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Menschenfresser - Gargoyle - Posters Haus

Menschenfresser - Gargoyle - Posters Haus

Titel: Menschenfresser - Gargoyle - Posters Haus
Autoren: Martin Clauß
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nicht, was sie am meisten beunruhigte. Der Beamte am Telefon hatte so … gelassen geklungen, als ginge ihn das alles nichts an. Er war kein bisschen überrascht von ihrer Schilderung gewesen, und am Schluss hatte er nur gesagt, sie solle ruhig bleiben. Warum hatte er ihr nicht versprochen, schnellstens einen Wagen zu schicken? War es nicht das, was die Polizei in Notfällen sonst immer sagte? Bleiben Sie ganz ruhig – war das verdammt noch mal alles?
    Verzweifelt blickte sie sich um. Wen konnte sie anrufen, der sie kannte, der ihr glaubte, und der ihr wirklich helfen konnte? Sie ging ihre Freunde und Verwandten durch, und bei jedem fand sie einen Grund, es nicht zu probieren. Habe ich denn niemanden , fragte sie sich, der mir bedingungslos vertraut und mich aus der Patsche holt? Oder ist es meine Schuld? Versuche ich sie alle zu beschützen, mehr als mich selbst?
    Ihr Blick fiel auf ein paar Notizen, die sich Poster offenbar gemacht hatte. Das Blatt war beim Verschieben des Schreibtisches zu Boden geglitten, und nun lag es direkt vor ihren Füßen, die beschriebene Seite nach oben. Sie hätte nie darauf geachtet, wäre ihr nicht das in Großbuchstaben hervorgehobene Wort DETEKTEI aufgefallen.
    Sie hob den Zettel auf. Dort stand in gestochen scharfer Schrift ein mehr als seltsamer Text:
    Neue Info zu Georg Jergowitsch – betreibt jetzt mit anderen eine Art PARAPSYCHOLOGISCHE DETEKTEI in Hausach. Für übersinnliche Fälle. Verbindung zu Falkengrund? Kontaktieren? Er war der erste.
    Der erste … was?
    Es folgte eine Telefonnummer – Festnetz.
    Ehe sie recht wusste, warum, hatte sie die Nummer eingetippt. Die Namen Jergowitsch und Falkengrund sagten ihr nichts, und was man sich unter einer parapsychologischen Detektei vorzustellen hatte, war ihr schleierhaft. Aber sie griff nach jedem Strohhalm. Es klang nach Hilfe. Vor allem klang es, als würde sich am anderen Ende jemand melden, der ihrer Geschichte Glauben schenkte, ganz gleich, wie verrückt sie sich anhörte. An dem, was sie hier durchmachte, war vermutlich nichts Übernatürliches, und doch war es, als hätte man den Albtraum eines anderen betreten – mit den Schatten an den Wänden und den Gefangenen im Untergeschoss …
    Es klingelte vier Mal. Enttäuschung machte sich schon in ihr breit, als es schließlich doch klickte und eine junge weibliche Stimme sagte: „Hallo, willkommen bei der Detektei Beck, Kayser & Jergowitsch. Sie sprechen mit Jaqueline Beck. Was kann ich für Sie tun?“
    „Sie können mir das Leben retten“, rief Karen ins Mikrophon.
    „Bitte?“
    Karen erzählte ihre Geschichte zum zweiten Mal. Sie las auch die Notiz vor, von der sie die Nummer hatte.
    „Mir ist kein Philipp Poster bekannt“, meinte Jaqueline Beck. Sie hörte sich weniger verwirrt an, als Karen befürchtet hatte. „Aber vielleicht kennt ihn Georg. Er ist kurz weggegangen, muss aber gleich zurück sein. Noch einmal zu dem, was Sie eben gesagt haben – sollen wir die Polizei für Sie rufen?“
    „Nein“, sagte Karen. Sie hatte kein Vertrauen mehr in die Polizei. „Ich bin nicht in Gefahr“, log sie. Warum sagte sie das? Vermutlich, weil sie es sich selbst einreden wollte. Poster vor der Tür war verstummt. Auf einmal war alles so … friedlich.
    „Von wo aus rufen Sie an?“
    Sie nannte Posters Adresse.
    Dann bedankte sie sich, drückte den Knopf zum Abbruch des Gesprächs und starrte müde auf das Handy. Irgendetwas lullte sie ein. Sie stieg von dem Schreibtisch herunter, ging mit weichen Knien an eines der Regale, dessen Bücher sie nicht ausgeräumt hatte.
    Es waren Werke über Spiritismus und Magie, über die ungeklärten Rätsel der Menschheit, über UFO-Sichtungen und über Götter, die in Wirklichkeit Außerirdische waren. Soweit sie sehen konnte, befasste sich kein einziges dieser Bücher mit dem Theaterspielen.
    Erschrocken und doch irgendwie auch schicksalsergeben wandte sie sich um, als es ein gewaltiges Krachen gab, der Schreibtisch mitsamt den Stühlen und Bücherstapeln umstürzte und die Tür aufflog.
    Poster stand im Türrahmen. Kein Triumph lag in seinem Blick, nur Ernst und Konzentration.
    Etwas sagte ihr, dass die Polizei gar nicht oder zu spät kommen würde. Und die Leute von der Detektei sowieso.
    „Ich habe niemanden, der mich beschützt“, sagte sie tonlos und ließ das Handy fallen. Da fiel ihr auf, dass es genau dieselben Worte waren, die auch er vor wenigen Minuten benutzt hatte, und sie wartete geduldig, bis er auf sie zu kam und
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