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Merani und die Schlange unter dem Meer

Merani und die Schlange unter dem Meer

Titel: Merani und die Schlange unter dem Meer
Autoren: Carl Hanser Verlag
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mir helfen, dieses Unwetter so an Ilyndhir und Wardania vorbeizusteuern, dass es keinen Schaden anrichtet, sondern sich irgendwo in Norden auf dem Meer austoben kann«, mahnte Girdhan seine Tochter.
    Merani vereinte ihre Kräfte mit denen ihres Vaters und stemmte sich gemeinsam mit ihm gegen den magischen Sturm. Doch sie hätten ebenso gut versuchen können, einen Berg zu verschieben. Der Orkan raste nur noch schneller über das Meer, und seine Ausläufer peitschten bereits gegen die Ufer der Ilyndhir vorgelagerten Inseln. Gleichzeitig saugte der Feuerthron noch mehr der für ihre Mutter und für Yanga giftigen grünen Magie an und strahlte sie in die Halle ab.
    »So wird das nichts!«, fuhr es Merani durch den Kopf, und sie gab die sinnlosen Bemühungen auf. Da hatte sie auf einmal das Gefühl, als würde weniger grüne Magie auf den Thron zufließen und die Heftigkeit des Sturms einen Hauch nachlassen.
    Aus dieser Erkenntnis heraus zupfte sie ein wenig an dieser grünen Magie und hatte auf einmal das Gefühl, ein bockendes Pferd an der Leine zu halten. Solange sie gegen den magischen Sturm arbeitete, floss das giftige Grün wie ein mächtiger Strom auf sie zu. Aber wenn sie es an sich ziehen wollte, strebte der magische Sturm in die entgegengesetzte Richtung.
    »Papa, wir dürfen uns nicht weiter gegen diesen Sturm stemmen, sondern müssen ihn mit der ganzen Kraft des Feuerthrons auf uns zuholen!«
    Heilige Ilyna, großmächtiger Giringar, gebt, dass ich recht habe!, flehte Merani in Gedanken. Wenn es schiefging, würde ihre eigene Heimatinsel Gurrland verwüstet werden.
    Girdhan schüttelte zunächst abwehrend den Kopf, merkte dann aber selbst, dass sich der Zustrom grüner Magie unter Meranis Zerren abschwächte und teilweise schon in die entgegengesetzte Richtung floss. Da seine Gemahlin für ihre alte Heimat sogar ihr Leben opfern würde, entschied er, dass es das kleinere Übel sei, wenn der Sturm gegen die eigenen Gestade brandete. Die Gurrländer waren schwarz, und so konnte ihnen die grüne Magie nicht viel anhaben. Außerdem würden sie mögliche Schäden auf jeden Fall rascher beheben können als die Ilyndhirer.
    Nun zog auch er an dem Sturm und merkte zu seiner Erleichterung, wie der Zustrom grüner Magie erlosch. Auch änderte das Unwetter seine Richtung und zog haarscharf an den Küsten Ilyndhirs und Wardanias vorbei nach Norden.
     
    2
     
    Als die Gefahr vorüber war, fühlte Merani eine bleierne Erschöpfung. Sie sehnte sich nach heißem Vla und ihrem Bett, das sie so abrupt hatte verlassen müssen. Doch als sie vom Feuerthron herabsteigen wollte, hielt ihr Vater sie fest.
    »Ich brauche dich! Alleine schaffe ich es nicht, denn der Feuerthron reagiert heute so seltsam.«
    »Was ist mit Mama?« Merani war im Zwiespalt, ob sie der Bitte ihres Vaters folgen oder nach ihrer Mutter schauen sollte. Während sie noch zögerte, flammten die ersten magischen Steine wieder auf und erhellten die Halle. Nun regten sich auch die Wachen und die Bediensteten, die während des Zwischenfalls schier zu Salzsäulen erstarrt waren.
    Yanga kniete neben Meranis Mutter und tupfte ihr mit einem Taschentuch das Blut aus dem Gesicht. Zwei Frauen kamen ihr zu Hilfe, während zwei andere dem Magierkönig und seiner Tochter Becher mit frischem Wasser reichten. Obwohl die Gurrländer sich sonst kaum aus der Ruhe bringen ließen, waren die Gesichter der Dienerinnen von Angst gezeichnet. In den knapp sechsunddreißig Jahren, die das Magierkaiserpaar auf dem Feuerthron saß, war die Höhlenfestung noch nie von den Auswirkungen eines magischen Sturms erschüttert worden. Doch trotz des Schocks gingen die Bediensteten ihrer Arbeit mit jener Zuverlässigkeit nach, für die das Volk von Gurrland bekannt war.
    Die beiden Mägde, die zusammen mit Yanga die Magierkaiserin untersuchten, blickten zu Girdhan auf. »Die Herrin ist noch bewusstlos, aber ihr Herz schlägt stark.«
    »Meras Selbstheilungskräfte beginnen zu wirken. Daher wird sie Ilyna sei Dank bald wieder auf den Beinen sein«, setzte Yanga hinzu.
    »Ich danke euch!« Der Magierkaiser atmete erleichtert auf, doch Merani spürte, dass ihr Vater bis ins Mark erschüttert war.
    »Was ist passiert?«, fragte sie. »Ich hatte das Gefühl, als würde sich der Feuerthron plötzlich gegen uns richten.«
    In dem Moment setzte Mera, die Magierkaiserin von Gurrland, sich vorsichtig auf. »So war es! Ich hatte Girdhan noch warnen wollen, bin aber durch den grünen Magieausbruch ohnmächtig
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