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Merlins Drache 01 - Basilgarrad

Merlins Drache 01 - Basilgarrad

Titel: Merlins Drache 01 - Basilgarrad
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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ganze Bühne (mit einem beträchtlichen Teil der Stadt) davonschwamm. Sogar die weiße Riesenspinne, als große Elusa bekannt, musste ihre Höhle mit den leuchtenden magischen Kristallen verlassen.
    Der unaufhörliche Fluss stieg höher, als sich irgendjemand erinnern konnte. Wellen rasten durch das Flussbett, rissen Bäume an den Wurzeln aus, rollten Felsklötze weg, trugen die Reste von Brücken und Fischerhütten davon – dazu ein paar junge Riesen, die vor Vergnügen an ihrer aufregenden Fahrt johlten. Das schlammige Wasser schoss dem Meer zu, dem Strand der sprechenden Muscheln, der Stelle, wo vor nichtlanger Zeit jemand namens Merlin an Land gespült worden war.
    Das kleine grüne Ei wurde in die Flut gerissen und rollte stromabwärts. Als die Wogen schließlich schwächer wurden, hatte es die Stelle, an der die kleinen Drachen geschlachtet worden waren, viele Meilen weit hinter sich gelassen. Endlich kam es zur Ruhe im wirren Gras unter einer Eberesche, die nach all dem Regen ihre anmutigen, von Nässe schweren Äste hängen ließ.
    Gerade als das Ei aufhörte zu rollen, wurde es von einem grau gestreiften Fischotter bemerkt. Der alte Otter ahnte, dass es ein Ei war, und hüpfte herbei. In Vorfreude auf ein kleines, aber schmackhaftes Mahl zitterten seine langen Schnurrbarthaare erregt. In diesen Tagen der Diebstähle, Morde und zusammenströmenden Armeen – in denen eine Invasion des hinterhältigen Kriegsherrn vom Geisterreich, Rhita Gawr, immer wahrscheinlicher geworden war – galt jeder essbare Brocken als Kostbarkeit.
    Als der Otter das Ei in die pelzigen Pfoten nahm, kreischte ein Falke und stürzte vom Himmel. Der Otter fuhr herum, verlor das Gleichgewicht und ließ das Ei fallen. Er rollte das glatte Ufer hinunter und landete im Wasser. Nach zwei Sekunden hob er den Kopf über die Oberfläche und sah gerade noch, wie der Falke mit dem kostbaren Ei in den Klauen schnell in den Himmel stieg.
    Nach Westen flog das Falkenweibchen, über die verzaubertenBäume des Drumawalds. Es segelte gerade über die Äste des höchsten Baums, der alten Eiche Arbassa, wo die junge Frau Rhia – berühmt für ihre Fähigkeit, mit Bäumen, Flüssen und lebendigen Steinen zu sprechen – lange gewohnt hatte. Unversehens schwang einer dieser krummen Äste herum und krallte sich in den Falkenflügel. Das Falkenweibchen kreischte wütend und hätte beinah das Ei fallen lassen, hielt es jedoch fest und schlug zornig mit den Flügeln, um Höhe zu gewinnen. Der Eichenast peitschte durch die Luft und knarrte vor Wut.
    Das Vogelweibchen steuerte nach Süden, um den Wald zu meiden, umrundete die Küste von Fincayra und flog dann über das verlorene Heimatland der Bäumlinge, seltsamer Leute, die jetzt nur noch in Legenden lebten. Vor sich, jenseits des Wassers, sah es die lange raue Halbinsel, in deren Klippen sein Nest lag. Das Falkenweibchen gluckste vor Freude: Gleich würde es zu Hause sein und mit diesem Ei seine Brut hungriger Küken füttern. Fünf waren es genau – immer drängten sie sich in dem Nest auf dem Sims, immer schrien sie einander an und immer waren sie hungrig.
    Jetzt brauchte das Falkenweibchen nur noch den Kanal zu überqueren, der ihre Halbinsel von der Hauptinsel trennte. Das hatte es schon Hunderte Male mit Leichtigkeit getan. Nichts konnte jetzt seinen Flug unterbrechen. Selbst wenn die Meeresströme das Kanalwasser aufwühlten, konnten keine Wellen sich so hoch strecken wie dieser verfluchte Ast!
    Das Falkenweibchen schaute zum Kanal hinunter und bemerkte etwas Sonderbares. Ein Boot, das aussah wie ein riesiger umgedrehter Hut, schaukelte auf dem Wasser. Wie war es hierhergekommen? Falls ein Riese seinen enormen Hut ins Meer geworfen hatte, war er nirgendwo zu sehen.
    Dem Vogel fiel auf, dass das große Schiff zu einer ungeheuren Wellenwand trieb, mit der die einzige Insel im Kanal umgeben war – ein so abgelegener und unwirtlicher Ort, dass er die vergessene Insel genannt wurde. Hier hatte, wie jeder Meeresvogel wusste, seit Jahrhunderten niemand einen Fuß aufs Land gesetzt. Denn die steilen Klippen der Insel bargen ungeahnte Gefahren und viele Geheimnisse – einschließlich der Wahrheit darüber, warum die Männer und Frauen von Fincayra vor langer Zeit ihre Flügel verloren hatten.
    Der schwimmende Hut, von der aufgewühlten Wellenwand hin- und hergeschlagen, brach auseinander. Die Seiten aus gewebten Zweigen barsten, der Boden ächzte und spaltete sich. Das Gefährt sank, immer tiefer fiel es
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