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Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Titel: Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)
Autoren: Günter Krieger
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Wipfeln des Meroder Waldes, als sich die Burg im rötlichen Abendlicht vor Mathäus’ Augen erhob.
    Die zweigeteilte Burg! Sooft Mathäus an diese Lösung denken musste, so oft missfiel sie ihm. Vor über fünfzig Jahren hatte Werner III. von Merode die umstrittene Idee gehabt, eventuellen Erbstreitigkeiten vorzubeugen, indem er eine Teilung des Besitzes vornahm. Seitdem gab es zwei Herren auf Burg Merode. Ein seltsamer Zustand, fand Mathäus, der immerzu achtgeben musste, es sich nicht mit einer Seite zu verderben. Seinen Vorgänger – sein Name war Wenzel gewesen – hatte man vor Jahren aus der Herrschaft vertrieben, obwohl er von Adel gewesen war. Wenzel hatte versucht, sich mit fragwürdigen Methoden bei beiden Herren lieb Kind zu machen, am Ende jedoch durch undurchsichtiges Taktieren sowohl den einen als auch den anderen verprellt. Schließlich verstrickte er sich in ein Netz aus Intrigen, das ein paar ritterliche Gefolgsleute der Meroder Herren – allen voran Paulus von Mausbach – säuberlich gewoben hatten. Wenzel wurde nicht nur aus dem Amt, sondern auch aus der Herrschaft verjagt.
    Danach hatte man ernsthaft überlegt, das Amt mit zwei Männern zu besetzen, einen im Dienste der
Scheiffarts
, den anderen im Dienste der
Werners
, aber Markgraf Wilhelm von Jülich, unter dessen Lehenshoheit die Meroder standen, erhob Einwände gegen diese Lösung. Wohl zu Recht befürchtete er, sie könnten im Dienste der Edelmänner zu Marionetten werden, ähnlich wie der Schultheiß und die sieben Schöffen zu Echtz, die ihr Amt für die gesamte Herrschaft bekleideten. Eine unkontrollierte Machtfülle seiner Vasallen lag freilich nicht im Interesse des Markgrafen,also schlug er vor, einen seiner Dienstmannen in das Amt einzusetzen, einen jungen Kaufmannssohn, der sich zunächst als Gardesoldat, später auch als Beamter glänzend bewährt hatte. Zumindest bis zu jenem Zeitpunkt, wo er eine Verwandte des Markgrafen als dummes Sumpfhuhn bezeichnet hatte.
    Um den Jülicher nicht zu verärgern, erklärten die Meroder sich mit dem Vorschlag einverstanden. Dass der neue „Aufpasser“ kein Adliger war, begrüßten sie sogar, hatte man doch mit Wenzel schlechte Erfahrungen gemacht. Seit nunmehr fünf Jahren kam Mathäus seinen Pflichten nach. Niemand hatte bislang ernsthafte Einwände gegen seine Amtsführung gehabt. Allerorten nannte man ihn den „Dorfherrn“.
    Mathäus hatte inzwischen den Wassergraben der Burg erreicht, lenkte Julius auf die hölzerne Brücke und brachte ihn dort zum Stehen.
    „Na, was ist?“, rief er dem Burschen im Torbau zu, „lässt du die Zugbrücke runter, oder muss ich warten, bis mein Gaul Flügel kriegt?“
    Augenblicklich begann das Holzportal sich unter lautem Kreischen zu senken, sodass Julius den Kopf schief legte und seine Ohren wackeln ließ.
    „Was hältst du eigentlich davon, die Eisen mal gründlich einzufetten?“, raunzte Mathäus den Knappen an, der das Pferd des Dorfherrn in Empfang nahm. Die bedächtigen Bewegungen des Burschen ließen erkennen, dass er bereits mit Julius’ Launen vertraut war.
    „Werde das bald erledigen, Herr“, versprach der Knappe.
    Auf dem Burghof scheuchte eine Magd drei aufgeregte Hühner in ihre Stallung.
    „Wohin darf ich Euch führen, Herr Mathäus?“, fragte ein älterer, gesetzter Mann, der plötzlich vor ihm stand. Er hattelichte Haare und graue Bartstoppeln. „In den Westflügel des Herrn Konrad oder in den Ostflügel des Herrn Rikalt und seines Vormundes, des edlen Ritters Paulus?“
    „Paulus ist nicht der Vormund Rikalts, mein lieber Friedrich“, korrigierte Mathäus den Alten zuckersüß, „Rikalts eigentlicher Vormund ist sein Schwager, der Ritter Gerhard von Wedendorp. Paulus vertritt ihn nur, das wisst Ihr doch, verehrter Kastellan.“
    „Ihr bracht mir das nicht jedes Mal zu sagen, Herr Mathäus.“
    „Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass Ihr es eines Tages fehlerfrei aufsagen könnt.“
    Friedrich spreizte die Hände. „Also, zu wem?“
    „Zu beiden!“
    „Ach, Herr Mathäus, manchmal glaube ich, Ihr wollt mich mit Absicht in Verlegenheit bringen. Wenn ich Euch nun in den Ostflügel Rikalts bringe und dann dem Herrn Konrad Bescheid gebe, lässt er seinen Zorn darüber wieder an mir aus. Umgekehrt wird mir der Herr Paulus -“
    „Na schön, mein Guter“, seufzte Mathäus, „ich will Euch die Entscheidung abnehmen. Sagt, wo bin ich denn beim letzten Mal eingekehrt?“
    „Beim jungen Rikalt, Herr.“
    „Stimmt. Also
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