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Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Titel: Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)
Autoren: Günter Krieger
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was er bei diesen Temperaturen freilichals wohltuend empfand. Sorgsam wischte er den Schmutz von der wertvollen Waffe, die er leider Gottes noch immer nicht benutzt hatte. Seine Mutter fiel ihm ein, die sich sicherlich schon um ihn sorgte. Also beschloss er seufzend, sich auf den Heimweg zu machen. Ohne sonderliche Hast schlenderte er den Waldweg zum Dorf hinab.
    Das kleine rötliche Etwas, das Benno aus seinen Augenwinkeln wahrnahm, ließ ihn im Schritt verharren. Langsam und vorsichtig wandte er seinen Kopf: Das Eichhörnchen dort hinten am Stamm der Buche bot die letzte Gelegenheit, Rikalt nicht zu enttäuschen. Entschlossen spannte er den Pfeil in die Bogensehne, legte an.
Ich muss es treffen, ich muss!
, dachte er, während die Spitze seiner Zunge sich durch den energisch geschlossenen Mund nach draußen schob. Dann spreizten sich seine Finger …
    Dumpf schlug der Pfeil ins Holz. Flink wie eine aufgescheuchte Elfe verschwand das Eichhörnchen in der Baumkrone.
    Der Junge stieß einen Fluch aus. Sein Schuss hatte das Tier nur um eine Handbreit verfehlt. Enttäuscht zog er los, den Pfeil aus dem Baumholz zu ziehen. Hoffentlich würde sich wenigstens Rikalts Spott in Grenzen halten.
    Fast schon hatte Benno den Baum erreicht, als er einige Schritte zu seiner Linken ein braunes Bündel entdeckte.
Wer kann es sich leisten, seine Kleidung hier liegen zu lassen
?, ging es ihm durch den Kopf und er erinnerte sich an den Tag, als Guta ihn windelweich geprügelt hatte, weil sein Wams im Wassergraben der Burg versunken war. Doch plötzlich beunruhigte ihn eine Ahnung. Das war nicht bloß Kleidung. Jemand steckte
darin
!
    Zunächst zögerte Benno, dann schritt er entschlossen auf das seltsame Bündel zu. Später bereute er es bitter, denn diestarren Augen der Toten, die da in grotesker Haltung vor ihm lag, sollten ihn noch lange Zeit in seinen Träumen verfolgen. Diese starren Augen, die ihm einen Vorwurf machten, als sei er verantwortlich für das Leid, das hier stattgefunden haben mochte.
    Mit einem hellen Schrei des Entsetzens floh Benno von dieser Teufelsstätte.

2
    Das Gewitter sorgte nicht lange für eine klärende Reinigung der Luft. Am späten Nachmittag lag wieder dumpfe Schwüle über der Herrschaft.
    Mathäus, der Dorfherr von Merode, hatte sich in der Stube seines kleinen Hauses verschanzt. Zwar war die Luft hier nicht nennenswert erträglicher, aber wenigstens konnte man sich so vor der Unbarmherzigkeit der gleißenden Sonne schützen. Ein Klotz aus Lindenholz, der vor ihm auf dem Tisch lag, bestimmte die Gedanken des Dorfherrn. Erstmals seit einer Woche gönnte er sich etwas Muße. In den vergangenen Tagen hatten ihn seine Pflichten sehr vereinnahmt. Beide Herren von Merode, sowohl Konrad als auch der junge Rikalt, waren nicht daheim gewesen, hatten in Aachen den Krönungsfeierlichkeiten des Königs beigewohnt. Erst gestern waren sie zurückgekehrt. In der Zwischenzeit hatten die Bauern von Merode es nicht versäumt, ihn mit Myriaden von Kleinigkeiten zu behelligen, ganz so, als hätten sie geduldig und bewusst den Reisezeitpunkt der beiden Herren von Merode abgewartet. Hühner, die der Nachbar angeblich gestohlen hatte, fremde Säue, die mutwillig Gemüsegärten ruiniert haben sollten, ein dubioses Testament, das auf geheimnisvolle Weise aufgetaucht war und diesen und jenen enterbte, was die Betroffenen wiederum in rasenden Zorn versetzte – mit nichts hatte man ihn verschont. Ach, die Leute konnten wie Kinder sein. Darin standen die Bewohner des Unterdorfes, deren Grundherr Rikalt war, denen des Oberdorfes am Hahndorn – nämlich Konrads Leuten – in keiner Weise nach. Mathäus seufzte. Sein bescheidenes Häuschen lag genau zwischen diesen Welten, eine lächerliche Trutzburg auf einer unsichtbaren Grenze. Aber so musste es sein,nur so konnte er sich den Respekt beider Parteien erhalten. Er schüttelte den Kopf und massierte seine entblößten Füße, um die Gedanken frei zu machen von solchen Nichtigkeiten, die für manchen guten Mann den Sinn der Schöpfung in Frage zu stellen vermochten.
    Der Lindenklotz. Noch war es nur ein Lindenklotz, der da auf dem Tisch lag. Aber eines hoffentlich nicht allzu fernen Tages sollte er sich verwandelt haben in eine Skulptur der Heiligen Jungfrau Maria, auf deren Schoß kein Geringerer als der kleine Jesus selbst saß. Der Erlöser mit Seiner Mutter, konnte man etwas Wunderbareres, etwas Erhabeneres erschaffen? Er hatte es Jutta versprochen. Ja, mit glückseligem Stolz
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