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Mercy, Band 2: Erweckt

Mercy, Band 2: Erweckt

Titel: Mercy, Band 2: Erweckt
Autoren: Rebecca Lim
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der sieben ist ein Wesen aus reinem Feuer, das keinen Schatten wirft.
    Sie stehen um einen Steintisch und reden mit leisen Stimmen über die Überreste, die darauf ruhen. Nur einer fehlt in ihrem Kreis: der flammenhaarige Gabriel mit den smaragdgrünen Augen. Er tritt jetzt in diese Kammer. Sie ist der letzte einer Reihe von hallenden Räumen, die so tief unter der Erde liegen, dass sich gewiss kein Sterblicher daran erinnert.
    „Sei uns willkommen, Bruder“, sagt der Silberäugige, Rothaarige, den ich als Jeremiel kenne, überschwänglich. Wieder überläuft es mich kalt bei diesem unverhofften Anblick, obwohl seine Worte längst Staub und Asche sind.
    Auch Uriel ist dort und sagt mit hochgezogenen Augenbrauen: „Du hast dir Zeit gelassen, Bruder.“
    Gabriel ignoriert ihn, fragt Jeremiel begierig: „Seid ihr auch sicher, das s …?“
    Statt einer Antwort öffnet sich der Kreis dieser Männe r – die mehr als Menschen sind. Sie lassen Gabriel in ihre Mitte. Und dort, auf der Marmorplatte, liegt etwa s – verkrümmt, verkohlt, verschrumpel t –, das Lelas blauen Lippen einen hallenden Schrei entreißt und mich abrupt in die Gegenwart zurückkatapultiert.
    Meine linke Hand steht in Flammen, die selbst jetzt, im hellen Tageslicht, deutlich sichtbar sind.
    Ich halte nur die brennenden Finger ans Gesicht, und meine Schreie hallen von den Wänden des Green Lantern wider, prallen von den stillen Gestalten der Menschen um mich herum ab. Ich spüre, wie die Flammenhitze in die Luft übergeht, aber mein Schmerz ist nur ein schwacher Nachhall der ursprünglichen Qual, die mich einst fast verzehrte. Der Qual, die ich fühlte, als ich erwachte und SIE über mir standen, Verdammnis in IHREN Augen, vor so langer Zeit.
    Wo ist sie hin, die Zeit? Wo war Luc, als ich SIE anflehte, mich aus meinem Elend zu erlösen und in das finstere Totenreich zu schicken, und SIE es mir verwehrten? Mich zum Leben zwangen?
    Der ganze Schrecken dieser Erinnerung, das Ausmaß dessen, was ich verloren habe, trifft mich mit erneuter Wucht, und ich bringe die Worte in meinem Kopf nicht über die Lippen: Warum habt ihr es nicht getan? Warum habt ihr mich nicht getötet wie einen Hund?
    Statt einer Antwort braust Gabriel durch Lelas sterbenden Körper, als sei er in seine Grundpartikel zerstäubt, wie ein fühlendes Gas, eine Sturmfront aus flüssigem Feuer, aus unerbittlicher Energie. Er hinterlässt keine physischen Spuren, aber er ha t – wie ein wütender Heuschreckenschwarm, wie der Heilige Geist selbs t – die Grundlagen meines absoluten, unerschütterlichen Glaubens an Luc ausgelöscht, und jetzt liegen Zweifel in meinem Blick, wo vorher keine waren.
    Wer belügt mich? Wer?
    Gabriel fährt aus uns heraus, verschmilzt im Handumdrehen mit seiner menschlichen Gestalt. Schaudernd ringe ich nach Luft, hustend und keuchend tauche ich aus der Qual der spirituellen Besessenheit auf.
    Das Wesen Gabriel hebt mich wieder sanft in seine Arme. „Du siehst also“, sagt er kummervoll, „wie leicht es war, dich von diesem Ort wegzubringen und in einer langen Kette von Menschenleben über viele, viele Jahre zu verstecken. Du warst beinahe am Ende, als Selaphiel dich entdeckte. Es ist wahr, dass wir dich von Luc fernhalten wollten, aber wir wünschten nicht deinen Tod. Wir mussten nur eine Möglichkeit finden, dich vor Lucs Nachstellungen zu schützen, ihn von deiner Spur abzubringen. Er hat dich an jedem Ort gesucht, an dem wir jemals waren. Wir waren ihm all die Jahre nur deshalb voraus, weil wir Acht uns zu diesem Zweck zusammengeschlossen haben, damals, als du un s … verloren gingst.“
    Ist das Schmerz in seinem Blick? Warum sollte er sich die Mühe gemacht haben, wenn ich doch verloren war? Warum müssen Luc und ich, die glücklosesten aller unglücklich Liebenden, voneinander ferngehalten werden?
    Gabriel runzelt die Stirn. „Der einzige Fehler in Raphaels Plan war die seltsame, fortdauernde Verbindung zwischen dir und Lu c – als hätte er dich auf eine Weise gezeichnet, die nur er selbst sehen kann. Am stärksten ist sein Einfluss, wenn du schläfst, wenn dein Körper nur noch lose mit deiner Seele verknüpft ist. Wenn du ruhst, hat er Zugang zu deinen Gedanken und verfolgt dich durch alle Stunden der Dunkelheit, und erst mit der Dämmerung reißt dieses Band.“
    Gabriels Ton wird noch ernster. „Es ist Zeit. Michael wäre nicht erfreut, wenn er wüsste, dass ich dir so viel Einblick in deine n … Zustand gewährt habe.“
    Ich sehe
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