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Menschen wie Götter

Menschen wie Götter

Titel: Menschen wie Götter
Autoren: Sergej Snegow
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gut gelungen. Der Drachen, der wie ein Vulkan rauchte, war meiner Ansicht nach nicht schön.
    „Dieser ganze Kulissenzauber ist doch überflüssig, sofern er natürlich nicht als Kinderschreck gedacht ist.“
    Lussin klopfte dem Drachen liebevoll eins der zwölf Froschbeine. „Eindrucksvoll. Muß auf die Ora. Die werden Augen machen.“
    Es wurmt mich, wenn über die Ora gesprochen wird. Die Hälfte meiner Freunde fliegt hin, ich bin nicht dabei. Selbstverständlich wurmt mich nicht ihr Glück, sondern die Tatsache, daß sie die hochinteressante Begegnung mit den Bewohnern anderer Welten in eine primitive Spielzeugausstellung verwandeln wollen. Was soll nicht alles mitgeschleppt werden!
    „Unsinn! Keiner wird dein Fossil eines Blickes würdigen. Jeder Sternenbewohner ist wunderbarer als alle eure Raritäten. Die Maschinen werden dort bestimmt weit mehr Interesse finden.“
    Lussin schüttelte lächelnd den Kopf. „Du bist neidisch, Eli. Ein vorsintflutliches Gefühl. Zeit vor den Drachen. Ich verstehe. Ich an deiner Stelle auch.“
    Lussin spricht gleichsam in Hieroglyphen. Wir haben uns an seine Ausdrucksweise gewöhnt, Fremde verstehen ihn nicht immer. Aber mit denen unterhält er sich ohnehin nicht gern.
    Sein Vorwurf verstimmte mich.
    „Willst du Einzelheiten“, fragte er. „Wirst staunen.“
    Ich nickte, damit ihn meine Gleichgültigkeit nicht bedrückte. Seinen Worten entnahm ich, daß im Magen des Drachens Brennstoffe zur Synthese gebracht wurden und dem Drachen selbst davon nicht kalt, nicht heiß war. Lussin arbeitete an dem Thema „Die Materialisierung von Ungeheuern der antiken Folklore“. Der feuerspeiende Drachen war sein viertes Modell, assyrische Löwen und ägyptische Sphinxe sollten folgen.
    „Gott Horus mit dem Falkenkopf möcht' ich“, sagte Lussin. „Ist noch nicht bestätigt. Hoffentlich.“
    Mir fiel ein, daß André eine von ihm verfaßte Symphonie mit dem Titel „Die Harmonie der Sternensphären“ zur Ora mitnehmen wollte und daß die Uraufführung am Abend in Kairo stattfand.
    Ich stehe Andrés musikalischer Begabung skeptisch gegenüber, aber lieber Musik als qualmende Lindwürmer.
    Lussin fuhr auf. „Wußte ich nicht. Los, nach Kairo!“

2
     
    Der erste, den wir in Kairo trafen, war Allan Krus.
    Er war zwei Stunden vor uns eingetroffen und kam mit einem Köfferchen aus der Sternenroutenkammer. Im Koffer trug er wie immer Bücher.
    Allan schwärmt für solchen Plunder. In dieser Hinsicht gleicht er Pawel Romer oder hat ebenfalls eine Schwäche für Bücher. Pawel benötigt sie zu Studienzwecken, Allan dagegen stöbert zum Spaß darin. „Du schärfst dein Gefühl für die Gegenwart, wenn du in den bröckligen Zeitschriften des zwanzigsten Jahrhunderts blätterst“, sagte er und lachte.
    Als er erfuhr, wohin wir wollten, blieb er stehen.
    „Und deshalb seid ihr nach Kairo gekommen?
    Ihr hättet doch den Konzertsaal einschalten und euch die Musik von fern anhören können!“
    „Andrés Symphonie muß in Spezialräumen gehört werden. Seine Musik ist kein Vergnügen, sondern schwere körperliche Arbeit.“
    Allan schloß sich uns an. „Ich muß mit André sprechen“, sagte er drohend. „Im Konzert knöpfe ich ihn mir mal vor. Das letzte Modell seiner transportablen Dechiffriergeräte taugt überhaupt nichts.“
    „Geh langsamer und fuchtele nicht mit dem Koffer vor meiner Nase herum. Du hast da doch bestimmt fünfzig Kilo drin?“
    „Dreiundsechzig. Laßt euch erzählen, wie wir uns auf dem Procyon durch Andrés Leichtsinn blamiert haben!“
    Von der Blamage auf dem Procyon hatten wir gehört. Auf der Erde und auf den Planeten wußte jeder von diesem Vorfall. Allans Expedition probierte ein leichteres Sternenpflugmodell aus, das für Passagierschnelltransporte gedacht war. In der Umgebung des Sonnensystems ist es verboten, auf Hochtouren zu gehen, und die Strecke von elfeinhalb Lichtjahren legten sie in neununddreißig gewöhnlichen Tagen zurück. Im Sternbild Kleiner Hund konnten sie ebenfalls nicht zeigen, was in ihrem Sternenpflug steckte, dort waren sie nur hundertmal schneller als das Licht. Dafür machten sie in diesem Sternbild, im Planetensystem des Procyon, ohne das zu wissen, endlich eine fünf Jahrhunderte zuvor prophezeite Entdeckung - sie fanden vernunftbegabte Moose. Für den zweiten der drei Procyonplaneten reichten Licht und Wärme nicht aus, und rotes Moos bedeckte die Felsen. Die Kosmonauten untersuchten das Moos, ermittelten aber nichts weiter, als
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