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Meridian

Titel: Meridian
Autoren: Amber Kizer
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ergreifen.
    »Hiergeblieben.«
    Perimo drehte sich zu Josiah um und richtete sich zu voller Größe auf. »Ich lösche dein Licht, Engel. Wir sind viele. Eine Armee, ausgebildet in der modernen Welt. Ich befolge nur Befehle. Du weißt ja gar nicht, mit wem du dich da anlegst.«
    »Nein, es ist eher umgekehrt. Du pfuschst schon zu lange an den Seelen anderer Menschen herum. Der freie Wille ist heilig, Aternoctus, und du hast zu oft gegen diese Regel verstoßen.«
    »Meine Freunde werden mein Werk auch ohne mich weiterführen. Ich habe eine Revolution angezettelt. Du hast keine Ahnung, für wen ich arbeite …«
    »Genug. Was vertreibt die Dunkelheit, Meridian?«
    »Äh, das Licht?«, antwortete ich.
    »Richtig. Lass uns Licht machen!« Josiah hob die Arme. Ich senkte den Kopf, als reinweiße Lichtstrahlen aus ihm herausströmten.
    Da stieß Perimo einen Schrei aus, und ich hob den Kopf, um einen Blick auf ihn zu erhaschen.
    Er saugte das Licht in sich auf und schien Schmerzen zu leiden, als würde er bei lebendigem Leib verbrannt. Dann erhellte sich allmählich die Dunkelheit Schritt für Schritt, bis seine Umrisse sich veränderten, und er sich – Zentimeter um Zentimeter – in Luft auflöste.
    Noch lange, nachdem seine Schreie verklungen waren, kauerte ich mich über Tens zusammen, bis das Licht wieder schien wie zuvor.
    Als ich aufschaute, spürte ich eine sanfte Berührung und Hundeküsse auf dem Gesicht.
    »
Luz, luz.
Okay?« Senora Portalso umfasste meine Wangen und musterte mich prüfend.
    »Josiah?« Ich schaute mich um. Doch nur seine Sonnenbrille war von ihm zurückgeblieben.
    »Kein Josiah«, erwiderte die Senora zweifelnd.
    »Hallo, Meridian, lassen Sie mich mal sehen.« Ich erkannte die Tochter der Senora. »Ich bin Ärztin, schon vergessen?«
    Ich machte Platz, damit sie Tens untersuchen konnte. »Ich glaube, er wurde vergiftet. Sicher ist er tot …«
    »War er oft im Wald und ist hier zu dieser Höhle gegangen?«
    »Ja, vermutlich schon.« Ich beobachtete, wie die Senora eine ihrer Taschen ausleerte, während ihre Tochter Tens das Fieber maß.
    »Muskelschmerzen oder Krämpfe? Kopfweh? Hat er den Ausschlag schon lange?«
    »Er hat Rückenschmerzen erwähnt, und der Ausschlag ist deutlich zu erkennen. Außerdem hat er sich häufig die Schläfen gerieben und gesagt, das Licht blende ihn in den Augen.«
    »Wissen Sie, ob er von einer Zecke gebissen wurde?«
    »Einer Zecke?«
    »Also nein.«
    »Keine Ahnung.« Woran erkannte man eigentlich einen Zeckenbiss?
    »Es muss nicht unbedingt sein, aber wir haben es vermutlich mit Rocky-Mountain-Fleckfieber zu tun.«
    Das klang nicht einmal nach einer richtigen Krankheit. Perimo hatte gelogen. Kein Gift. »Wird er ster…«
    »Nein.« Senora Portalso drehte sich mit einem heftigen Kopfschütteln zu mir um. »Kein
fiebre

    »Die Sache lässt sich mit Antibiotika kurieren.« Die Senora breitete Gerätschaften auf einem sauberen Handtuch aus. Dann stach die Ärztin Tens geschickt eine Nadel in den Arm und reichte ihrer Mutter den Infusionsbeutel, damit sie ihn hochhielt. Die Senora wandte sich an mich und scheuchte mich zu den anderen Taschen, die sie mitgebracht hatte. »
Comida
. Iss.« Sie zeigte mit dem Finger.
    »Ich an Ihrer Stelle würde tun, was sie sagt.« Die Ärztin nahm Tens am anderen Arm Blut ab.
    Ich machte mich über das Essen her. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie ausgehungert und erschöpft ich war. Nach der vielen Aufregung war ich völlig ausgelaugt. Safranreis, Tortillas, hartgekochte Eier, Hühnchen in drei verschiedenen Saucen und Rinderfiletstreifen. Ich kaute undschluckte, so schnell ich konnte, ohne den Blick von Tens’ gefurchter Stirn abwenden zu können.
    »Meridian, Tens wird wieder gesund. Wir bleiben heute Nacht bei Ihnen und kümmern uns um Sie. In der Gegend wimmelt es von FBI-Agenten, die Sie suchen.«
    »O mein Gott, es tut mir so leid. Sie sollten besser gehen …«
    »Still. Es ist nichts dabei. Irgendwann erzähle ich Ihnen von all den Patienten, die mitten in der Nacht an meine Hintertür klopfen.«
    »Oh.« Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte. Illegale Einwanderer vielleicht? »Wie haben Sie uns eigentlich gefunden?«
    Die Senora antwortete mit einem spanischen Wortschwall, dem ich nicht folgen konnte.
    Ihre Tochter lachte. »Mama hat von Ihnen geträumt. Sie beharrte darauf, die Engel hätten ihr befohlen, hierher zu diesen Felsen zu fahren. Ich solle meinen Arztkoffer mitnehmen. Also sind wir ins Auto
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