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Memoria

Memoria

Titel: Memoria
Autoren: Raymond Khoury
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dichter, schwarzer Fu-Manchu-Bart kam zum Vorschein. Im selben Moment quoll Blut aus seinem Mund. Er ließ die Pistole fallen und griff mit beiden Händen nach dem Messer, aber Michelle hatte es tief hineingestoßen, und es steckte fest. Offenbar hatte sie die Schlagader getroffen, denn das Blut sprudelte stoßweise aus der Wunde und spritzte an den Türrahmen links neben ihm.
    Sie verlor keine Zeit damit zuzusehen. Erst recht nicht, da ihr Instinkt ihr laut zuschrie, dass der Mann aller Wahrscheinlichkeit nach nicht allein war.
    Sie landete einen Tritt in den Unterleib des Eindringlings, der gurgelnde Laute ausstieß und rücklings gegen die Wand im Flur prallte. Vor Michelle lag, verführerisch nahe, die Pistole, die er hatte fallen lassen. Sie bückte sich danach, als am anderen Ende des Flurs ein zweiter Mann erschien, maskiert und bewaffnet wie der erste. Der Mann fuhr erschrocken zurück, als er seinen blutüberströmten Kameraden sah, dann begegnete er Michelles Blick und zielte augenblicklich auf sie, die Pistole fest in beiden Händen. Michelle erstarrte, im Fadenkreuz gefangen, und sah dem Tod ins Auge, dort im Flur vor ihrer Küche – aber der Tod kam nicht. Der Schütze zögerte eine lange Sekunde, lang genug, dass sie die Waffe vom Boden aufheben, sich umdrehen und mehrere Schüsse auf ihn abfeuern konnte. Holz und Putz splitterten von den Wänden neben ihm, während er hastig in Deckung ging. Sie hörte ihn rufen: «Sie ist bewaffnet.»
    Da waren also noch mehr.
    Michelle wusste nicht, wie viele oder wo sie waren. Aber eines wusste sie: Alex war hinten im Garten. Höchste Zeit, von hier zu verschwinden und ihn in Sicherheit zu bringen.
    Ihr Verstand arbeitete auf Hochtouren, allein auf dieses eine Ziel gerichtet. Schnell ging sie hinter der Küchenwand in Deckung und horchte über das Pochen in ihren Ohren hinweg auf Geräusche aus dem vorderen Teil des Hauses. Jetzt. Sie feuerte drei Schüsse in den Flur, um die Eindringlinge zu verunsichern, dann rannte sie durch die Küche und zur Terrassentür hinaus, rannte, von ihrem Überlebensinstinkt getrieben, so schnell ihre Beine sie trugen.
    Alex saß auf dem Rasen und spielte wieder einmal mit seiner kleinen Armee aus
Ben- 10 -
Figuren eine epische Schlacht. Michelle steckte sich im Laufen die Pistole in den Hosenbund, riss in vollem Lauf den kleinen, kaum über einen Meter großen Jungen hoch und rannte weiter.
    «Ben», protestierte der Junge, als ihm eine Spielzeugfigur aus der kleinen Hand fiel.
    «Wir müssen weg, Schatz», erwiderte Michelle atemlos und drückte ihn an sich, einen Arm um seinen Rücken gelegt, eine Hand an seinem Hinterkopf.
    Sie sprintete über den Rasen zur Garagentür. Als sie sie erreicht hatte, sah sie sich kurz um. Ihr Herz schlug so heftig, dass es ihr den Brustkorb zu sprengen schien. Sie sah einen der Männer aus der Terrassentür kommen, doch im selben Moment hatte sie schon die Garagentür aufgerissen, war hineingeschlüpft und schloss sie hastig von innen ab.
    «Mommy, was ist los?»
    Alex’ Mund bewegte sich, aber seine Worte drangen nicht in Michelles Bewusstsein. Sie sah sich nach allen Seiten um, einen einzigen Gedanken im Kopf: Flucht. «Wir machen einen Ausflug, okay?», sagte sie zu Alex. «Nur einen kleinen Ausflug.»
    Sie riss die Tür ihres Jeeps auf, packte Alex hinein und warf sich auf den Fahrersitz. Der Wrangler stand mit dem Heck zum geschlossenen Kipptor der Garage.
    «Da runter, Schatz», sagte sie zu Alex und schob ihn mit sanftem Nachdruck in den Fußraum vor dem Beifahrersitz. «Duck dich. Wir spielen Verstecken, okay?»
    Er sah sie unsicher an, dann lächelte er zögernd.
    «Okay.»
    Sie rang sich ebenfalls ein Lächeln ab, während sie den Zündschlüssel drehte. Der Sechszylinder erwachte grollend zum Leben.
    «Bleib unten, ja?», schärfte sie dem Jungen noch einmal ein, dann legte sie den Rückwärtsgang ein, trat das Gaspedal durch, blickte über die Schulter nach hinten und ließ die Kupplung mit einem Ruck kommen.
    Der Jeep machte einen Satz rückwärts, brach durch das Garagentor und raste in einem Hagel von Gummifetzen und Blechteilen auf die Straße hinaus. Michelle bemerkte einen weißen Lieferwagen, der vor dem Haus geparkt war, und trat heftig auf die Bremse. Während der Jeep mit quietschenden Reifen zum Stehen kam, sah sie zwei Männer, ebenfalls in weißen Overalls, aus ihrer Haustür stürmen. Michelle legte mit einem Ruck den Vorwärtsgang ein und raste davon, den Rückspiegel
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