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Merani und die Schlange unter dem Meer

Merani und die Schlange unter dem Meer

Titel: Merani und die Schlange unter dem Meer
Autoren: Carl Hanser Verlag
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gelernt habe!«
    »Wie wünschen Kais…, äh, angesprochen zu werden?«, quetschte Kipan hervor.
    »Mit Merani, du Trottel!«
    »Das war jetzt aber nicht sehr höflich, Mädchen«, erklang da eine brüchige Stimme.
    Merani schnellte herum und sah zwei Frauen und einen untersetzten Mann vor sich. »Oma, Uroma, Onkel Hannez!« Merani flog ihnen entgegen und schlang die Arme um die beiden Frauen.
    Merala, die älteste lebende Hexe des Archipels, hatte ihre Urenkelin eben noch getadelt. Nun aber zog sie sie an sich. »Ich freue mich, dich zu sehen, Kleines.«
    »Ich mich auch! Wie geht es meiner Tante? Ist sie nicht mitgekommen?« Merani hielt Ausschau, sah aber nur den ilyndhirischen Hofmagier Torrix und einen ebenfalls in Blau gekleideten Höfling, der, auf seinen Stock gestützt, näher kam.
    »Der Segen der Blauen Göttin sei mit dir, Hemor«, rief sie fröhlich.
    Zu Hause in Ilyndhir hätte Graf Hemor sich dagegen verwahrt, so locker angesprochen zu werden. Hier aber deutete er eine Verbeugung an und hob seinen Hut. »Auch Euch den Segen Ilynas, Kaiserliche Hoheit.«
    »Sag bitte Merani zu mir, so wie früher!« Merani tanzte auf den alten Herrn zu und fasste ihn unter. »Wie geht es?«
    »Ausgezeichnet! Das ist aber bei einer solch fabelhaften königlichen Leibheilerin wie deiner Großmutter kein Wunder.«
    »Wo ist eigentlich Tante Meranda?« Merani blickte bei diesen Worten weder den Gesandten der Königin von Ilyndhir noch deren Hofmagier an, sondern ihre Großmutter und deren Ehemann Hannez.
    »Sie ist in Ilynrah geblieben, zumindest auf eine Leibheilerin wollte Ihre Majestät, Königin Ilna V., nicht verzichten«, erklärte Meraneh ihrer Enkelin.
    »Schade! Dann muss ich euch so bald wie möglich besuchen.« Merani lachte und führte die Gruppe zu den Levitationsschächten. Unterdessen waren noch weitere Gäste erschienen. Zu diesen hatte sie allerdings nicht jenes herzliche Verhältnis wie zu den Ilyndhirern. Dennoch grüßte Merani sie höflich und wartete, bis alle die schwebende Plattform betreten hatten.
    Im Gegensatz zu der Nacht, in der Merani gerufen worden war, um ihre Mutter auf dem Feuerthron zu ersetzen, gehorchte die Platte und sank rasch in die Tiefe. Bald wurde sie langsamer und hielt ohne spürbaren Ruck an. Die Tür öffnete sich und gab den Weg in die Vorhalle des Thronsaals frei. Gurrländische Wachen standen steif wie Statuen neben dem Eingang und präsentierten ihre Hellebarden, als Merani an ihnen vorbeiging.
    Kipan, der sich im Hintergrund gehalten hatte, begann zu grinsen. So einfach, wie Merani es sich vorstellte, war es für sie doch nicht, wie ein ganz normales Mädchen behandelt zu werden. Immerhin war sie die einzige Tochter des Magierkaiserpaares von Gurrland und die Erbin des Feuerthrons.
    Der Blick des jungen Kapitäns streifte die alte Merala. Nach den Angaben seines Vaters, der als Großadmiral die Flotte von Ilyndhir kommandierte, sollte die Frau fast vierhundert Jahre alt sein. Dabei sah sie keinen Tag älter aus als ihr Schwiegersohn Hannez,der gerade mal fünfundachtzig Jahre zählte. Allerdings war der alte Mann nicht so magisch begabt, dass er auf mehrere Jahrhunderte Lebenszeit hoffen konnte.
    »Über was denkst du nach, stolzer Krieger?« Argeela schob sich an Kipans Seite und hakte sich bei ihm unter.
    »Über das Alter«, antwortete er wahrheitsgemäß.
    Die Prinzessin von Ardhu lachte hell auf. »Damit fängst du aber früh an! Dabei bist du gerade mal fünf Jahre älter als ich.«
    »Sechs«, korrigierte Kipan sie.
    »Genau fünf Jahre und 359 Tage. Erst einen Tag später wären es sechs Jahre geworden.«
    Kipan sagte sich, dass es sich für ihn nicht geziemte, Streit mit dem hochgeborenen Mädchen anzufangen. Daher lächelte er nur und führte die Prinzessin in den Thronsaal.
    Die große Höhle war heller erleuchtet als sonst, und im Halbkreis um den Feuerthron standen nun Tische und Stühle. Gurrländische Bedienstete führten die ankommenden Gäste zu den für sie vorgesehenen Plätzen und kredenzten ihnen einen Begrüßungstrunk. Merani durchbrach das Protokoll, indem sie sich einfach neben ihre Großmutter setzte und Argeela und Kipan aufforderte, bei ihr zu bleiben. Argeelas Bruder Careedhal blickte kurz zu seinen Eltern hinüber und setzte sich dann auch zu Merani und seiner Schwester.
    »Was war denn eigentlich mit dem Feuerthron? Meine Eltern haben nicht viel gesagt, aber ich spüre, dass sie in großer Sorge sind«, wisperte er Merani zu.
    »Du wirst die
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