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Merani und die Schlange unter dem Meer

Merani und die Schlange unter dem Meer

Titel: Merani und die Schlange unter dem Meer
Autoren: Carl Hanser Verlag
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hatte, durfte er keine Kritik an einem der engsten Vertrauten Giringars dulden. Gleichzeitig aber sagte er sich, dass er mit Betarran unter vier Augen sprechen musste, denn schließlich ging es auch um seine Autorität.
    Zwei, drei Atemzüge später zog Caludis seine magischen Händevon dem aufmüpfigen Magier zurück und funkelte seine Untergebenen zornig an. »Wir werden den Feuerthron zurückholen und Betarran beweisen, zu was die Magier vom Orden des Heiligen Schwertes fähig sind!«
     
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    Obwohl der Anlass des Treffens ernst war, freute Merani sich, ihre Freunde wiederzusehen. Am meisten mochte sie Argo, den Prinzgemahl von Ardhu, der sie mit seinen Späßen häufig zum Lachen brachte. An diesem Tag aber schien ihm sein Humor abhandengekommen zu sein, denn er begrüßte sie nur kurz und eilte dann weiter in den Thronsaal.
    Careela, die Fürstin von Ardhu, hatte ihren Ehemann mit nach Gurrland begleitet und ihre Zwillinge Argeela und Careedhal mitgebracht. Beide waren ein Jahr jünger als Merani, und dennoch schien Argeela zwei Fingerbreit größer zu sein als sie. Das lag, wie Merani jedem erklärte, nur an deren wilder violetter Mähne. Violett gefärbte Haare waren das Zeichen für Bewohner der ardhunischen Inseln, und Argeela war sehr stolz darauf, dass ihre Haare diese Farbe von Natur aus aufwiesen. Sogar ihre Augen leuchteten in einem samtigen Violett.
    Nun stürmte Argeela, vor Freude kreischend, auf Merani zu und umarmte sie. »Wie geht es dir? Haben wir diesmal Zeit, in den Bergen nach Kristallen zu suchen?«
    »Ich muss erst Papa und Mama fragen, ob sie mich brauchen.« Wie gerne wäre Merani mit ihrer Freundin und deren Bruder durch die Berge gestreift, um nach den seltenen schwarzen Bergkristallen zu suchen, mit denen sich magisch so viel anfangen ließ. Doch sie fürchtete, dass die Eltern ihr wegen der Probleme mitdem Feuerthron nicht gestatten würden, die Höhlenfestung zu verlassen.
    »Bitte frag sie! Sicher erlauben sie es dir«, bettelte Argeela.
    Careela blickte ihre Tochter tadelnd an. »Wenn Merani hier gebraucht wird, darf sie nicht einfach mit dir herumstreifen.«
    »Aber auf den Feuerthron passt doch das Kaiserpaar auf. Was soll da schon passieren?« Argeela war bei Weitem nicht so begabt wie ihre Freundin, aber es reichte aus, um die Grundlagen magischen Wissens zu lernen und anwenden zu können. Zu ihrem Leidwesen aber benötigte sie selbst für kleine Zauber magieverstärkende Kristalle.
    Ihr Bruder trat zu ihnen und sah Merani fragend an. »Stimmt es, dass der Feuerthron deinen Eltern nicht mehr gehorcht?«
    »Still! Das darf doch niemand wissen«, schalt ihn seine Mutter.
    Merani machte eine müde Handbewegung. »Hier im Palast weiß jeder, dass der Thron Probleme macht. Bis jetzt sind wir aber damit fertig geworden und konnten jeden Zaubersturm so ablenken, dass keine der Inseln verwüstet wurde.«
    »Aber die Seefahrt und die Fischerei leiden stark unter den Stürmen«, wandte ein junger Mann ein, der eine prächtige blaue Uniform und einen Hut trug, auf dem eine einzelne blaue Feder wippte. Er machte nun einen Kratzfuß vor Merani und Argeela. »Ich entbiete den kaiserlichen und fürstlichen Hoheiten meinen Gruß und bitte zu entschuldigen, dass ich aus der Erregung heraus gesprochen habe, ohne dazu aufgefordert worden zu sein.«
    Die beiden Mädchen begannen zu kichern, denn sie fanden die ilyndhirischen Sitten gelinde gesagt etwas eigenartig. Dabei war Kipan ein alter Freund, der früher öfters in Gurrland und auf Ardhu gewesen war. Seit ein paar Jahren diente Kipan jedoch in der königlich-ilyndhirischen Flotte und war mittlerweile zum Kapitän der »Blaumöwe« ernannt worden. Nun hatte er Meranis Großmutter und Urgroßmutter sowie den ilyndhirischen Hofmagier Torrix mit seinem Schiff nach Gurrland gebracht.
    »Hallo, Kipan, wie geht es? Kannst du deinen Kurs schon selbst bestimmen, oder brauchst du dafür immer noch einen Lotsen?«, begrüßte Merani den jungen Mann.
    Kipan verbeugte sich noch einmal. »Kaiserliche Hoheit, ich freue mich berichten zu können, dass der ehrwürdige Herr Hofmagier Torrix mich für wert befunden hat, mich als Lotsen und Meeresspürer ausbilden zu lassen.«
    Merani stemmte die Hände in die Seiten und funkelte Kipan, der zwar vier Jahre älter, aber nicht größer war als sie, strafend an. »Hör mal, mein Guter! Wenn du weiterhin auf deinen Ilyndhir-Manieren herumreiten und mich kaiserliche Hoheit nennen willst, zeige ich dir mal, was ich
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