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Menschliche Kommunikation

Menschliche Kommunikation

Titel: Menschliche Kommunikation
Autoren: Paul Watzlawick
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Lebensbedingungen.

    Es fehlt nicht an Anhaltspunkten für die Berechtigung der äquifinalen
Auffassung in der Psychopathologie. Kant [80] z. B. fand keine auslösenden
traumatischen Faktoren in 56 wahllos studierten Fällen von Schizophrenie,
während Renaud und Estess [120] bei ihrem Studium der Lebensläufe klinisch normaler Männer auf überwältigende traumatische Erlebnisse stießen.
Diese Autoren stellen fest, dass sich ihre aus normalen Männern bestehende
Auswahlgruppe in dieser Hinsicht nicht von den klinischen Fällen unterschied, und führen weiter aus:
    Diese Schlussfolgerung ist nicht grundsätzlich unvereinbar mit den
Annahmen der Verhaltensforschung im 20. Jahrhundert (z. B., dass menschliches Verhalten in beträchtlichem Ausmaß das Ergebnis von Lebenserfahrungen ist); und sie steht auch nicht im Widerspruch zur grundsätzlichen
These, dass die frühen Lebensjahre für die spätere Entwicklung entscheidend
sind. Was in dieser Sicht aber bezweifelt werden muss, sind allzu elementare
Annahmen einfacher, direkter Kausalbeziehungen, an deren Bestehen zwi schen gewissen Ereignissen und dem späteren Ausbruch von Geisteskrankheiten hartnäckig festgehalten wird [120, S. 801].8

    6 Dies betonen sowohl ernsthafte Autoren wie Wieser [162, S. 33]
als auch witzige, aber durchaus realistische Verfasser wie C. Northcote
Parkinson [111].

    Damit soll weder die Nützlichkeit noch die Möglichkeit der experimentellen Erforschung dieser Phänomene geleugnet werden, obwohl
Bateson [11], Haley [55], Scheflen [131, 132] und Schelling [133] unabhängig
voneinander und in ganz verschiedenen Zusammenhängen darauf verwiesen
haben, dass die für diese Versuche notwendige Methodik sich grundsätzlich
von den bisherigen Experimentalmethoden unterscheiden müsste. Man vergleiche hierzu auch Ashbys Kommentar in Abschnitt 4.31.

    8 Es sei hier nochmals auf Pribrams Feststellung verwiesen (vgl.
Abschnitt 1.3), wonach Stabilität zur Ausbildung neuer Sensitivitäten führt
und neue Mechanismen zu deren Stabilisierung erfordert.

    9 Vgl. [73], ferner die im oben zitierten Beispiel von Laing und Esterson
erwähnte katatone Phase.

    ' Seitenhinweise in eckigen Klammern beziehen sich auf die Ausgabe
der Fischer Bücherei [1].

    2 Das heisst, zwei von ihnen halten jeweils gegen den Dritten zusammen,
so wenn Martha und Nick miteinander tanzen oder George verhöhnen
[z. B. S. 79 ff.] oder wenn George und Martha gemeinsam auf Nick losgehen
[z. B. S. 118].

    3 Maruyama schlägt für diese Beziehungsform den monströsen Ausdruck «multilateral mutual simultaneous causal relations» [98] vor, also
«vielseitige, gegenseitige, gleichzeitige Kausalbeziehungen», der einerseits
die Natur dieser Beziehung recht gut umreißt, andererseits aber die Schwerfälligkeit digitaler Sprachen für die Beschreibung von Beziehungsphänomenen klar erkennen lässt.

    4 Der Begriff der sadomasochistischen Symbiose drängt sich hier auf, hat
aber zwei Unzulänglichkeiten: Erstens macht die Kreisförmigkeit ihrer
Beziehung es schwierig, zu entscheiden, welche Rolle wem zugewiesen
wäre. Und zweitens liegt diesem Begriff wiederum die Frage: Warum?,
zugrunde; er ist summativ und sagt nichts darüber aus, wie eine solche Dyas
funktioniert.

    ' In der Verfilmung des Theaterstücks fehlen diese Szenen und sind
durch eine nichtssagende Variante ersetzt. Ihr zufolge fahren alle vier in
eine Taverne (um ungefähr vier Uhr morgens!), und man kann nur annehmen, dass die einzige Begründung dafür die filmische Notwendigkeit eines
Szenenwechsels sein muss. Als es an die Rückfahrt geht, lässt Martha George
nach einem Streit an einer Straßenecke stehen und fährt mit den Gästen allein
zurück. George muss zu Fuß nach Hause gehen, und in der Zwischenzeit, die
Putzi in bewusstloser Betrunkenheit verbringt, sind Nick und Martha allein,
und fast faute de mieux findet die «Verführung» statt - der dadurch die
unmittelbare Bedeutung völlig abgeht, die sie auf der Bühne hat.

    6 Von den uns bekannten Rezensionen erwähnt nur die Duglore Pizzinis
diese Möglichkeit; danach ist der imaginäre Sohn «ein Traumgebilde, das
dem kinderlosen Ehepaar inmitten seiner Kloakenhäuslichkeit immerhin
noch Ansätze zur Gemeinsamkeit bescherte...» [112, S. 10].

    ' Nach dem «Tod» kann sie sich aber interessanterweise nicht daran
erinnern:
    George: Du hast dich nicht an die Spielregeln gehalten. Du hast über ihn
geredet... du hast mit
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