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Melina und das Geheimnis aus Stein

Melina und das Geheimnis aus Stein

Titel: Melina und das Geheimnis aus Stein
Autoren: Marlene Röder
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verschwunden.
    „Hey, komm zurück!“, brülle ich und bleibe mit Seitenstechen stehen.
    „Du bist ja nur sauer, weil er jetzt schneller ist als du!“, flüstert mir Pippa frech ins Ohr. Die nervt heute echt mit ihren Kommentaren.
    „Quatsch!“, widerspreche ich.
    In dem Moment hören wir Geschrei. Hohe, zittrige Schreie durchbrechen die Friedhofsstille.
    „Auweia!“ Pippa klammert sich erschrocken an meinem Ohr fest.
    Da kommt Will wieder um die Ecke geschossen, er schlägt gegen seinen Grabsockel und ruft: „Frei!“ Dann schaut er mich an. „Da sind andere.“ Erstaunt und neugierig blickt er zurück zur Wegbiegung.
    „Los, hoch da! Schnell!“ Ich schubse ihn zurück zu seinem Sockel und helfe ihm hoch. Aber bevor ich es schaffe, ihn einschlafen zu lassen, taucht zwischen den Büschen eine Gestalt auf. Es ist der Steinkauz mit einer Pfeife im Mundwinkel. Er kommt auf uns zu.
    „Verhalte dich still!“, zische ich zu Will hoch. Ich weiß nicht, wie ich ihm begreiflich machen soll, dass außer mir niemand sehen darf, wie er sich bewegt.
    Der Steinkauz kommt näher und bleibt schließlich direkt vor mir stehen.
    Er ist groß, bestimmt zwei Köpfe größer als mein Vater. Paps hat auch keine Augenbrauen, die aussehen wie zwei pelzige Raupen. „Sag mal, Mädchen, du bist doch öfter hier. Ist dir schon mal irgendetwas Verdächtiges aufgefallen?“, fragt er und bläst mir Pfeifenrauch ins Gesicht.
    „Mir? Was denn? Nö.“ Pippa, die sich in meinen Haaren versteckt hat, zieht kräftig an einer Strähne und ich verstumme.
    Hinter dem Steinkauz trippeln die beiden Omis heran und klammern sich ängstlich aneinander.
    „Ja, diese Damen behaupten, sie hätten hier einen … ähm …“
    „Einen Geist, sagen Sie’s ruhig! Wir haben einen Geist gesehen!“, unterbricht ihn die Oma mit den fliederlila getönten Haaren forsch und wedelt aufgeregt mit ihrem Krückstock. „Er war ganz weiß und hatte Flügel!“
    Der Steinkauz runzelt die Stirn, sodass die Augenbrauen-Raupen fast bis zu seinem Haaransatz hochrutschen. „Hören Sie, wenn man einen nahen Angehörigen verloren hat …“ Beruhigend fasst er die alte Frau am Arm.
    Doch sie schüttelt seine Hand ab. „Mein Mann ist schon seit mehr als zehn Jahren tot! Wir kommen jede Woche zur Grabpflege her und wir haben noch NIE einen Geist gesehen. Wollen Sie etwa andeuten, dass wir nicht mehr ganz dicht sind?“ Die lila Oma wedelt so empört ihren Stock, dass der Steinkauz zurückweicht. „Ich löse jeden Tag zwei Kreuzworträtsel, Hubertus! Mein Hirn funktioniert tadellos! Und ich schwöre …“ Die Spitze des Stockes verharrt zitternd in der Luft und weist auf Wills Grabmal. „Ich schwöre, dass der Geist genauso aussah, wie diese Statue da drüben!“
    Jetzt starren alle Will an. Zum Glück steht er marmorstill und sieht aus wie eine ganz normale Statue. Die beiden Omis bekreuzigen sich und treten hastig den Rückweg an.
    Hubertus, der Steinkauz, murmelt etwas von beginnender Altersdemenz. Dann wirft er einen letzten scharfen Blick zu Will hinüber. „Ein wenig seltsam ist es schon … Ich war mir sicher, der Engel auf diesem Grab würde sitzen.“
    „Er steht aber“, werfe ich hastig ein.
    „Das sehe ich auch“, knurrt Hubertus und folgt den beiden alten Damen Richtung Ausgang.
    Kaum ist er um die Ecke verschwunden, schiebt sich Pippa zwischen meinen Haaren hervor und tanzt auf meiner Schulter hin und her. „Wir haben sie ausgetrickst!“, ruft sie und lacht. „Will, du brauchst dich nicht mehr zu verstecken, sie sind weg!“
    Will bewegt sich, er kniet sich auf seinen Sockel und beugt sich zu mir herunter. „Es gibt andere“, sagt er mit glänzenden Augen und schaut mich erwartungsvoll an.
    „Natürlich gibt es andere“, antworte ich genervt. „Hör mal, Will, ich muss weg. Bestimmt warten sie zu Hause schon auf mich.“ Das ist eine Lüge, aber das kann er ja nicht wissen.
    „Was ist ‚zu Hause‘?“, fragt er.
    Aber da berühre ich seinen Fuß und er wird zu Stein. Manchmal ist es praktisch, wenn man nicht antworten muss.

In Lappland schmeckt das Popcorn salzig
    Jessie wirft ihren Ball gegen die Schulhofmauer und fängt ihn geschickt wieder auf. „Meine Mama sagt, dass deine Mutter krank ist. Dass sie De-pres-sio-nen hat.“
    Bei jeder Silbe dotzt der Ball gegen die Wand. Ich will dazwischenspringen und ihn Jessie aus der Hand schlagen. „Darauf wartet die doch nur!“, warnt mich Pippa, die anscheinend Gedanken lesen kann, und ich
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