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Menschen minus X

Menschen minus X

Titel: Menschen minus X
Autoren: Raymond Z. Gallun
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Abend. Dann ging er. Wohin er gehen würde, gab er nicht klar zu erkennen.“
    Eileen Dukas, die von ihrem Sohn Verschwiegenheit erwartet hatte und vor Schreck ganz große Augen bekam, wollte aufbegehren: „Sergeantin, ich mache Sie darauf aufmerksam, daß mein Sohn erst zwölf Jahre ist. Sie haben daher kein Recht, seiner Angabe Bedeutung beizumessen oder weitere Fragen an ihn zu stellen.“
    „Mrs. Dukas“, wurde ihr ruhig aber bestimmt erwidert, „wenn es darum geht, den Anlaß für den Tod von mehr als zweihundert Millionen Menschen zu klären, gelten andere Rechte.“
    Eddie, ein bißchen verzagt, fühlte gleichwohl die heroische Entschlossenheit, die Anweisungen, die er von Onkel Mitch, seinem Idol, erhalten hatte, getreulich zu befolgen. „Sergeantin“, sagte er mit fester Stimme, „Sie können ja mein Gedächtnis psychotesten lassen. Dann wird das Wenige, was ich weiß, klarer herauskommen, als wenn ich es Ihnen erzähle.“
    Die Psychotestuntersuchung fand unverzüglich statt, draußen in dem Polizeiwagen, der vor dem Grundstück geparkt war. Und als die Polizeipsychologen die Detektorhaube wieder von Eddies Kopf hoben, befanden sie sich zwar im Besitz einiger Äußerungen Mitchell Prells, die allerlei Anlaß zum Nachdenken verhießen, aber besonders befriedigt fühlten sie sich nicht von dem Ergebnis.
    Tags darauf kam der Brief, den Onkel Mitch vorausgesagt hatte. Demnach war es ihm also gelungen, wenigstens die erste seiner Absichten zu verwirklichen! Auf einem Briefbogen mit dem Aufdruck „Guido Schaeffer-Laboratorien, Vital-Sektion“, stand zu lesen:
    Werte Mrs. Dukas, bitte wollen Sie ehestmöglich bei uns vorsprechen und auch Ihren Sohn mitbringen. Es ist von höchster Wichtigkeit. Ergebenst
    Dr. Merrimac Burt.
     
    Noch am gleichen Nachmittag waren Eileen Dukas und Eddie in der schwer mitgenommenen City. Riesenbrände hatten hier getobt. Aber das mächtige Gebäude über den vielgeschossigen unterirdischen Schaeffer-Laboratorien hatte standgehalten.
    Ein geräumiger Lift brachte sie tief hinab unter die Erde zu jenem durch eine Kombination von zyklopischen Betonquadern, meterdicken Stahlplatten, noch dickeren Bleischichten und komplizierten Schleusensystemen geschützten Platz im Felsengrund. Sie wurden, ohne jemand zu sehen, in einen kleinen, komfortabel ausgestatteten Raum dirigiert, wo ihnen eine Stimme gebot, sich bequem und völlig entspannt auf die beiden Couches zu legen. Dann sagte die gleiche angenehme Stimme – es mochte Dr. Merrimac Barts Stimme sein – mit unwiderstehlicher Suggestion: „Denkt an Dinge, die er gesagt hat! An alles, was er gesagt hat! An seine Art zu sprechen! An seine Mimik, seine Gesten! An seine Gemütsbewegungen, seine Gefühlsäußerungen! An seine Zuneigungen und Abneigungen! An seine Hobbies, seine Freuden und Späße, seine Fertigkeiten! An Leute, die er kannte, an ihre Gesichter, Gestalten, Gewohnheiten! Möglichst viele seiner Freunde und Bekannten sollen gebeten werden, gleichfalls hier zu erscheinen und an ihn zu denken. Eileen und Eddie, denkt an alles, was ihn betraf! An alles … An alles … An alles …“ Eileen und Eddie, überwältigt von innigen Gefühlen für den Gatten und Vater, versanken in einem Meer von Erinnerungen …
    Als sie gegen Abend erschöpft nach Hause zurückkehrten, hatten sie beschlossen, sich gegenseitig nun keine Fragen mehr über das Geschehene zu stellen und es nie wieder zu erwähnen. Es war wie ein Traum gewesen. Und so sollte es bleiben …
    Das Leben wurde hart genug für Eileen und ihren Sohn.
    In regelmäßigen Abständen stattete die Polizei dem Dukas-Haus Besuche ab und stellte alle möglichen Fragen. „Es geschieht hauptsächlich in Ihrem eigenen Interesse, Mrs. Dukas“, betonten die Detektive jedesmal.
    Barbara Day, eine Mitschülerin von Eddie, ein nettes Mädchen aus dem Jugendzentrum, gab den gutgemeinten Rat: „Du und deine Mutter, Eddie, ihr solltet für eine Weile fortgehen, irgendwohin, wo euch niemand kennt. Es wäre besser, Eddie.“
    Ed wußte, wie richtig dieser Rat war. Mehr als einmal mußte Ed aus Leibeskräften davonrennen, weil eine aufgewiegelte Rotte hinter ihm her war.
    Der Haß dauerte fort, auch als die Welt – ein Jahr nach der Katastrophe – wieder normal aussah und alles von neuem zu grünen begann. Eines Abends kam eine Bande Halbwüchsiger vor das Dukas-Haus gezogen, die Taschen voller Steine gestopft und Steine auch in den Händen. „Dort wohnen sie“, hörte Ed
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