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Menschen wie Götter

Menschen wie Götter

Titel: Menschen wie Götter
Autoren: Sergej Snegow
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Flugschreiber ein Bild zeigte, das während eines Flugmoments festgehalten worden war. Verwundert schaute ich Oleg an.
    „Sagt dir dieses Bild nichts, Eli?“
    „Selbstverständlich nicht.“
    „Das ist die Stelle, wo Irina verschwand.“
    „Ich verstehe, Oleg. Eine traurige Erinnerung ... “
    „Nein“, sagte er. „Nicht nur Erinnerung.“
    Ich stellte keine Fragen. Hier begann ein Gebiet, in das man ohne Erlaubnis nicht eindringen durfte.
    Oleg lächelte seltsam. „Eli, wenn wir uns aus dieser Hölle herausrappeln und zur Erde zurückkehren, nimmst du dann noch mal an einer galaktischen Expedition teil?“
    „Wohl kaum. Ich bin schon zu alt dafür.“
    „Ich werde eine neue Fahrt unternehmen. Ich bin ja jünger als du, Eli. Und ich habe kein anderes Ziel im Leben, als den Kosmos zu durchpflügen.“
    „Und du wirst in den Kern zurückkehren?“
    „Wir sind als erste in ihn eingedrungen. Dürfen wir sagen, wir wären die letzten gewesen? Eine neue Expedition wird besser vorbereitet. Und wenn ich an ihr teilnehme, werden mir die vom Flugschreiber bewahrten Sternenlandschaften gut zustatten kommen.“
    „Gedenkst du Irina zu suchen?“ fragte ich unumwunden. Er stellte den Apparat behutsam in den Safe und schloß ihn gemächlich an die Schiffsmaschine an. Er sagte sehr ruhig: „Jedenfalls möchte ich gern wissen, was mit ihr ist.“

11
     
    Erst jetzt wußten wir die Genialität Ellons als Ingenieur in vollem Maße zu schätzen. Der Kollapsan gab nicht nur die Möglichkeit, die Zeit zu verdichten und zu verdünnen, das Vorzeichen ihres Laufs zu verändern, sondern sie auch zu krümmen. Und die gekrümmte Zeit wurde nicht allein durch die Geschwindigkeit und die Richtung ihres Laufs charakterisiert, sondern auch durch den Winkel zu unserer natürlichen Zeit. Diesen Abweichungswinkel nannte Olga „Phasenwinkel des Flugs in die Anderszeit“. Rasch häufte sie die schwierigsten Formeln des „Anderszeitwinkels“ auf. In ihnen hätte sich vielleicht die Schiffs“ maschine zurechtfinden können, meine Begriffsfähigkeiten überstiegen sie. Dafür erfreute uns Olga mit der Mitteilung, daß Orlan sie beim halben Wort verstehe und einige der wahnsinnig komplizierten Formeln ihm zuzuschreiben seien. Darüber wunderte ich mich nicht. Den Demiurgen ist die Begabung für die Himmelsmechanik angeboren. Wir sind stärker als sie in dem Gefühl für Gut und Böse, unsere menschliche Besonderheit besteht darin, die wahre Moral bei allen Umwandlungen eines sozialen Systems in ein anderes zu verteidigen; Wahrheit ist überall Wahrheit, Unterdrückung ist überall Unterdrückung, Freiheit ist überall Freiheit. Doch in der Konstruktion von Gravitationsmaschinen waren uns die Demiurgen weit voraus.
    Zunächst war die phasische Anderszeit nur für Atomprozesse geschaffen worden. Im Stabilisator wurde bereits die Vibration der Makrozeit getilgt, im Transformator änderten sich das Vorzeichen und die Geschwindigkeit der eindimensionalen Makrozeit, das hatte Ellon noch vor seinem Tod zuwege gebracht. Doch von der zweidimensionalen Phasenzeit hatte er keine Ahnung gehabt. Vieles hätte schneller und besser gehen können, wäre er nicht dem Wahnsinn verfallen.
    „Vielleicht morgen, Eli“, sagte Olga einmal beim Frühstück zu mir.
    Das bedeutete, daß die Ingenieure am nächsten Tag die Generatoren der phasischen Anderszeit erproben würden, die nicht mehr im atomaren Maßstab, sondern in der Makrozeit des gesamten Schiffs wirksam waren.
    „Sicherlich morgen“, sagte Orlan beim Mittagessen.
    „Also morgen“, erklärte Oleg beim Abendessen.
    Am Morgen eilte ich in den Kommandeursaal.
    Dort waren bereits alle Kapitäne und Orlan. Grazi hatte es übernommen, die Bedienung der Phasenzeitgeneratoren zu steuern. Ihm, einem Unsterblichen, machte der Übergang aus einer Zeit in die andere weniger aus als jedem von uns, auch diesen Umstand hatten wir berücksichtigt. Das Sternenflugzeug lenkte Kamagin, er war ebenfalls Zeitreisen gewohnt, und er unterhielt gedanklichen Kontakt zu Grazi. Uns anderen war die Rolle von Zuschauern zugefallen. Ich genoß im voraus die malerischen Veränderungen beim Übergang aus unserer Zeit in die fremde. Mir bereitete nur Sorge, wie sich die Ramiren verhalten würden.
    Alles war möglich!
    ,, ... drei, zwei, eins, null!“ kommandierte Kamagin, und die Zeit krümmte sich ein wenig.
    Nichts hatte sich verändert. Dieselben fliegenden Sterne auf den Bildschirmen, kein einziger erzitterte, kein
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