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Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Titel: Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)
Autoren: Günter Krieger
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Krankenpflegerinnen gebraucht.“ Er zog eine Münze hervor, drückte sie ihm in die Hand. Dietrich nickte grinsend und entfernte sich.
    „Krankenpflegerinnen?“, wunderte sich Friedrich.
    „Ach, das ist eine lange Geschichte.“
    „Mag sein. Aber ich glaube nicht, dass es Herrn Paulus gefallen wird, wenn er erfährt, dass Ihr das Gesinde für persönliche Botengänge losschickt, ohne ihn zu fragen. Natürlich werde ich meinen Mund halten“, fügte er hastighinzu, als der finstere Blick des Dorfherrn ihn durchbohrte.
    „Das fehlte noch, dass ich bei Paulus bitten und betteln müsste.“
    „Tja. Was machen die Ermittlungen?“
    „Sie stocken, wenn Ihr’s genau wissen wollt.“
    „Es bleibt Euch aber kaum noch Zeit.“
    „Glaubt Ihr etwa, das wüsste ich nicht?“
    „Aber irgendwen muss man am Ende doch aufknüpfen, oder?“
    „Ist das Eure Auffassung von Gerechtigkeit, Friedrich? Ihr enttäuscht mich. Offenbar seid Ihr keinen Deut besser als Paulus.“ Mathäus machte auf dem Absatz kehrt und verließ den Burghof.
    Friedrich sah ihm lange nach. „Völlig runter mit den Nerven, der Kerl“, murmelte er kopfschüttelnd.
    Mathäus betrachtete nachdenklich den Galgen, der wie ein Teufelsfinger den Hahndorn überragte. Morgen würde hier das Erntefest stattfinden. Alle Bewohner der Herrschaft Merode würden sich an diesem Platz versammeln, würden tanzen, trinken und die Gerichtsverhandlung verfolgen. Das Blut der ermordeten Mädchen schrie nach Vergeltung. An diesem Galgen, dessen Schlinge jetzt von einem lauen Windstoß hin und her bewegt wurde, würde zunächst Tobias Hompesch sterben, denn seine Schuld war eindeutig. Und dann – ja, wer dann? Welcher Mörder hatte außerdem den Tod verdient?
    Es war zum Verzweifeln.
    Die Leute vom Oberdorf hatten ihren Waschtag; der Bachlauf entlang des Hahndorns war bald von schnatternden Weibern flankiert.
    „Fließe, fließe, lieber Dreck, rasch ins Unterdorf hinweg!“, dichtete eine fette Magd gehässig, und alle Umstehenden lachten herzhaft darüber.
    „Auf dass die blöden Ziegen ’nen Wutanfall kriegen“, fügte eine andere albern hinzu und erntete Applaus.
    Mathäus warf einen letzten Blick auf das unheilvolle Holzgestell und machte sich auf den Weg ins Unterdorf, die gutmütigen Neckereien, die die Weiber ihm hinterherriefen, nicht beachtend. Ein Ziel hatte er nicht. Er grübelte und fluchte, als er in einen Kuhfladen trat, warf einen faustgroßen Stein nach einer Wasserratte, die ihm über den Weg lief, stieß mit dem Fuß ein totes Huhn beiseite, das ein Marder übel zugerichtet hatte. Aber einen klaren Gedanken fassen konnte er nicht.
    Gegen Mittag nahm er die Leere seines Magens zur Kenntnis und kehrte in sein Haus ein. Jutta hatte inzwischen eine kräftige Brühe zubereitet. Heinrich schlief.
    „Das Fieber ist gesunken“, bemerkte Jutta, „aber sein Körper braucht jetzt viel Schlaf.“
    Mathäus nickte seufzend und trank seine Brühe. Maria und Chlodwig balgten sich auf dem Fußboden, mehrmals musste Jutta sie zur Ruhe mahnen. Schließlich stand Mathäus auf, küsste seine Liebste auf die Stirn und verließ voller Unrast die Stube.
    Sein Blick fiel auf das windschiefe Haus seines Nachbarn Albrecht. Mathäus grübelte über das Schicksal des Schuhmachers nach. Nicht nur seine Frau, auch die einzige Tochter hatte er verloren. Besser, er hätte Aachen niemals verlassen. Albrecht tat ihm leid! Noch gab es niemanden, den man dem leidgeprüften Vater als Mörder seiner Tochter präsentieren konnte. Trotzdem rang Mathäus sich dazu durch, dem Schuhmacher einen Höflichkeitsbesuch abzustatten.
    Philipp empfing ihn an der Tür. „Es ist der Dorfherr, Vater!“, rief er über seine Schulter. Er ließ Mathäus eintreten.
    „Freilich komme ich nicht in meiner Eigenschaft als Dorfherr. Als Nachbar bin ich hier.“
    „Tatsächlich?“ Philipp gab sich wenig Mühe, freundlich zu erscheinen. „Das ist schade. Dann erfahren wir wohl nichts über den Stand Eurer Ermittlungen, oder?“
    Mathäus warf ihm einen strengen Blick zu, bevor er den alten Schuhmacher begrüßte, der gebeugt an seinem Arbeitstisch saß und einen Stiefel in seiner Hand wiegte. Die Furchen in seinem Gesicht waren noch tiefer geworden, sein Blick unstet wie ehedem. Einige leidvolle Tage hatten den ohnehin verlebten Schuhmacher noch älter gemacht.
    „Setzt Euch!“, forderte er Mathäus auf, ohne ihn anzusehen. „Wie sieht’s aus?“
    „Wie sieht’s aus, wie sieht’s aus?“, imitierte
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