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Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Titel: Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)
Autoren: Günter Krieger
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heilloses Durcheinander entstand, Panik brach aus. Flink setzte der junge Soldat nach, doch ebenso rasch reagierte der Angreifer. Denn mit einem Mal besaß er einen lebenden Schutzschild, ein Mädchen, sechs Jahre alt vielleicht, zog es vor sich hin und streckte es somit dem sicheren Tod entgegen. Nur einen Wimpernschlag benötigte er für diese Feigheit, zu schnell für den Soldaten des Markgrafen: Sein Schwert bohrte sich bereits durch den weichen Leib desKindes und drang blutverschmiert an seinem Rücken wieder heraus. Dann erst glitt es in den Brustkorb des Mannes.
    Inzwischen hatte ein Heer von erregten Leibwächtern die Kämpfenden umringt. Fassungslos starrten sie auf das tote Mädchen und den röchelnden Sterbenden, aus dessen Mund sich ein roter Bach ergoss. In einer fremden Sprache schrien die Grüngewandeten sich gegenseitig Befehle zu. Der Mob am Straßenrand klatschte jubelnd Beifall. Ein Hüne, offensichtlich ein Offizier, ließ sich Bericht erstatten von einem Untergebenen, der mehrmals mit dem Kinn auf den immer noch keuchenden Soldaten des Markgrafen deutete. Das Gesicht des Hünen war blass, und er nickte knapp, als er erfahren hatte, was vorgefallen war. Mit der Andeutung eines Lächelns schritt er dem Jülicher entgegen.
    „Ihr seid ein wirklicher Held, junger Herr“, sprach er mit angelsächsischem Akzent, „Ihr habt dem König von England und seiner kleinen Tochter soeben das Leben gerettet.“
    Der Angesprochene antwortete nicht. Starrte tief atmend auf die blutige Klinge seines Schwertes.
    „Ihr seid ein Held“, wiederholte der Hüne, „und man wird Euch für Eure Tat gebührend entlohnen!“
    „Wird man das?“, erwiderte der Soldat tonlos, weil ihm offenbar klar wurde, dass weiteres Schweigen unhöflich gewesen wäre. Ein weiterer markgräflicher Soldat war inzwischen an seine Seite getreten.
    „Um Himmels willen! Geht’s dir gut, Hein?“
    Der junge Mann drehte mit einer langsamen Bewegung den Helm von seinem Kopf und strich sich durch das verschwitzte, dunkle Haar. „Warum denn nicht, Mätthes“, sagte er teilnahmslos, „es geht uns allen hervorragend: mir, dem König, seiner Tochter - allen.“
    Der Hüne klopfte ihm anerkennend auf die Schulter, bevor er sich wieder seinen Leuten zuwandte und Befehle bellte. Die Sänfte des Königs war inzwischen von Schwerbewaffneten flankiert.
    „Lang lebe der König!“, rief ein Spaßvogel aus der Menge.

1
Merode, Ende Juli 1349
    Benno hielt den Bogen weit gespannt und pirschte leise durch das Unterholz, jederzeit bereit, den todbringenden Pfeil abzuschießen. So hatte er es sich von den Großen abgeschaut, so jagte auch der Herr Paulus, der Burgvogt. Paulus von Mausbach galt als der beste Schütze weit und breit; ihn hatte Benno sich als Vorbild auserkoren, zumindest was das Jagen betraf. Denn sonst war Paulus ein finsterer Mann, wortkarg und griesgrämig, außerdem fehlte ihm ein Teil seines rechten Ohres, was ihn umso gröber wirken ließ. Paulus war einer der mächtigsten Männer der Herrschaft, war er doch de facto der Vormund des zehnjährigen Rikalt.
    Der junge Rikalt war ungeachtet seiner Jugend einer der beiden Herren von Merode. Benno durfte ihn seinen Freund nennen, obwohl seine Mutter Guta nur eine einfache Dienstmagd war. Es gab nicht viele Knaben seines Alters auf Burg Merode, das schmiedete zusammen, trotz aller Standesunterschiede.
    Benno seufzte leise. Eines Tages würde man Rikalt zum Ritter schlagen; er selbst dagegen würde immer nur ein Dienstmann bleiben, ein Los, das Gott ihm vorherbestimmt hatte, wie Guta ihm eingeschärft hatte. Aber die Träume würde ihm keiner nehmen. Die Träume, in denen er auf einem schneeweißen Ross saß, in einer glänzenden Rüstung, in der Rechten ein prächtiges Schwert: Er befand sich in einem fernen Land, und Ungläubige mit krummen Säbeln umkreisten ihn mit wildem Gebrüll. Er aber ließ drohend sein Schwertkreisen und hieb sie alle nieder, Gott zur Ehr’, dem Teufel zur Ernte. Nein, diese Träume konnte ihm keiner nehmen.
    Er war ein wenig außer Atem gekommen, denn sein Weg hatte ihn hügelauf geführt. Nun befand er sich auf einer Lichtung, und unten im Tal konnte er über den Wipfeln des Waldes die dunklen Zinnen der Burg Merode erkennen. Benno sah sich um. Noch immer war ihm kein Getier begegnet. Er setzte sich auf einen Baumstumpf, um zu verschnaufen. Vielleicht würden ihm ja ein paar unvorsichtige Hasen vor die Füße hoppeln.
    Ehrfurchtsvoll betrachtete Benno den Bogen,
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