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Merlins Drache 01 - Basilgarrad

Merlins Drache 01 - Basilgarrad

Titel: Merlins Drache 01 - Basilgarrad
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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empor. Bald verschwand es in den grünen Schichten, die auf allen Seiten hervorbrachen. Mit rücksichtsloser Energie wuchs der junge Baum weiter und trug das Ei noch höher.
    Denn das war kein normaler Baum, aus keinem normalen Samen geboren. Dieser Baum, im alten Boden von Fincayra verwurzelt, der sich bald mit den unsterblichen Nebeln des Geisterreichs verbinden würde, dieser Baum würde immer weiterwachsen. Er würde sich nach oben, nach außen und nach innen strecken. Er würde sich mit unbeschreiblicher Majestät, Magieund Vielschichtigkeit ausdehnen. Er würde mit der Zeit so groß werden, dass er eine eigene Welt darstellte – eine Welt, die alles Sterbliche und Unsterbliche umschloss, die zwischen dem Geisterreich und allen anderen Reichen des Universums ruhte.
    Es war der große Baum von Avalon.

3
Kleiner Wanderer
    Natürlich habe ich eine besondere Vorliebe für Gerüche aller Art – je exotischer, umso besser. Aber nie hat es einen Geruch gegeben oder wird es einen geben, den ich so schätze wie den Duft des Zimts.
    Jahr 1 von Avalon
    E s kam ein Tag, an dem ein ungeheuer kräftiger Windstoß über die höchsten Wipfel des großen Baums von Avalon blies, der zu einer Welt zwischen den Welten gewachsen war. Riesige Äste, Wege zu den Sternen, bebten unter der Kraft des Windes. Das Sternbild, das eines Tages der goldene Bogen genannt werden würde, schien seinen Platz am Himmel zu wechseln. Aus dem sagenumwobenen Zeitenfluss war dieser bemerkenswerte Wind gestiegen, über den anmutig gebogenen Ast, der eines Tages der liebste Sternguckerplatz des Zauberers Merlin sein würde, über die unberührten Seen der Sternenlichtpalette und schließlich in eine enge Schlucht, wo eingewisses grün gesprenkeltes Ei in einem Farnbusch lag.
    Der Wind, der schwach nach Zimt duftete, umkreiste das Ei – nicht nur einmal, nein, dreimal, als würde er es genau studieren und sich überzeugen, dass es tatsächlich das gesuchte Ei war. Dann blies er mit erneuter Kraft und hob das kleine Ei hoch in die Luft. Weit, weit weg trug er seine Beute, die sich auf der Reise langsam im Sternenlicht drehte. Schließlich versiegte der Luftstrom plötzlich an einem Ort, den der Wind selbst gewählt hatte.
    Das Ei fiel.
    Immer schneller stürzte es hinunter, vorbei an den Ästen des großen Baums, dem Auswuchs, den künftige Eroberer Merlins Astloch nennen würden, vorbei am Stamm, der Wunder barg wie die Spiralkaskaden und die große Kernholzhalle, vorbei an dem bizarren kleinen Gewässer, schäumendes Meer genannt – hinunter bis zur westlichsten Wurzel, dem bewaldeten Reich El Urien, das eines Tages als Waldwurzel bekannt werden würde.
    Wenn das Geschöpf im Ei es hätte wissen können, wäre es wohl froh gewesen, dass es von allen Landeplätzen in Avalons Wurzelreichen ausgerechnet im wunderbarsten ankommen würde. Denn das Ei fiel direkt in Waldwurzels tiefsten Hain, wo so magische Bäume wuchsen, dass selbst die leichteste Brise schmerzhaft schöne Melodien in ihren Ästen hervorrief. Allerdings wäre die Freude des Geschöpfs etwasgedämpft worden, weil das Ei so schnell fiel, dass es bald zerschmettern würde.
    Schon hatte sich die Luft um das fallende Ei getrübt, sie füllte sich mit dem steigenden Nebel aus den Waldlichtungen. Harzgerüche, teils süß, teils scharf, waberten über den Bäumen. Gischt von Waldwurzels Wasserfällen trübte die Luft noch mehr und ein paar winzige Wassertropfen bildeten sich auf der Oberfläche des Eis.
    Wenn das Geschöpf in seinem Inneren irgendwelche Vorahnungen hatte, dass sein freier Fall – und sein Leben – gleich enden würden, verriet es nichts davon: Kein Wimmern, keine Bewegung waren festzustellen.
    Im letzten Moment vor dem Aufprall bog ein neuer Windstoß die Baumwipfel. Wie der frühere duftete er nach Zimt und schien auch genau zu wissen, wohin er den kleinen grünen Gegenstand tragen wollte. Das Ei flog leicht zur Seite, gerade genug, um die dicken Äste einer riesigen Zeder zu treffen. Die schaukelnden Zweige fingen es auf, sodass es von einem weichen Dach aufs nächste fiel, bis es schließlich in ein tiefes Moosbett zwischen den Baumwurzeln stürzte. Der Wind legte sich abrupt, sein Zimtduft mischte sich mit dem Harzgeruch des Waldes.
    Das Ei landete – und brach. Der Riss vergrößerte sich, weil etwas aus dem Inneren gegen die Schale stieß. Eine schmale, grün glänzende Nase streckte sich durch die Öffnung. Wieder weitete sich der Riss, Splitter der grünen Schale
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