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Melodie des Südens

Melodie des Südens

Titel: Melodie des Südens
Autoren: Gretchen Craig
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Hunde auf einen Sklaven gehetzt hat.«
    »Nein, Missy, die Hunde sind mit dem neuen Mann gekommen.«
    Marianne schaufelte Erde in den nächsten Topf und sagte dann: »Die Hunde könnte ich vielleicht loswerden.«
    »Mr Adam wollte die Hunde für die Jagd nehmen, habe ich gehört.«
    »Aber doch keine Hunde, die schon Sklavenblut geschmeckt haben!«
    Joseph sah sie an, und sein Blick war nicht der eines Sklaven, der direkten Blickkontakt mit seiner Herrin eher vermeidet, sondern der eines gleichberechtigten menschlichen Wesens.
    Marianne legte ihre Schaufel hin. »Ich werde das wohl am besten erledigen, solange Adam noch fort ist.«
    Nachdem sie gebadet und gefrühstückt hatte, zog Marianne ihr braunes Seidenkleid an. Sie steckte ihr welliges Haar hoch und betrachtete sich im Spiegel. Sah sie gebieterisch genug aus? Keine einfache Sache für eine junge Frau von zwanzig Jahren. Ich sehe immer noch zu jung aus, dachte sie. Dann setzte sie die scheußliche Spitzenhaube auf und legte einen gehäkelten Schal um. Viel zu warm, aber so wirkte sie etwas älter.
    Als sie das Arbeitszimmer ihres Vaters betrat, stand Mr McNaught aus dem Ledersessel auf und nahm den Hut ab.
    »Guten Morgen, Mr McNaught«, sagte sie.
    »Guten Morgen, Miss.« Er hatte sich rasiert und das Haar mit Wasser zurückgekämmt, und auch sein Hemd war ziemlich frisch. Aber sie bemerkte, dass er sich eine ganze Weile die Fingernägel nicht geschnitten hatte. Was Vater an diesem Mann fand, verstand sie überhaupt nicht. Ihr kam er eher langsam und dumm vor.
    Sie nahm all ihr Selbstvertrauen zusammen und trat hinter den großen Schreibtisch ihres Vaters. »Sie dürfen sich setzen«, sagte sie ruhig. Sie selbst blieb stehen.
    »Mein Vater wird noch für ein paar Wochen unterwegs sein«, begann sie. »Und bis zu seiner Rückkehr trage ich die Verantwortung für Magnolias.«
    Mr McNaught räusperte sich. »Ich dachte, Mr Adam hat die Leitung übernommen.«
    Marianne legte den Kopf zur Seite und sah den Mann fest an. »Wie Sie sicher wissen, ist mein Bruder ebenfalls unterwegs.« Natürlich wusste er das. McNaught bewegte sich unruhig auf seinem Sitzplatz. Er fühlte sich offenbar unwohl. Umso besser.
    »Die Hunde, die Sie heute Nacht eingesetzt haben, die Hunde, die den Jungen namens Peter angegriffen haben, wie viele gehören zu dieser Meute?«
    »Dreizehn. Aber gestern habe ich nur acht oder neun mitgenommen.«
    »Und Sie haben sie dafür abgerichtet, Sklaven zu jagen, Mr McNaught?«
    »Sie sind für die Jagd abgerichtet, Miss, und es braucht nicht viel, um von Wild zu Sklaven zu wechseln. Sie lernen das ganz schnell. Der Trick besteht einfach darin, den Hund mit der besten Witterung zum Anführer zu machen. Am besten einen Bluthund. Die Kopfjäger dagegen, nun …«
    »Danke, Mr McNaught, das Prinzip ist mir klar. Ich wünsche, dass sie die Meute auflösen.«
    Für einen Augenblick sah er sie nur an, und wieder einmal fragte sie sich, ob er wirklich so dumm war. »Die Meute auflösen?«
    »Ja, ich möchte die Hunde nicht töten lassen, wenn es nicht nötig ist. Sie können Sie auf die verschiedenen Besitztümer meines Vaters verteilen. Cane Haven kann sicher einen oder zwei übernehmen, und die Versorgungsfarm ebenfalls.«
    McNaught stand auf und zerknautschte den Hut in seiner großen Faust. »Jetzt machen Sie aber mal halblang, Miss …«
    »Es ist mir egal, wie Sie das organisieren, aber die Meute muss getrennt werden. Wir werden hier keine Hunde dulden, die einen Mann gejagt und ihn zerbissen haben, als wäre er ein Tier.«
    »Aber einige von den Hunden gehören mir, und Mr Johnston hat nie gesagt …«
    Marianne unterbrach ihn wieder. Ihr Platz hinter dem großen Mahagoni-Schreibtisch gab ihr Macht, hatte sie festgestellt. Diesen Kampf würde sie gewinnen.
    »Mr Johnston ist nicht hier, das sagte ich bereits. Für eventuelle Verluste werde ich Sie entschädigen. Und ich werde meinen Vater darüber informieren, wie gut sie mit mir zusammengearbeitet haben.« Sie sah ihm in die Augen. »Wie gut Sie meinen Anweisungen gefolgt sind.«
    Marianne beobachtete, wie McNaught mit sich kämpfte. Seine blauen Augen waren dunkel vor Zorn und seine helle Haut gerötet. Sie konnte sich vorstellen, was er jetzt dachte: Was bildet diese Frau sich ein, wer sie ist? Nun, derzeit hatte sie jedenfalls die Leitung dieser Plantage.
    Ohne sich noch zu verabschieden, setzte McNaught den Hut wieder auf und wandte ihr den Rücken zu. Das war’s, dachte sie. Keine blutrünstigen
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