Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Menschenfresser - Gargoyle - Posters Haus

Menschenfresser - Gargoyle - Posters Haus

Titel: Menschenfresser - Gargoyle - Posters Haus
Autoren: Martin Clauß
Vom Netzwerk:
bedroht!“
    „Lassen Sie mich los!“ Georg versuchte den Mann abzuschütteln, und als es ihm nicht gelang, packte er ihn, riss ihn an sich vorbei und stieß ihn vor sich in das Halbdunkel. Erst jetzt sah er die Gestalten, die am Ende des Flures warteten. Drei zottige Männer, die schon lange ein erbärmliches Leben hier unten zu fristen schienen, dazu eine junge Frau.
    Erst, als Philipp Poster mit einem Aufschrei vor ihre Füße fiel, kam Leben in sie. Zornig funkelten ihre Augen Georg an, und einer der Männer knurrte wie ein wildes Tier. Es hatte sie nicht gestört, dass er in ihr Reich eindrang – was ihnen zutiefst missfiel, war, wie er mit Poster umging.
    Sie waren tatsächlich eine Art Leibgarde, ein bizarrer Haufen zwar, aber gewiss bereit, sein Leben mit dem ihren zu verteidigen.
    „Karen Freund!“, rief Georg aus. „Ich bin hier, um Sie herauszuholen.“ Das stimmte nicht ganz. In erster Linie war er gekommen, um Poster dazu zu zwingen, den Fluch von ihm zu nehmen, den er damals auf ihn gelegt hatte. Und um sich an ihm zu rächen. Aber noch war der Beschützerinstinkt in ihm, und er konnte sich davon nicht freimachen. Karen und die anderen waren die Opfer dieses Mannes, auch wenn sie selbst das nicht wahrhaben wollten.
    „Du wirst büßen“, presste die Frau hervor. Sie drückte sich an den Männern vorbei und lief auf ihn zu. Für Georg war es ein Leichtes, ihren Angriff abzuwehren. Er brauchte nur ihre vorgestreckten Arme zu nehmen und sie mit Schwung von sich zu schleudern. In der Zwischenzeit allerdings waren die anderen drei herangekommen. Poster kauerte auf der Erde und rief: „Er ist mit den Schatten im Bund! Ihr müsst ihn vernichten!“
    Georg war davon ausgegangen, dass er mit den drei Betrunkenen spielend fertig werden würde, doch es funktionierte nicht. Er konnte nicht richtig kämpfen. In seinem Inneren war eine gewaltige Macht, die ihn dazu trieb, seine Angreifer zu schützen. Schließlich waren sie Posters Opfer.
    Er konnte sie von sich drücken, aber wenn er versuchte, sie hart gegen die Wand zu schleudern, damit sie zusammenbrachen und eine Weile nicht wieder aufstanden, wehrten sich seine Hände dagegen, bremsten den Stoß ab. Seine eigene Persönlichkeit, sein eigener Beschützertrieb behinderte ihn!
    Die Zerlumpten stanken nach Fusel und Schweiß. Während er sich einen von ihnen viel zu nachsichtig vom Leib hielt, landete der andere einen erstaunlichen Treffer auf seinem Kinn. Was ihnen an Stärke und Technik fehlte, machten sie durch Entschlossenheit wett. In ihnen kämpften keine Menschen, sondern auf einen einfachen Trieb reduzierte wilde Tiere.
    Georg bekam es schlagartig mit der Angst zu tun. Vor Jahren hatte er miterleben müssen, wie ein schwacher Gladiator namens Stick mächtige Gegner zu Fall brachte und sogar tötete. Stick siegte, ohne jemals an Stärke gewonnen zu haben. Seine Triumphe verdankte er allein dem Verlust seiner Rücksicht und einer Zunahme an Brutalität.
    Georg drehte sich herum und dachte über Flucht nach. Die Männer hingen an ihm. Der lästigste von ihnen drückte ihm die Kehle zu. Körperlich wäre es keine Schwierigkeit gewesen, ihn durch einen heftigen Tritt in den Unterleib auszuschalten – die empfindlichsten Stellen waren ungedeckt. Doch es ging nicht. Er konnte es nicht.
    Karen rappelte sich auf. Er hatte die Wucht, mit der er sie von sich geworfen hatte, im letzten Moment abgemindert, damit sie sanft aufkam. Georg sah die langen, lackierten Nägel an ihren Fingern. Sie zielten auf seine Augen.
    Er drohte den Verstand zu verlieren. Irgendwo in ihm war ein vollkommen wahnsinnig gewordenes Stück Ich, dass sich Sorgen darüber machte, ob ihre Nägel nicht abbrechen würden, wenn sie gegen seine Knochen stießen. Er konnte nicht glauben, dass er so etwas dachte, aber der Gedanke war da, und er blockierte ihn so sehr, dass er erst im letzten Moment den Kopf aus der Gefahrenzone ziehen konnte.
    Er wäre jetzt damit zufrieden gewesen, wenn er dieses Haus einfach hätte verlassen können. Er sah ein, dass es ein Fehler gewesen war, überhaupt herzukommen. Die Situation war verfahren, was geschehen war, war geschehen, Poster konnte und wollte es nicht mehr rückgängig machen, und aus eigener Kraft ging gar nichts.
    Er sackte zu Boden, als einer der Alkoholisierten eine Faust fachmännisch in seiner Magengrube versenkte. Vier Versuche hatte es gebraucht, bis der Schlag gesessen hatte, und jetzt war es soweit. Georg krümmte sich zusammen. Seine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher