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Menschen minus X

Menschen minus X

Titel: Menschen minus X
Autoren: Raymond Z. Gallun
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ihre Lippen.
    „Gut, Eileen“, sagte Prell schließlich, „du nimmst also an, ich wäre einer der Spezialisten, die offensichtlich für die Katastrophe verantwortlich sind. Auf jeden Fall bin ich der einzige Überlebende von all den Wissenschaftlern und Technikern, die auf dem Mond tätig waren. Aber bedenke dies, meine Schwester: Wir haben dort oben nicht unserem eigenen Ehrgeiz gefrönt, sondern waren Angestellte der Demokratischen Weltregierung, die uns genau auftrug, worum wir uns kümmern sollten. Wir haben unser Bestes getan. Vielleicht hätten wir die Laboratorien, wie dies mit einigen Speziallabors in der Tat geschehen ist, im Lauf der Jahre allesamt vom Mond weg auf verschiedene einsame Planetoiden verlegen sollen, dann wäre die Erde im Fall einer Katastrophe unberührt geblieben. Dennoch kann man uns, wenn man logisch überlegt, für das Geschehene nicht verantwortlich machen. Aber danach wird sich jetzt niemand richten; denn Schmerz und Bestürzung kennen keine Logik, und wenn es zu einer Katastrophe gekommen ist, wünschen allzu viele Leute, einen Sündenbock zu finden und diese allzu menschliche Tendenz macht mich zum Flüchtling.“
    Das Antlitz der Mutter war zu einer harten, verschlossenen Maske erstarrt. „Jack, mein Mann, lebt nicht mehr“, sagte sie tonlos, „und das ist die Tatsache, die mich am stärksten berührt! Du mit all deinem Gerede bist ein Glied der Kette der Ereignisse, die Jacks Tod verursacht haben. Ich klage dich nicht an, Mitch. Aber ich erkläre dir, daß ich dich jetzt nur noch ohne jede Sympathie ansehen kann.“ Damit begann sie zu weinen.
    Mitchell Prell aber setzte sich zu seiner Schwester auf die Couch, legte ihr einen Arm um die Schultern und sagte: „Ist das denn wirklich so schlimm, Eileen? Sieh mal, die Zeiten, in denen man das Entstehen biologischen Lebens als eins der größten Geheimnisse der Natur betrachtete, liegen doch hinter uns. Du weißt doch, daß es möglich ist, ganze Menschen neu zu erschaffen, vorausgesetzt, die erforderlichen Unterlagen sind vorhanden. Ich brauche dich kaum zu erinnern, weshalb alle Menschen immer wieder dazu aufgefordert und angehalten wurden, ihre körperliche wie auch ihre geistige und moralische Struktur in minutiösen Aufzeichnungsverfahren registrieren und fixieren zu lassen, damit nämlich nach einem immer noch möglichen Unglücksfall mit tödlichem Ausgang die Voraussetzungen für eine Neuerschaffung des Verunglückten vorhanden seien. Du brauchst jetzt also nichts weiter zu tun, Eileen, als zu beantragen, daß die Unterlagen für Jack eurem zuständigen Verjüngungslabor übermittelt werden, und in zwei oder drei Jahren kommt dein lieber Jack wieder anspaziert, genauso, wie er immer gewesen ist.“
    „Ein Röllchen hauchfeiner, hochempfindlicher Draht“, erwiderte Eileen Dukas unter leisem, bitterem Lachen, „verschlossen in einer halbfingerlangen Kapsel und in einem absolut sicheren unterirdischen Safe verwahrt – die Matrize eines menschlichen Wesens! Aber leider, Mitch – für Jack gibt es keine solche Kapsel. Auch für Eddie und für mich nicht. Wir sind nie dazu gekommen, uns registrieren, und fixieren zu lassen – Jack war nämlich ein bißchen dagegen.“
    Eine Weile verging. Dann erklärte Onkel Mitch: „Hör zu, Eileen – soviel ich weiß, sind alle tödlich Verunglückten, die man aufgefunden hat, sofort einem Registrierverfahren unterzogen worden. Man hat dabei das neueste verfeinerte Mikro-Radarsystem angewendet, das sogar die geheimsten Windungen der Gehirnstruktur aufnimmt und damit auch die geistigen Gaben und Fähigkeiten, die moralische Haltung, kurzum die ganze Persönlichkeit. Das hat man doch gewiß auch mit Jack getan, nicht wahr?“
    Eddies Mutter nickte. „Nur“, stammelte sie, „war leider Jacks ganze Hirnschale zertrümmert. Selbst für eine Anwendung der allerneuesten wissenschaftlichen Fortschritte ist nicht genug von ihm übriggeblieben! Oh – du und deine verfluchte Wissenschaft, Mitch!“ Wieder begann sie zu weinen.
    Mitchell Prells Ausdruck veränderte sich, als er knurrte: „Immer noch allzu viele Menschen, die die wichtigsten Dinge vernachlässigen! Vielleicht findet sich trotzdem noch ein Weg. Denen, die es angeht, wird schon etwas einfallen. Schaeffers Assistent, Doktor Merrimac hat eine lange Versuchsreihe auf diesem Gebiet hinter sich. Aber lassen wir das jetzt. Ich habe so vieles, was mir Sorgen macht, Schwester.“
    „Dein eigenes Fell zum Beispiel, nicht wahr?“
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