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Merlins Drache 01 - Basilgarrad

Merlins Drache 01 - Basilgarrad

Titel: Merlins Drache 01 - Basilgarrad
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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Entkommen
    Friss, sonst wirst du gefressen, heißt es. Nicht sehr ermunternd. Und auch nicht sehr genau. Denn ich habe früh im Leben entdeckt, dass es sehr wohl möglich ist, ein gutes, köstliches Mahl zu verzehren – und dann, wenn es Zeit für den Nachtisch ist, verzehrt zu werden.
    Jahr 2 von Avalon
    K omm her, du Wicht!« Der wütende Fuchs stürmte durch das Unterholz, brach Zweige ab und zermalmte frisch erblühte Mädesüßblumen unter seinen Pfoten.
    Als er sah, wie die Schwanzspitze seines Opfers unter einem Kohlkopf verschwand, schüttelte der Fuchs wütend den eigenen Schwanz. Damit schlug er ein paar Disteln, Nadeln, tote Blätter, Zweige und Dornen los, die er bei dieser enttäuschenden Jagd aufgelesen hatte. Wie konnte ein Dieb sich so schnell bewegen? Und so schlau, fast so listig wie ein Fuchs?
    Speichel tropfte ihm aus dem Maul. »Dich werd ichlehren, meine Mahlzeit zu klauen, du Wicht!
Du
wirst meine nächste Mahlzeit sein.«
    Direkt vor ihm rannte der Dieb, dessen scharfe kleine Zähne noch gelb glänzten vom Dotter des Taubeneis, das er aus dem Versteck des Fuchses gestohlen hatte. Das Geschöpf, jetzt ein Jahr alt, sah aus wie eine Kreuzung zwischen einem kleinen grünen Salamander und einer Fledermaus mit grausam zerknitterten Flügeln. Diese Flügel, die ihm beim Laufen an den Rücken schlugen, glichen mehr zerfetzten Hautstreifen als Körperteilen, die eines Tages würden fliegen können. Der kleine Kerl keuchte vor Erschöpfung und wünschte, diese Flügel könnten ihn in die Luft tragen – hier und jetzt.
    Er raste durch die Waldlichtung, rutschte unter heruntergefallene Äste, krachte durch dichte Farnbüsche und versuchte verzweifelt, seinem Verfolger voraus zu bleiben. Als er hörte, wie ein Windstoß durch die Bäume über ihm wehte, blitzten ihm Aylahs Worte durch den Sinn:
Warum, sagte er nicht, mein kleiner Wanderer   … aber er sagte, dass es sich lohnt, dein Leben zu retten.
    Während er raste, um am Leben zu bleiben, kamen ihm diese Worte hohl vor, voller Ironie:
Es lohnt sich, mein Leben zu retten? Vielleicht als Mahlzeit von irgendwem. Aber das ist nichts Besonderes!
    Tatsächlich hatte ihn sein erstes Jahr nach dem Schlüpfen, das er zu großem Teil als Gejagter verbracht hatte, eine Grundregel des Lebens gelehrt:
Wer
größer ist als du, will dich fressen.
Und dieser Fuchs war keine Ausnahme.
    Noch schlimmer, es hatte sich gezeigt, dass der Fuchs viel entschlossener war als die meisten Feinde, die sich der Salamander durch Mundraub aus den Behausungen der Dachse, Vögel und Eichhörnchen gemacht hatte. Diese Jagd hatte jetzt schon fast den ganzen Morgen gedauert – und der Fuchs schien das Interesse daran nicht zu verlieren. Sie waren zwar nur durch einen kleinen Teil des Waldwurzelwalds gerannt, doch es fühlte sich an, als hätten sie das gesamte Reich durchquert. In Wahrheit wollte der Verfolger den Salamander diesmal nicht nur fressen, er wollte ihn auslöschen. Bei dieser Jagd ging es weniger um eine Mahlzeit als um Rache.
    Der kleine Kerl kletterte auf einen verfaulenden Ast, der mit türkis gefärbtem Moos bedeckt war. Dann erspähte er einen hohlen Stamm in der Nähe und flitzte hinein in der Hoffnung, den Fuchs zu verwirren. Auf der anderen Seite rannte er in einen Fleck voller Pilze mit roten Hüten. Sie rochen feucht und nach Wald, ihr Duft war so stark, dass der Salamander sich betäubt, fast schwindlig fühlte, während er zwischen den Stämmen dieses Miniaturwalds hindurchflitzte.
    Gerade als er aus der Pilzstelle herauslaufen wollte, spürte er etwas über sich. Er bog scharf nach rechts und rannte ins Offene – in dem Moment, in dem der Fuchs genau auf den Fleck sprang, wo er gewesenwäre, wenn er nicht die Richtung geändert hätte. Das war knapp! Hektisch stürmte der kleine Kerl über ein Bett aus Kiefernnadeln, klebrig vom Harz, und dann in einen Farnbusch.
    Er schaute sich kurz um und sah, wie die riesige Vorderpfote des Fuchses gerade in die Farne schlagen wollte. Wieder änderte der Salamander die Richtung und rannte einen laubbedeckten Hang hinunter, der zur Böschung am Ufer eines sprudelnden Bachs führte. Plötzlich war ein Schatten über ihm. Der Fuchs war wieder gesprungen!
    Mit wirbelnden Beinchen bog der Salamander scharf ab. Er schoss am Ufer zur Seite. Doch auf der Erde, die rutschig vom spritzenden Wasser war, fanden seine Füße keinen Halt. Er glitt aus, fiel um und rollte hilflos hinab.
    Der Fuchs ahnte endlich seinen Sieg. Er
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