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Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Titel: Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)
Autoren: Günter Krieger
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erleichtert zur Kenntnis, dass Johanns Miene erstaunlich gleichmütig blieb. Vielleicht war seine Abneigung gegen den Dorfherrn ja doch nicht so groß, wie Mathäus sich das einredete.
    Vom Gottesdienst nahm Mathäus nicht viel auf. Vergeblich bemühte er sich um Andacht, seine Gedanken waren woanders,und das Herz klopfte ihm vor Aufregung bis zum Hals. Denn der Moment der Erkenntnis rückte immer näher. Was, wenn er sich mit seiner Aufführung zum Narren machte? Paulus und Konrad würden ihn in der Luft zerreißen. Er verdrängte diesen fürchterlichen Gedanken.
    Rechts und links des Altares saßen auf gepolsterten Sesseln jene, die Rang und Namen hatten: Konrad und seine Frau Elisabeth von Grafschaft, deren Kinder, der junge Rikalt, Paulus und einige Ritter, der Schultheiß von Echtz und die sieben Schöffen – sie alle schienen den Worten der Priester mit inbrünstiger Andacht zu lauschen. Auch für den Dorfherrn von Merode war ein Platz reserviert, doch Mathäus hatte es vorgezogen, die Messe aus der Menge heraus zu verfolgen. Nachdenklich betrachtete er die Gesichter der hohen Herrschaften, die in diesem Augenblick – die Messdiener läuteten zur Wandlung – auf die gepolsterten Bänkchen zu ihren Füßen niederknieten.
    Über die sieben Schöffen wurde hinter vorgehaltener Hand viel gespottet, führten sich diese doch häufig auf, als habe der König selbst sie zu ihrem Amt berufen. Die meisten von ihnen hatten sich – ganz nach Mode der Städter – einen Familiennamen zugelegt und bestanden darauf, mit diesem angesprochen zu werden. Auch ihre Kleidung war der der vornehmen Stadtmenschen angepasst. Trotz sommerlichen Wetters verzichtete keiner auf seinen Schulterumhang aus Hermelinfell; ihre mit Steinen besetzten Kopfhauben dagegen hatten sie für die Dauer des Gottesdienstes notgedrungen abnehmen müssen. Dass die Schöffen in Wirklichkeit nur die Marionetten der Herren von Merode und des Burgvogtes waren, tat ihrem großspurigen Gehabe keinen Abbruch.
    Paulus und Konrad trugen ihre besten Gewänder. Einmal, beim Schlussgebet, trafen sich unversehens die Blicke des Dorfherrn und des Burgvogts, und Mathäus vermochte die unausgesprochene Drohung in den funkelnden Augen des anderen zu lesen. Mathäus antwortete ihm mit einem gleichmütigen Grinsen, obwohl ihm kaum danach zumute war. Als die beiden Priester endlich den Schlusssegen erteilten, rüttelte eine gichtige Hand an seiner Schulter.
    „Ist es wahr, dass sie heute nur einen aufknüpfen?“, fragte ein Bauer aus dem Unterdorf.
    „Wer wird’s sein?“, wollte ein anderer wissen. „Und stimmt es, dass der andere Schweinehund sich ganz freiwillig vom Acker gemacht hat?“
    Mathäus winkte seufzend ab und suchte Jutta auf. Ihm fiel auf, dass der Blick ihres Vaters unstet zwischen ihm und seiner Tochter hin- und herwanderte. Was hatte das zu bedeuten? Mathäus wusste es nicht. Er begrüßte Johann und Heilwig höflich, wobei die Bäuerin ihm wohlwollend zunickte.
    „Ich werde jetzt wieder zu unserem Kranken gehen“, sagte Jutta.
    „Ja, ja, Onkel Hein!“, kreischte Maria vergnügt.
    „Du willst das Fest schon verlassen? Ich hoffte, du würdest mir seelischen Beistand leisten.“
    „Das werde ich, Liebster. In Gedanken, ich versprech’s dir. Aber Heinrich braucht mich jetzt, er hatte eine sehr unruhige Nacht.“
    Mathäus senkte schuldbewusst den Kopf. „Wahrscheinlich hat unsere Konferenz ihn zu sehr angestrengt.“
    Jutta reckte sich, um ihn zu küssen. Zum ersten Mal tat sie es vor den Augen anderer. „Es wird alles gut“, flüstertesie, „ich weiß es. Übrigens, weißt du, was meine Eltern mir soeben berichtet haben?“
    „Nein. Woher auch?“
    „Mein Verehrer aus Schlich hat einen Rückzieher gemacht.“ Sie deutete schmunzelnd auf Maria. „Die Kleine kam ihm wohl nicht geheuer vor.“
    Mathäus’ Erleichterung war unübersehbar. Das war zur Abwechslung mal eine gute Nachricht. Unter anderen Umständen gar Grund für einen Jubelschrei.
    Jutta nahm Maria an die Hand. „Lass uns gehen. Das Spektakel, das gleich folgen wird, hat genug Zuschauer.“
    Gedankenvoll sah Mathäus den beiden hinterher. Paulus’ raue Stimme holte ihn in die Gegenwart zurück.
    „Nun, werter Dorfherr, was machen denn Eure … hm, Ermittlungen?“
    „Paulus! Gut, dass Ihr hier seid. Sagt mir, wie ist der genaue Ablauf des Fests?“
    „Zuerst die Gerichtsverhandlung. Dann die Hinrichtung. Allerdings warten wir noch auf den Henker, den Herr Konrad aus Düren
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