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Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Titel: Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)
Autoren: Günter Krieger
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herbestellt hat. Aber der gute Knabe dürfte bald eintreffen.“
    „Und die Lotterie?“
    „Findet hinterher statt. Falls die allgemeine Stimmung gedrückt sein sollte, dient sie der Aufheiterung.“
    „Gewiss, die Leute werden sich totlachen. Aber ich möchte, dass die Lotterie
vor
der Gerichtsverhandlung stattfindet.“
    Paulus hielt eine Hand hinter sein vernarbtes Ohr. „Was?“
    „Sagt, wie läuft diese Lotterie ab?“
    „So wie immer. Ein Schreiber läuft mit einer Zahlenliste durch die Reihen und lässt genau hundert Leute ein Kreuz machen. Er notiert sich die Namen der Spieler und derenZahlen. Zum Schluss wird die Gewinnzahl ausgelost. Der Sieger bekommt drei Gulden.“
    „Gut. Hier ist eine Liste!“ Mathäus zog ein Pergament aus seinem Gewand. „Die darauf notierten Leute müssen unbedingt ihr Kreuz auf die Zahlenliste setzen.“
    Paulus warf einen gelangweilten Blick darauf. „Was?“ fragte er mit plötzlicher Erheiterung. „Die beiden Verdächtigen auch?“
    „Wie Ihr seht.“
    „Und auch Ludwig? Soweit ich weiß, liegt der immer noch krank darnieder und lässt sich von seinen Mägden massieren.“
    „Man soll ihn halt daheim aufsuchen. Ich will, dass er sein Kreuz macht.“
    Unwillig riss Paulus ihm die Liste aus der Hand. Seine Augen schossen Blitze. „Ich warne Euch, Mathäus, wenn Ihr uns alle zum Narren haltet, dann -“
    „Spart Euch die Drohung. Sorgt dafür, dass meine Anordnungen ausgeführt werden, wenn Ihr den richtigen Mann aufknüpfen wollt.“
    Paulus verschwand mit einem derben Fluch auf den Lippen. Die Musikanten hatten mit ihrem Spiel begonnen, doch noch niemand betrat die Tanzfläche. Alles wartete gespannt auf die Gerichtsverhandlung. Einträchtig standen die Bauern der Herrschaft in Grüppchen beieinander und diskutierten. Rasch sprach sich herum, dass die Lotterie – sonst der Höhepunkt des Festes – diesmal früher stattfinden sollte. Dies sorgte für abenteuerliche Spekulationen.
    Mathäus spazierte freundlich lächelnd durch die Reihen, wich aber neugierigen Fragen, die man ihm allerorten stellte, beharrlich aus. Auch einer der Schöffen suchte ihn auf. Seine Wangen waren von einer zornigen Röte überzogen.
    „Ist es wahr, dass Ihr den Ablauf des Festes eigenmächtig geändert habt?“, schnaufte er. Seine Kopfhaube rutschte ihm fast ins Gesicht.
    „Ja, das stimmt.“
    „Und ist Euch klar, dass wir Schöffen deshalb unnötig warten müssen?“
    „Ihr werdet es sicherlich überleben.“
    „Eine Frechheit ist das!“
    „Warum genießt Ihr in der Zwischenzeit nicht das Fest, guter Mann?“ Mathäus stellte zufrieden fest, dass seine Nervosität einer kühlen Gelassenheit gewichen war. Die würde er auch benötigen, wenn er seinen Plan durchziehen wollte. Der Schöffe setzte an, etwas zu erwidern, doch der entschlossene Blick des Dorfherrn ließ ihn verstummen. Mathäus ließ ihn einfach stehen.
    Er beobachtete die Knechte und Knappen, die den Messaltar abbauten und stattdessen Stühle für die Gerichtsverhandlung herbeischafften, die sie kreisförmig um ein hölzernes Podest anordneten. Hier würde der Schultheiß die Verhandlung führen. Dahinter platzierte man sieben Sessel für die Schöffen. Die Häftlinge würden vor ihnen stehen müssen.
    „Ich habe Euch durchschaut!“ Unbemerkt war der junge Rikalt neben den Dorfherrn getreten.
    „So, wirklich? Und was seht Ihr, Rikalt?“
    „Ihr werdet eine List anwenden, um die Wahrheit ans Licht zu bringen, nicht wahr?“
    Mathäus’ Antwort war ein Augenzwinkern.
    „Ich wusste schon immer, dass Ihr einen genialen Verstand habt, Mathäus.“
    „Mitnichten, Herr Rikalt. Denn diese List ist nicht allein meine Idee. Außerdem weiß ich noch nicht, ob ich wirklich Recht habe.“
    „Natürlich habt Ihr Recht. Paulus kocht vor Wut, Ihr müsst einfach Recht haben.“
    „Das ist in der Tat ein gutes Omen.“
    Auf einem der Stühle vor dem Podest wartete Mathäus die Zeit ab. Die bösen Blicke der Schöffen, die abseits tuschelnd beieinander standen, störten ihn nicht. Nach einer Weile stapfte Paulus herbei, reichte ihm die beiden Pergamentbögen.
    „Hier! Erledigt, so wie der hohe Herr befohlen“, knurrte er.
    „Besten Dank.“
    Mathäus überflog die Liste mit den Zahlen, römische Ziffern von
I
bis C, und jede Zahl war mit einem Kreuz markiert. Er nahm die Namensliste zur Hand. Hierauf war notiert, wer welches Kreuz auf der Zahlenliste gemacht hatte. Es dauerte eine Weile, bis er den Namen fand, nach dem er
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