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Menschenfresser - Gargoyle - Posters Haus

Menschenfresser - Gargoyle - Posters Haus

Titel: Menschenfresser - Gargoyle - Posters Haus
Autoren: Martin Clauß
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letzte Chance war, aus seinem eigenen Verstand auszubrechen, aber er wusste nicht, wie er das anstellen sollte.
    „Poster!“, heulte er. „Aufhören! Es reicht. Ich …“
    Ein brutaler Tritt von Karen Freund traf ihn in die Seite. Seine linke Nierengegend verwandelte sich in einen Quell hässlicher stumpfer Schmerzen. Er hob die Hände schützend vors Gesicht, als er einen neuen Angriff kommen sah.
    Und dann änderte sich die Situation. Etwas geschah, womit er niemals gerechnet hätte.
    Ein Schatten löste sich von der Wand.
    Einer der Schwarzen! Mit zuckenden Bewegungen schob er sich heran. Poster stieß einen gellenden Schrei aus, die Angreifer ließen noch in derselben Sekunde von Georg ab. Der Schattige, der wie ein flatternder, zuckender Scherenschnitt den Gang durchquerte, näherte sich Georg. Poster ergriff krabbelnd die Flucht. Schiere Todesangst malte sich auf seiner Miene ab.
    Georg beschloss, sich nicht von der Stelle zu rühren. Er hatte das Gefühl, dass es keinen Unterschied machte. Dieses Wesen sah aus, als würde es einem überallhin folgen können, notfalls auch durch Steinmauern. War es wirklich aus der Wand gekommen? Georg wollte nicht glauben, dass eines von Posters Gemälden auf märchenhafte Weise zum Leben erwacht war. So etwas gab es nicht. Eher musste sich das Wesen hier versteckt haben – unter seinen gemalten Ebenbildern war es niemandem aufgefallen. Poster hatte sich damit selbst ein Bein gestellt.
    Aber was wollte es? Auf wessen Seite war es? Warum hatte es nicht schon früher eingegriffen, wenn es die ganze Zeit schon hier gewesen war? Hatte es sie beobachtet und war ihrer nun überdrüssig geworden? Was würde es als nächstes tun? Sie alle … vernichten?
    Das Ding stand über Georg. Er hätte es anfassen können, wenn er sich aufgerichtet hätte. Das ist also einer von ihnen , dachte er verzaubert. Die Faszination erdrückte seine Angst. Ich wette, Melanie hat nie einen aus dieser Nähe gesehen …
    Allerdings sah man nichts. Keine Oberflächenstrukturen. Nur Schwärze. Und man hörte etwas. Eine Art Klicken oder Knistern wie von einer Maschine.
    Einige Sekunden lang geschah nicht viel. Poster hatte sich in den Raum am Ende des Korridors verkrochen. Seine schmutzigen Leibgardisten folgten ihm. Die Hose eines der Männer wurde dunkel – er konnte den Urin nicht mehr halten.
    Auch Georg spürte, dass die Anwesenheit des Wesens seinen Körper durcheinander brachte. Es fiel ihm schwer zu schlucken, die Ohren sausten, und seine Augen begannen zu schielen. Der Herzschlag in seiner Brust wurde unregelmäßig. Die vom Kampf schmerzenden Stellen vibrierten förmlich, als gehörten sie nicht zu ihm und würden gleich von ihm abfallen. Er kam auf die Beine. Der Schatten überragte ihn um einen Kopf. Übelkeit stieg in ihm auf. Vielleicht ging eine Strahlung von dem Wesen aus, die ihm nicht bekam.
    Der Student kniff die Augen zusammen und versuchte herauszufinden, welche Art von Charakter dieses Geschöpf hatte. War es wirklich ein Dämon, das Böse? Es war leicht, das zu glauben, aber was verbarg sich hinter diesem undurchdringlichen Schwarz? Gab es überhaupt ein Dahinter?
    Georg presste sich die Hände auf die Brust, wie um sein Herz zu schützen, das nun seltsam hüpfende Bewegungen machte. „Du hast mir das Leben gerettet“, sagte er langsam und deutlich. „Danke.“ Er spürte, dass er nicht mehr viel länger in der Nähe dieses Wesens bleiben durfte, wenn er weiterleben wollte. An ihm war etwas Feindliches oder mindestens Fremdartiges, das sich nicht mit dem vertrug, was seinem Körper Leben gab.
    Der Schatten antwortete nicht. Ruckartig bewegte er sich den Gang hinab von ihm weg und verschwand schließlich.
    Georg sah ihm nach und registrierte mit Erleichterung, dass sein Herzschlag sich normalisierte. Sein Speichel war bitter wie Galle geworden, und er spuckte dreimal aus.
    Erst langsam begriff er, was geschehen war. Er hatte eine Begegnung mit einem der Schatten gehabt und überlebt. War sogar von ihm gerettet worden. Aber das konnte unmöglich der Grund gewesen sein, warum diese fremdartige Lebensform hier aufgetaucht war.
    Oder?
    Georg betrat den Raum, in dem sich Poster und seine Opfer verkrochen hatten. Poster, der nun nichts mehr von dem gelassenen Gentleman an sich hatte, den er so gerne spielte, redete wie ein Wasserfall. Georg erfuhr, dass er an mehreren Schulen Theaterkurse gab, um nach und nach auch Kinder in die Reihen seiner Beschützer einzuordnen, weil sie
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