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Merani und die Schlange unter dem Meer

Merani und die Schlange unter dem Meer

Titel: Merani und die Schlange unter dem Meer
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Antwort schon noch bekommen, junger Adept.« Obwohl Careedhal leise gesprochen hatte, hatte auch die Magierkaiserin seine Worte vernommen und schenkte ihm ein Lächeln. Sie mochte den Jungen, obwohl ihre Tochter und seine eigene Schwester ihn für einen langweiligen Kerl hielten, der viel zu ernsthaft für ihre Späße war.
    Meras Blick glitt suchend über die anderen Gäste. Es waren noch immer nicht alle Leute versammelt, die sie eingeladen hatte,doch mit ihren magischen Augen erblickte sie eine weitere Gruppe, die gerade den Palast betrat. Eine dritte Gesandtschaft war auf dem Weg von der Stadt hierher und würde bald eintreffen. Daher beschloss Mera, noch ein wenig zu warten. Sie begrüßte inzwischen die Gäste mit munterer Miene, obwohl ihr eher beklommen zumute war.
    »Ihr werdet von der Reise hungrig und durstig sein. Trinkt also und esst, bevor die Besprechung beginnt.«
    Da die Speisen unter einem Frischhaltezauber lagen, würden sie auch den später eintreffenden Gästen so schmecken, als kämen sie gerade vom Herd. Sie in diesem Zustand zu erhalten war Meranis Aufgabe, die Yanga sie zu Übungszwecken durchführen ließ. Als Mera selbst zu essen begann, spürte sie, dass sie mit ihrer Tochter zufrieden sein konnte. Das Mädchen war begabt und würde Girdhan und sie einmal weit übertreffen. Trotzdem konnte man auch ihrer Tochter den Feuerthron niemals allein anvertrauen.
    Sie selbst spürte häufig die Verlockung, die das Artefakt auf magisch Begabte ausübte. Nur gemeinsam mit Girdhan war sie in der Lage, den Thron zu beherrschen und sich nicht von der Macht, die er bot, hinreißen zu lassen.
    Als Torrix und Graf Hemor aufstanden, um der Kaiserin und dem Kaiser die Grüße der Königin von Ilyndhir zu überbringen, schob Mera ihre sorgenvollen Gedanken beiseite. Ilna V. war bereits zu gebrechlich für eine anstrengende Reise. Auch Wardil, der Kronprinz, hatte nicht kommen können, da er seine Mutter bei den meisten Zeremonien vertreten musste. Er teilte sein Bedauern darüber in gezierten Worten mit, die er eigenhändig mit roter Tinte auf blaues Büttenpapier geschrieben hatte.
    Da Mera sich weniger für das höfliche Gesäusel interessierte als für ihre Freunde, bat sie Hemor, es gut sein zu lassen und die Schreiben ihrem Archivar zu übergeben.
    »Ich werde sie später noch genau lesen«, log sie mit freundlichster Miene und blickte Kipan auffordernd an.
    »Wie geht es deinem Vater, mein Junge?«
    »Dem Großadmiral geht es den Umständen entsprechend gut, erhabene Kaiserin. Derzeit macht er sich allerdings große Sorgen wegen der magischen Stürme. Sie folgen viel zu rasch aufeinander und sind so stark, dass kein Schiff es mehr wagen kann, die Innere See zu befahren. Auch auf dieser Fahrt mussten wir den Weg um Malvone, Gelonda und die ardhunischen Inseln herum nehmen, da selbst die Macht der hochedlen Damen Meraneh und Merala sowie des ehrenwerten Herrn Hofmagiers nicht ausgereicht hätte, uns vor dem kleinsten dieser Stürme zu schützen. Ich bin den dreien sehr zu Dank verpflichtet, weil das Schiff Ihrer Majestät, die ›Blaumöwe‹, das zu kommandieren ich die Ehre habe, durch ihre Zauberwinde wie auf Schwingen hierher nach Gurrland geflogen ist.«
    Während Mera Kipans Redeschwall lächelnd über sich ergehen ließ, kniff ihr Gemahl die Augen zusammen. »Ist dieses aufgeblasene Bürschchen wirklich der Sohn unseres alten Freundes Kip?«, fragte er leise.
    »Sieh ihn dir doch an! Er ist seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten«, gab sie flüsternd zurück.
    »Aber er redet nicht wie Kip. Der ist geradeaus und hat sich noch nie das Maul verbogen.« Girdhan schüttelte den Kopf, als er daran dachte, wie absonderlich das Schicksal ihnen allen mitgespielt hatte. Er war im Fischersechstel von Ilynrah aufgewachsen und hätte jeden ausgelacht, der ihm prophezeit hätte, dass er einmal den Feuerthron auf Gurrland besteigen würde. Auch Mera war nicht in die Wiege gelegt worden, dass sie einmal Herrscherin über eine der größten Inseln im Archipel und Herrin dieses mächtigen Artefaktes sein würde.
    Gurrland war für sie beide eine ferne Insel am anderen Ende der Welt gewesen, die in ihren Vorstellungen nur den Archipel von Runia umfasst hatte. Mittlerweile wusste er, dass die Welt in Wahrheit weitaus größer sein musste als ihre Inselgruppe. Ihr Freund Kip hatte vor einigen Jahren Messungen zur See angestellt undwar nun überzeugt, dass die Welt eine Kugel mit einem Umfang von etwa 60 000
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