Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Merlins Drache 01 - Basilgarrad

Merlins Drache 01 - Basilgarrad

Titel: Merlins Drache 01 - Basilgarrad
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
Vom Netzwerk:
ins Wasser.
    Plötzlich hörte das Falkenweibchen ein schreckliches Kreischen. Aus Angst vor dem Angriff eines anderen Raubvogels bog es scharf zur Seite und flog tiefer, um dem Verfolger zu entkommen. Sofort erkannte es seinen Irrtum. Das Schreien kam nicht von oben, sondern von unten. Und es war kein Vogellaut. Nein, Kinder stießen es aus. Menschenkinder!
    Über dem Lärm von brechenden Ästen und splitterndemHolz hörte der Vogel das Heulen vieler ängstlicher Kinder. Sie kletterten aus der zerstörten Hutschüssel auf den Rand, wobei sie sich verzweifelt an Holz, Seile oder einander klammerten – an alles, das vielleicht schwimmen konnte. Viele stürzten ins Meer und schrien entsetzt, während sie versuchten, den Kopf über Wasser zu halten.
    Das Falkenweibchen, das schließlich selbst Mutter war, schauderte bei dieser grässlichen Szene. Doch es konnte nicht helfen. Es konnte nur weiter über den Kanal fliegen und den eigenen Kindern ein bisschen Futter bringen. Es schlug schneller mit den Flügeln und drückte das grüne Ei in den Krallen.
    Dann bemerkte es etwas Eigenartiges – und das war so erstaunlich, dass es fast das Ei fallen ließ. Konzentriert spähte es hinunter, um sicher zu sein, dass es sich nicht um eine Illusion handelte. Aber nein. Das war wirklich.
    Meerbewohner! Von weit unter den Wellen stiegen ihre glatten, glänzenden Gestalten herauf und brachen durch die Oberfläche. Das Falkenweibchen kreiste über ihnen, überrascht von ihrem Anblick – so seltene und geheimnisvolle Geschöpfe, dass selbst Adleraugen nur einmal im Leben flüchtig eine schillernde Schwanzflosse oder Schulter zu sehen bekamen. Und die Meerbewohner wurden immer zahlreicher. Zuerst erschienen einige, dann stiegen Dutzende aus dem tiefsten Ozean. Hier wirbelte ein Rumpf mit purpurroten Schuppen und blitzte hell. Dort schlug ein anmutigerFischschwanz auf die Wellen und brachte einen leuchtenden Tropfenschleier hervor. Und dort sprang ein Paar muskulöser Körper hoch und durchbrach die Wasseroberfläche, bevor es mit einem doppelten Klatsch ins Meer zurückfiel.
    Die Meerbewohner schwammen zu der einzigen Stelle, wo sich eine neue, riesige Welle unaufhaltsam aus dem Meer hob. Noch höher stieg sie, Wasser strömte von ihrem vielfarbigen Kamm. Das Falkenweibchen droben klapperte überrascht mit dem Schnabel, als es erkannte, dass es gar keine Welle unter sich hatte – sondern eine Brücke. Eine leuchtende, lebende Brücke.
    Die Meerbewohner hatten sich vereint! Sie hatten Schwänze, Flossen und Arme umeinandergeschlungen und bildeten einen großen, strahlenden Bogen. Schnell stieg er höher und leuchtete in den Farben des Wassers. Teils fest und teils flüssig strebte er aus den Tiefen.
    Es dauerte nicht lange, da streckte sich die Brücke von dem sinkenden Gefährt über die tosende Wellenwand bis zur Küste der vergessenen Insel. Wie ein Regenbogen des Ozeans leuchtete sie mehr mit den Farben der See als mit denen des Himmels. Kleine Seevögel flogen herbei – Schwalben und Scherenschnäbel, Dreizehenmöwen und Lummen – und sie zwitscherten und gurrten und pfiffen, während sie um die großartige Brücke schwebten.
    Das Falkenweibchen schaute beeindruckt zu, dabei kehrten seine Gedanken zu den Kindern zurück, dieim Wasser gegen das Ertrinken kämpften. Würden sie die Brücke rechtzeitig finden? Würde dieser ungewöhnliche Weg sie in noch größere Gefahr auf der verbotenen Insel führen? Neugierig flog es der Inselküste entgegen, nur kurz wollte es sich dort umschauen.
    Während der Vogel über die gezackte Linie steiler Klippen am Inselrand segelte, traf ihn plötzlich ein heftiger Windstoß mit der Kraft eines gigantischen, unsichtbaren Flügels und schleuderte ihn zurück. Kreischend vor Angst ließ das Falkenweibchen das Ei fallen, das auf die felsigen Klippen unter ihm stürzte.
    Bevor das Falkenweibchen sich wieder orientieren konnte, wurde es von einem weiteren Windstoß so fest getroffen, dass es sich überschlug und zwei Schwanzfedern verlor. Es schrie vor Schmerz und kreiselte hilflos durch die Luft. Schließlich gelang es ihm, so kräftig mit den Flügeln zu schlagen, dass es wieder ins Gleichgewicht kam. Als es endlich erneut fliegen konnte, floh es in höchster Geschwindigkeit von der schlimmen Insel.
    Während es sich mit leeren Krallen seinem Nest auf der Halbinsel näherte, dachte es noch nicht einmal daran, je wieder zu diesem verwünschten Ort zurückzufliegen. Es hatte nicht die geringste Lust,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher