat sich in seiner Zelle selbst umgebracht.“
    Mathäus wurde aschfahl. „Was?“
    „Hat seinen Schädel so lange gegen die Kerkerwand gestoßen, bis er Brei war.“
    Die Nachricht erschütterte Mathäus, aber er reckte sein Kinn in die Höhe. „Warum erzählt Ihr mir das in diesem vorwurfsvollen Ton?“
    „Man hätte ihn längst richten können, wenn Ihr nicht so lange gezaudert hättet.“
    „Es war Eure kultivierte Idee, die Hinrichtungen mit dem Erntefest zu verbinden.“
    Der Burgvogt biss sich auf die Lippen, seine Stimme war jetzt wie blankes Messing. „Wenn Ihr glaubt, morgen ein Schauspiel inszenieren zu müssen, so ist das Eure Sache. Ich hoffe bloß, dass diesmal etwas dabei herumkommt, sonst sind Eure Tage als Dorfherr wohl gezählt.“
    „Macht Euch um mich keine Sorgen. Mein Posten ist mindestens so sicher wie der Eure.“
    Paulus grunzte, machte kehrt und schritt zu seinem Pferd, das auf der Straße auf ihn wartete. „Grüßt Euren Freund, diesen geistreichen Schlaumeier, von mir“, rief er, ohne sich dabei umzublicken. „Wie ich hörte, ist er ja wieder bei Euch. Wünsche ihm gute Genesung.“
    Paulus’ Spitzel waren also wieder aktiv gewesen. Mathäus presste die Kiefer zusammen, tat dem Ritter jedoch nicht den Gefallen, aus der Haut zu fahren. „Werd’s ihm ausrichten, Herr Paulus. – Ach, noch etwas …“
    „Was?“ Widerstrebend wandte er sich noch einmal um.
    „Ich gehe davon aus, dass beim morgigen Fest wieder die alljährliche Lotterie stattfindet.“
    Paulus lachte verächtlich. „Ihr habt vielleicht Sorgen!“
    „Findet sie statt oder nicht?“
    „Natürlich findet sie statt. So wie jedes Jahr. Die Lotterie ist Tradition.“
    „Gut.“ Mathäus beachtete ihn nicht weiter, kehrte in die Stube zurück. Jutta empfing ihn mit sorgenvollem Gesicht.
    „Ein unangenehmer Mensch“, stellte sie leise fest und schmiegte sich an den Geliebten, „er wird dir Schwierigkeiten machen.“
    „Das macht er längst mit aller Hingabe, aber keine Sorge“, erwiderte Mathäus leichthin, „mit dem werde ich schon fertig.“ Er blickte auf die schlafende Maria im Stroh. „Auch wir sollten uns jetzt zur Ruhe begeben. Das wird ein harter Tag morgen.“

24
    Erstmals seit Tagen waren Wolken am Himmel aufgetaucht. Alle Bewohner der Herrschaft strömten in Scharen zum Hahndorn, den man festlich hergerichtet hatte. Später würde man hier zum Tanz aufspielen. Aus der Stadt hatten sich Trommler, Pfeifer und zwei Geiger eingefunden, um für ausgelassene Stimmung sorgen. Leo, der Wirt, würde die Leute mit Bier versorgen. Zur Belustigung der Kinder hatte man einen Puppenspieler engagiert. Und über all dem, am oberen Rand des Hahndorns, ragte für jeden gut sichtbar das hölzerne Todesgestell in den morgendlichen Himmel.
    Das Erntefest begann traditionsgemäß mit einer Heiligen Messe. Anders als in den vergangenen Jahren hatte man den Altar diesmal an der unteren Seite des Dorfangers aufgestellt, vermutlich, um den Gläubigen den Blick auf den Galgen zu ersparen. Johannes, der Pfarrer von Echtz, und Moses, der Burgkaplan, pflegten die Messe stets gemeinsam zu zelebrieren. Einmal im Jahr vergaßen die Gottesmänner ihren Zwist für eine Stunde und tauschten vor aller Augen den Friedenskuss aus.
    Vor dem Gottesdienst suchte Jutta noch ihre Eltern auf, die gleichfalls zum Fest erschienen waren. Erklärte ihnen ausgiebig ihren Verbleib in den vergangenen Tagen. Aus der Entfernung beobachtete Mathäus die Reaktion des Vaters und nahm
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