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Menschenfresser - Gargoyle - Posters Haus

Menschenfresser - Gargoyle - Posters Haus

Titel: Menschenfresser - Gargoyle - Posters Haus
Autoren: Martin Clauß
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auch die Tür zur Bibliothek öffnete. Der Raum war nach wie vor in einem chaotischen Zustand. Poster hatte zwar ein paar Bücher zurück ins Regal gestellt, doch noch immer war auf den ersten Blick zu erkennen, dass hier ein Kampf stattgefunden hatte.
    Georg spürte, wie es in ihm kochte. Er war schon auf Achtzig gewesen, als er hier angekommen war – nun allerdings schäumten seine Emotionen über. Es war nicht mehr nur der Wunsch nach Rache an Poster, der ihn aufwühlte. Jetzt fieberte er auch um Karen. Sein Beschützerinstinkt war erwacht. Wenn diese Frau hier irgendwo festgehalten wurde, musste er sie finden und retten. Er war kurz davor, sich Poster zu schnappen und ihn sich vorzuknöpfen, wie er sich Dr. Konzelmann vorgeknöpft hatte. Bei Poster war er wenigstens sicher, dass er dieses Schicksal verdient hatte. Aber er wusste nicht, ob Karen das half.
    Georg hielt sich nicht damit auf, den Mann auszufragen. Er erwartete keine Antworten mehr von ihm. Stattdessen hastete er durch die Villa, jagte die Treppe nach oben und kam sofort wieder zurück. Erst jetzt entdeckte er den Durchgang unter der Treppe. Er eilte den Flur entlang, kam an die Kellertür, an der der Schlüssel steckte.
    Georg entriegelte die Tür … und tauchte ein in Philipp Posters Welt des Wahnsinns …

8
    Die Luft blieb ihm weg.
    Die Schattenwesen in den Wandmalereien – er hatte sie nie zuvor gesehen, und dennoch kannte er sie. Melanie hatte detailliert davon berichtet. Zweidimensionale, schlanke, schemenhafte Wesen, etwas größer als ein Mensch, mit übergroßen, in geweihähnlichen Gebilden auslaufenden Köpfen. Sie schienen über die Wand zu kriechen, und selbst aus ihren eingefrorenen Posen ließen sich die ruckartigen Bewegungen erahnen, von denen Melanie gesprochen hatte.
    Hatte Poster diese Bilder gemalt, oder waren sie älter?
    „Sie sind scheußlich, nicht wahr?“
    Für einige Augenblicke hatte sich Georg von dem Anblick fesseln lassen und nicht bemerkt, wie Poster sich ihm genähert hatte. „Weißt du“, sprach der Mann weiter, „als ich einen Beschützer aus dir machte, hatte ich diese Wesen vor Augen.“
    „Was … reden Sie da?“
    „Ich fühle mich von ihnen bedroht.“ Poster lachte nervös. „Kannst du das nicht verstehen? Ich sage dir, sie sind hinter mir her, und wenn ich mich schützen will, brauche ich ein Heer von Soldaten, die sich vor mich stellen. Die Idee dazu kam mir damals im Auto, als du neben mir saßt, Gorgon.“
    Georg blieb auf der obersten Stufe stehen, obwohl er vorgehabt hatte, hinabzugehen. „Sie wollten einen Sklaven aus mir machen?“
    „Einen Sklaven? – Nein! Eine Leibgarde, einen Beschützer! Du warst der erste in der Reihe, und dennoch bist du der beste von allen. Später habe ich weitere Kandidaten gefunden, solche, die leichter zu überzeugen waren – es geht besonders leicht mit Menschen, die unter Drogen stehen. Alkoholiker brauche ich kaum anzusehen, schon verändern sie sich. Oder Menschen, die unter Medikamenten stehen. Diese Karen Freund hatte auch etwas genommen, das habe ich gespürt. Es war einfach, sie zu verändern. Sie sind jetzt alle meine Beschützer, aber … keiner von ihnen ist so stark wie du.“
    „Wo haben Sie diese Leute versteckt?“, wollte Georg wissen, der nur die Hälfte von dem verstand, was der Mann ihm erzählte. Ohne die Antwort abzuwarten, stieg er die Treppe hinunter. Er übersah den Lichtschalter, aber das Licht, das von oben einfiel, und jenes, das von unten kam, reichten aus. Auch Georg hatte den Eindruck, die Schatten an den Wänden würden leben. „Warum haben Sie das gemalt?“
    Poster folgte ihm stolpernd. „Damit meine Leibgardisten sehen können, wie ihr Feind aussieht. Sie müssen sich wappnen, damit der Feind sie nicht mehr mit seinem … ungewöhnlichen Aussehen schockieren kann. Auch du musst dich an ihren Anblick gewöhnen, Gorgon. Irgendwann wird der Moment kommen, an dem du mich vor ihnen beschützen musst. Irgendwann, heute oder in vielen Jahren. Wenn sie mich holen kommen.“
    „Beschützen Sie sich selbst“, zischte Georg. Inzwischen waren sie am Fuße der Treppe angekommen.
    „Aber du musst es tun! Es ist deine Natur. Du kannst gar nicht anders.“ Poster hastete hinter ihm her und krallte sich in Georgs Hemd.
    „Wie recht Sie haben. Ich muss schützen – diese armen Menschen vor Ihnen!“
    „Nein!“ Posters Stimme überschlug sich. „Nein, du verstehst das völlig falsch. Nicht sie sind in Gefahr, ich werde
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