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Merlin und der Zauberspiegel

Merlin und der Zauberspiegel

Titel: Merlin und der Zauberspiegel
Autoren: Thomas A. Barron
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während ihre lichtlosen Augen mich prüfend betrachteten. Neben ihr standen mit gezogenen Schwertern acht oder neun Kriegergoblins.
     Und im Schlamm zu ihren Füßen lag die reglose Gestalt einer jungen Frau.
    »Hallia!«, rief ich. »Was hast du ihr getan?«
    Nimue spitzte die Lippen zu einem spöttischen Kuss. »Immer noch so ein weiches Herz.« Sie zupfte eine kleineKlette von ihrem Ärmel. »Mach dir keine Sorgen, sie bleibt am Leben. Wenigstens im Moment. Ich habe ihren endgültigen Todeskampf
     aufgespart, damit du ihn miterlebst.« Sie nickte dem Kriegergoblin zu, der ihr am nächsten stand. »Hau ihr den Kopf ab, hmmm?
     Ich will einen gezackten, unsauberen Schnitt.«
    »Nein!«
    Der Goblin keuchte vor Lachen und nahm sein Schwert in beide Hände. Seine stämmigen Arme bogen sich. Mit einer scharfen Bewegung
     hob er die Klinge hoch über den Kopf. Dann schwang er sie mit aller Macht.
    In diesem Augenblick strömte neue Kraft in meine Arme. Ich hatte keine Ahnung, woraus sie bestand oder woher sie kam, nur
     dass sie mit der Geschwindigkeit eines herabstoßenden Falken in mich drang – und dass sie aus jedem Teil von mir zu kommen
     schien, Körper und Seele arbeiteten im Gleichklang wie nie zuvor. Ohne Zeit zum Nachdenken hob ich beide Arme und deutete
     mit einer Hand auf den Kriegergoblin, mit der anderen auf Nimue.
    Ein plötzliches Zischen gellte durch die Luft. Blaue Blitze schossen aus meinen Fingern. Einer traf, gerade bevor das Schwert
     heruntersauste, den Kriegergoblin in die Brust. Sein Harnisch riss entzwei. Mit blauem Funkenstieben flogen er und sein Schwert
     zurück. Der andere Blitzstrahl schoss auf die Hexe zu – und hielt abrupt an ihrer ausgestreckten Hand. Den Bruchteil einer
     Sekunde lang hielt sie ihn auf. Dann machte sie eine lässige Bewegung in meine Richtung. Der Blitz sauste durch die Luft zurück,
     direkt auf mich zu. Ich duckte mich, als er gerade über meinen Kopf flog und die Ecke von einer der roh behauenenSäulen abschlug. Die Ranken, die sich um den Stein wanden, welkten zu Asche.
    Nimue musterte mich, offenbar war sie kaum beunruhigt. »Ist das alles, was du fertig bringst, du Winzling? Hmmm, zu schade.
     Du wirst nicht genug Zeit haben zu lernen, wie man es besser macht.«
    Erbost rannte ich auf sie zu und schwang dabei meinen Stock. Sie stieß lediglich einen kräftigen Atemzug aus. Eine feste Luftwand
     krachte in mich und schleuderte mich in ein Dickicht moosbehangener Brombeersträucher. Ich rutschte durch die Zweige und stieß
     gegen den Stamm einer abgestorbenen Weide am Rand eines Tümpels. Abgebrochene Äste brachen auf mich herunter, als ich in den
     Schlamm sank.
    Schwach hob ich den Kopf. Nimue winkte zwei Kriegergoblins herbei und bellte ihr Kommando: »Erledigt die Hirschfrau, wie ihr
     wollt.« Grinsend kam sie auf mich zu. »Aber überlasst den hier mir.«
    Ich sah, wie zwei Schwerter gehoben wurden. Plötzlich versperrten mir Nimues Kopf und die langen schwarzen Haare die Sicht.
     Ihr Grinsen wurde breiter, während sie näher kam. Ich tastete um mich, lehnte mich an den Baum und zwang meine unsicheren
     Beine zum Aufstehen. Unversehens rutschten meine Stiefel unter mir weg und ich platschte in den Tümpel.
    »Armer Kerl«, flötete Nimue, jetzt nur noch ein paar Schritte entfernt. »Erlaube mir deine Qualen zu beenden.«
    Ich schaffte es, mich in den Morast zu knien. Dicker Schlamm glitt mir über Hals und Arme. Aber meine Stimme klang fest. »Du
     wirst nie gewinnen. Nie.«
    Sie kniff grausam die Augen zusammen. Langsam hobsie einen Arm. Ihr Finger deutete leicht gekrümmt auf meine Brust. »Ah, mein kleiner Zauberer, du irrst dich, absolut. Ich
     habe schon gewonnen.« Ein Kichern stieg aus ihrer Kehle. »Und ist es nicht hübsche Ironie, hmmm, dass ich durch die Anwendung
     derselben Zaubersprüche gewonnen habe, die du – in deiner älteren Gestalt – mich gelehrt hast?«
    Sie streckte den Finger. »Deine Zeit ist . . .«
    Boing.
Eine riesige Gestalt, größer als ein Felsblock, fiel vom Himmel. Sie schlug direkt hinter Nimue auf den Boden und wirbelte
     Schlamm und Schutt in alle Richtungen. Mit einem Schrei taumelte die Hexe direkt auf mich. Eine Schmutzwelle überflutete uns
     beide.
    Ich hob den Kopf aus dem Morast und sah Nimue tropfnass von den dunklen Säften des Sumpfes. Sie fluchte heftig, während sie
     versuchte herauszusteigen. Plötzlich sah ich den massigen Kopf, der über uns schwebte. Ein dreieckiges, orange glühendes Auge
    
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