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Mercy, Band 2: Erweckt

Mercy, Band 2: Erweckt

Titel: Mercy, Band 2: Erweckt
Autoren: Rebecca Lim
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Bitte, bitte!“
    Um mich herum werden Schritte laut, aber die Welt verfinstert sich, und ich fühle mich wie im Gra b – erdgebundener, als ich je war. Der Körper, an den ich gefesselt bin, erkaltet.
    Mein innerer Dämon, der meinem wachen Selbst immer ein Stück voraus ist, wispert mir zu: Diese Seele ist endgültig dem Tod geweiht. Es gibt keine Rettung für sie. Ihr ist nicht mehr zu helfen.
    Und ich weiß, es ist die Wahrheit. Ich will den anderen hier im Rau m – M r Dimowski, Cecilia, Sulaiman, Justine, Frankli n – sagen, dass es keinen Sinn hat, Lela von ihrem Mörder zu trennen, die Eingangstür aufzureißen und um Hilfe zu rufen. Die Trage, der Defibrillator, der Stauschlauch, alle medizinischen Errungenschaften dieses Zeitalters sind jetzt überflüssig. Aber meine Stimme gehorcht mir nicht. Denn ihr Körper stirbt, ihre Sinne schwinden und ich stecke in ihr fest.
    Ich hätte es kommen sehen müssen; Azrael hat es mir selbst vorausgesagt. Er hat Lelas Wange berührt, sie als sein Eigen markiert. Doch ich habe alles falsch verstande n – habe geglaubt, Azrael sei gekommen, um Mr s Neill und einen fremden Menschen zu hole n – zwei Seelen, die im selben Atemzug geholt werden sollten. Aber es war kein fremder Mensch, sondern Lela. Mutter und Tochter auf einen Schlag.
    Und ich habe Ranald nicht ernst genommen, ihn die ganze Zeit aus meinen Gedanken verdrängt, obwohl ich doch hätte sehen müsse n … Nein, ich habe es gesehen, ich habe es nur nicht verstanden.
    „Oh, Lela!“, schluchzt Justine und ihre salzigen Tränen tropfen in Lelas tödliche Wunde.
    Dann umfasst jemand Lelas Gesich t – Azrael wird gekommen sein, um uns zu holen. Er hebt Lelas Körper vom kalten Linoleumboden hoch, hält sie sanft an seine breite Brust. Ein Schmerz durchfährt mich, brennt in meinen Gliedern, in meiner linken Hand, als käme er nicht von mir, sondern von dieser Berührung.
    „Mercy“, sagt er in Lelas blinde Augen.
    Aber ich bin nicht blind. Und auch nicht taub. Mag sein, dass ich in Lelas Körper gefangen bin, aber ich kenne diese Stimme. Es ist nicht Azrael, wie ich dachte. Sondern Sulaiman.
    Ich sage seinen Namen, meine Lippen bewegen sich stumm, und im selben Moment weiß ich, dass ich ihn kenne. Nicht nur Sulaimans Inneres, nein. Lelas Augen sind gebrochen, aber meine nicht. Als er mich an sich zieht, sehe ich ihn und kenne ihn und erinnere mich, dass wir einst Freunde waren, vor langer, langer Zeit.
    Er ist einer der Acht. Und sein Name ist Gabriel.
    Manche nennen ihn auch Sebrael oder Jibril oder Gawriel oder Jibrail. Er hat viele Namen, der Künder der letzten Dinge, das Licht und der Spiegel. Er hielt sich, seinen Glanz, die reine Energie seines Wesens in einem fremden Körper verborgen. Er war immer da. Direkt vor meinen Augen.
    Er kann zu jeder Zeit jede beliebige Gestalt annehmen, wie ich mich jetzt erinnere. Denn er ist ein Gestaltwandler von außerordentlichem Talent, der alles werden kann, was unter der Sonne ist. So wie Uriel und Luc.
    Und wie ich einst. Das weiß ich jetzt. Jetzt, da ich nicht mehr bin. Eine tiefe Traurigkeit erfüllt mich bei diesem Gedanken.
    „ Te gnovi “, gurgle ich durch das Blut in meinem Mund. „Ich kenne dich.“
    Seine Berührung ist wie eine lebendige Flamme. Fast stark genug, um Tote zu erwecken. Aber nur fast. Lela ist dem Tod geweiht und nicht einmal Gabriel kann sie zurückholen. Das liegt nicht in seiner Macht.
    Er war einst mein Freund. Mein Bruder. Mein Beschützer und mein Meister. Und ich habe ihn innig geliebt. Nur Luc und Raph standen mir noch näher, durchfährt es mich.
    Prompt erscheint Raph vor meinem geistigen Auge. Der Arzt, der Heiler. Groß, blond, breitschultrig, wie eine Gestalt aus einem alten Gemälde. Augen wie Vulkanstein, Haare wie schwarzes Zobelfell, jede einzelne Strähne glatt, gerade, vollkommen, etwas zu lang für die heutige Mode. Scharfe, kantige Züge, ein Mund, der zum Lachen und Mitfühlen geschaffen ist. Die Haut hat einen hellen Ockerton wie Wüstensand, wie die strahlende Oberfläche eines fremden Sterns. Sein Gewand ist weiß, so blendend weiß, dass die Umrisse verschwimmen. Er ist wie eine lebende Statue, ein Wesen aus reinem Feuer, von jugendlicher Gestalt und dennoch alterslos.
    Dann steht die Zeit still. Und alles in ihr. Außer Gabriel und mir.
    „Ich habe dich gewarnt“, sagt Gabriel. „Ich habe dich gewarnt, aber du wolltest nicht hören, und jetzt siehst du, was dabei herauskommt, wenn man sich menschlichen
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