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Merlins Drache 01 - Basilgarrad

Merlins Drache 01 - Basilgarrad

Titel: Merlins Drache 01 - Basilgarrad
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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brachen ab.
    Die Nase runzelte sich leicht und schnupperte in die satten Aromen ringsum. Dann stieß plötzlich der ganze Kopf durch die Eierschale. Zwei kleine helle Augen, so grün wie Smaragde, funkelten im nebligen Licht. Ein Paar gewölbte Ohren, denen der Fledermaus gleich und so groß, dass sie das übrige Gesicht klein erscheinen ließen, standen auf dem Kopf wie Segel. Während der Kopf weiter ins Freie drang, fielen noch mehr Schalensplitter auf das Moosbett: Schließlich barst das restliche Ei in zwei Teile – und ein winziger grüner Salamander mit großen Ohren kroch aus den Scherben.
    Obwohl das Geschöpf nicht größer als der kleinste Finger eines Kindes war, bewegte es sich mit ungewöhnlichem Selbstvertrauen – es trat fast großspurig auf. Vielleicht spürte es, dass es vor dem Ausschlüpfen eine recht bemerkenswerte Reise hinter sich gebracht hatte. Vielleicht ahnte es, dass es von allen sterblichen Geschöpfen dieser Welt der einzige Zeuge der Entstehung von Avalon gewesen war. Oder vielleicht war es einfach froh, sich endlich nach eigenem Willen bewegen zu können. Jedenfalls trat es mit überraschender Sicherheit in diese neue Lebensphase.
    Es kletterte auf eine Zedernwurzel, um die Umgebung zu überblicken, und hielt dabei den kleinen dreieckigen Kopf hoch. Der dünne Schwanz, der in einem Knoten von der Größe eines Apfelkerns endete, tippte auf die Wurzel und trommelte gleichmäßig. Auf seinem Rücken lagen fest zusammengefaltet zwei zerknitterteFlügel. Die grünen Augen des Salamanders leuchteten hell, während er, ohne zu blinzeln, alles ringsum betrachtete.
    Eine milde, warme Brise umwehte ihn. Der leichte Wind duftete nach Zimt und strich über ihn wie ein lebendiger Atem. Und dann sprach der Wind mit einer luftigen Stimme.
    »Hherzlich willkommen in der Welt, kleiner Wanderer.«
    Der Salamander knirschte mit den winzigen Zähnen und spannte jeden Muskel in den Beinen, im Rücken und im Schwanz an. Mit einer plötzlichen Bewegung sprang er in die Luft, drehte sich einmal rundherum und landete wieder auf der Wurzel, nur schaute er jetzt in die andere Richtung. Er war zwar klein, doch der Aufprall brach ein paar Flocken von den Flechten, die ins Moos darunter schwebten. Seine Augen leuchteten heller als zuvor, als er den Wald nach der Herkunft der geheimnisvollen Stimme absuchte. Weil er nichts sah, sprang er und drehte sich wieder herum.
    »Reg dich nicht auf, kleiner Wanderer.« Die Stimme klang besänftigend, sie raschelte in den Rändern der gewölbten Ohren. »Ich bin Aylah, die Windschwester, manche Leute nennen mich Wishlahaylagon. Und auch wenn du dich nicht erinnern kannst, dass wir uns schon getroffen hhaben, kleiner Wanderer, so hhabe ich dich doch schon mehrere Male berührt und war immer deine Freundin.«
    Der Salamander hörte aufmerksam zu, indem er die Ohren vorschob. Doch er sagte nichts.
    Wieder blies der warme Wind und füllte seine Nasenlöcher mit Zimtduft. »Wie meine Schwestern, kleiner Wanderer, muss ich mich so frei bewegen wie die Luft, nie schlafen, nie anhhalten, nie irgendwo lange bleiben. So lebt eine Windschwester.«
    Die hauchige Stimme schien näherzukommen, direkt ins Ohr des Salamanders zu flüstern. »Aber der Geisterherr Dagda kam vor vielen Jahren in einer Vision zu mir. Er sprach mit mir, wollte, dass ich mich um dich kümmere bis zu dem Tag, an dem du schließlich geschlüpft bist. Warum, sagte er nicht, mein kleiner Wanderer   … aber er sagte, dass es sich lohnt, dein Leben zu retten.«
    Da veränderte das kleine Geschöpf seine Stellung auf der Wurzel und legte nachdenklich den Kopf schief. Zum ersten Mal blinzelte es. Dann sagte es seine allerersten Worte mit einer Stimme, die leise knisterte wie ein kleiner Zweig, der in einer Flamme auflodert.
    »Danke   … Freundin.«
    »Gern geschehen, kleiner Wanderer, wirklich gern.« Die Brise wehte sanft um ihn und streichelte zart seine Ohrränder. Dann seufzte sie mit ihrer luftigen Stimme und sagte: »Ich weiß nicht, ob du und ich uns wieder treffen, kleiner Wanderer. Die Welten, durch die ich reise, sind zahlreich und die Entfernungen zwischen ihnen sind groß. Aber ich wünsche dir alles Gute.«
    Aylah wehte näher und streifte die Schuppen auf Rücken und Schwanz des kleinen Wanderers, ein wirbelnder Windkreis, der die Äste der Zeder zerzauste. »Und jetzt muss ich weiter. Denn auch ich bin ein Wanderer – so wachsam wie die Sterne und so ruhhelos wie der Wind.«

4
Kein
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