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Menschenfresser - Gargoyle - Posters Haus

Menschenfresser - Gargoyle - Posters Haus

Titel: Menschenfresser - Gargoyle - Posters Haus
Autoren: Martin Clauß
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Seiten, aber auch so viel Liebe in sich. Philipp Poster war ein Gentleman, ein gentle man , ein sanfter Mann. Es verlangte sie danach, sein Geheimnis zu erfahren, aus reinem Interesse heraus. Sie begann an seinem Schicksal Anteil zu nehmen.
    „Haben ich Ihnen schon gesagt, dass Sie eine ungemein starke Frau sind?“, fragte er. „Sie kommen hier heraus, Ihrem Sohn zuliebe, schrecken nicht davor zurück, sich eigenmächtig Zutritt zu meinem Haus zu verschaffen – nein, ich sehe das wirklich als lobenswerte Tat! Ich mag starke Menschen, was sage ich, ich verehre sie! Menschen, die ihre Lieben zu beschützen wissen.“
    Sie erwiderte nichts, hörte ihm nur zu, registrierte mit einem wohligen Schaudern, wie sie sein Lob in sich aufsog und sich daran labte. Die Augen hielt sie geschlossen. Sie war nicht wirklich entspannt, sie fürchtete noch immer die Gefahr, aber zwischen ihrer Angst war so unglaublich viel Platz für angenehme Empfindungen. Seine Stimme war ein Ohrenschmaus, und je länger er an ihrem Gesicht arbeitete, desto weniger schmerzte es.
    „Ich habe niemanden, der mich beschützt, Frau Freund“, offenbarte er ihr. „Und dabei schwebe ich in allergrößter Gefahr. Das zwingt mich dazu, mir meinen Schutz auf etwas unorthodoxe Weise zu beschaffen …“
    „Ich verstehe nicht.“
    „Sie werden es verstehen, vertrauen Sie mir. Ich möchte, dass auch Sie mich beschützen.“
    „Ich … Sie …?“
    „Sie haben die Kraft dazu, Sie müssen es nur wollen.“
    „Ja, aber …“ Sie merkte, wie ihr Verstand Stück für Stück in eine Tiefe sank, in der sie ihn aus den Augen verlieren und nicht mehr wiederfinden würde. Einen Spalt weit öffnete die Lider, so dass Poster es nicht sah. Gerade wich er zurück, verließ sogar eilig das Zimmer – offenbar wollte er irgendetwas herbeiholen.
    Karen hatte einen lichten Moment. Sie erkannte, dass der Mann im Begriff war, sie vollkommen zu umgarnen. Vielleicht war es Hypnose, die er einsetzte, vielleicht eine Droge, mit der er sie betäubte, vielleicht etwas ganz anderes. Sie begriff nur, dass sie die Kontrolle verlieren würde, wenn sie nicht auf der Stelle handelte.
    Entschlossen zwang sie sich zum Aufstehen, hievte ihren eigenen Körper mühsam in die Höhe. Als sie erst einmal stand, klärte sich ihr Geist. Sie stürzte zur Tür und schloss sie so leise wie möglich. Dann stemmte sie sich gegen den Schreibtisch und schob ihn an die Tür. Darauf stapelte sie Stühle, einen marmornen Briefbeschwerer, und dann Bücher, Bücher über Bücher. Als letztes setzte sie sich auf den Tisch. Der Raum hatte nur diese eine Tür und zwei mit Gitterstäben versehene Fenster. Philipp Poster war ausgesperrt.
    Und jetzt?
    Ihr Handy fiel ihr ein. Es steckte in der Brusttasche ihrer Bluse, unter dem Pulli. Es hatte sich schmerzhaft bemerkbar gemacht, als einer der drei Alkoholisierten sich auf sie gestürzt hatte. Poster hatte es ihr nicht abgenommen – vermutlich wusste er gar nicht, dass es existierte. Karen zog es hervor, betete, dass es den kurzen, aber heftigen Kampf unbeschadet überstanden hatte.
    Die Abdeckung hatte einen Sprung bekommen, doch das Display funktionierte. Fasziniert und gleichzeitig unschlüssig starrte sie auf die Tastatur. Welche Nummer sollte sie wählen? Bei sich zu Hause oder in der Firma ihres Mannes anzurufen, machte keinen Sinn. Sie würden herkommen und sich selbst in Gefahr bringen. Sie wussten ja nicht, wie gefährlich Poster war, und es war fraglich, ob sie es ihnen würde verständlich machen können. Anstatt sie zu bitten, für sie die Polizei zu rufen, konnte sie es gleich selbst tun.
    Mit angehaltenem Atem tippte sie die Nummer ein.
    Die Polizeistation von Windsteinen meldete sich umgehend. Sie erkannte den Beamten an der Stimme. Er war vor zwei Tagen auch bei ihnen gewesen, die Ruhe in Person. Das war er auch jetzt.
    Sie sagte ihm, wer sie war und wo sie sich befand. Ohne ihn zu Wort kommen zu lassen, berichtete sie von den drei Pennern im Keller und von Posters Lob dafür, dass sie ihn beschützt hatten. Sie beschrieb, in welchem Zimmer sie sich aufhielt und bat, so schnell wie möglich zu kommen.
    „Alles klar. Bleiben Sie ganz ruhig“, lautete die Erwiderung. Die Verbindung wurde unterbrochen.
    Ein paar Sekunden lang atmete sie auf, und ihr rasender Herzschlag verlangsamte sich tatsächlich ein wenig. Doch bald kehrte ihre Angst zurück. Poster pochte jetzt von draußen gegen die Tür und beschwor sie, ihm zu öffnen, aber das war es
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